Die Pyramide der Aktivisten
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Chronik

Lobauprotest: Camps werden jetzt bewacht

Seit mehreren Monaten besetzen Aktivistinnen und Aktivisten Baustellen für die Stadtstraße. Nachdem ein bewohnbarer Turm bei einem vermuteten Brandanschlag niedergebrannt ist, werden die Camps jetzt in der Nacht bewacht.

Seit dem Feuer sind die Wiederaufbauarbeiten im Grätzl der Aktivistinnen und Aktivisten bei der Südosttangente vorangeschritten. Auch eine Nachtwache wurde eingerichtet: „Jeden Tag übernachten in allen Camps Menschen und es gibt zwei Schichten für die Nachtwache. Das Schöne ist, dass es jetzt noch mehr Unterstützerinnen gibt, die
– auch wenn sie sonst nicht so viel Zeit in den Camps verbringen – in der Nacht helfen“, so Lucia Steinwender, Aktivistin von „System Change not Climate Change“ im „Wien heute“-Interview.

Bei den Ermittlungen zum möglichen Brandanschlag auf den Turm bei der Hirschstettner Straße gibt es laut Polizei aktuell keine neuen relevanten Erkenntnisse. Es wird weiterhin ermittelt.

Aktivistinnen und Aktivisten wollen bleiben

Auch in der Parkanlage bei der Anfanggasse in der Donaustadt wird seit Ende August die Stellung gehalten. Das angemeldete Camp soll – zumindest, wenn es nach den Aktivistinnen geht – auch über den Februar hinaus bleiben können. Gespräche zwischen den Aktivistinnen und Aktivisten und Vertreterinnen der Stadt an einem gemeinsamen Tisch hat es allerdings noch nicht gegeben. „Wir haben immer wieder Gespräche gefordert und werden das weiterhin tun. Wenn ich mich aber mit jemandem an einen Tisch setze und mit ihm auf Augen höhe sprechen will, dann kann ich nicht die Existenz dieser Person zerstören wollen“, so Aktivistin Lena Schilling.

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Eine Aktivistin malt ein Schild
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Nach der mutmaßlichen Brandstiftung …
Eine der besetzten Baustellen
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… laufen in dem Camp der Aktivistinnen und Aktivisten die Wiederaufbauarbeiten
Bauwerk der Aktivisten
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Freiwillig will man die besetzten Baustellen keinesfalls räumen
Baumaterialien
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Gespräche mit der Stadt hat es noch keine gegeben
Eine Aktivistin schaukelt
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Die Fronten sind verhärtet

Die Stadt hatte den Besetzerinnen und Besetzern sowie einigen, die sie unterstützen, ja Klagsdrohungen in Millionenhöhe geschickt. „Solange das im Raum steht, sind Gespräche für uns nicht möglich“, so Schilling. Die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) betont im „Wien heute“-Interview, dass ihre Hand ausgestreckt bleibe. „Ich habe wiederholt Einladungen ausgesprochen. Ich habe gesagt, von Seiten der Stadt gibt es keine Bedingungen für die Gespräche. Ich bin an ehrlichen Gesprächen interessiert, abseits der medialen Bühne, also wirklich informelle Gespräche. Weil es mir wirklich um die Auflösung dieser problematischen Situation geht“, so Simo.

Eingefahrene Fronten

Die Fronten scheinen eingefahren. Ein freiwilliger Abzug steht jedenfalls nicht auf dem Programm: „Die Stadt Wien hat uns im Dezember in der Hausfeldstraße mit der Räumung gedroht. Als daraufhin hundert mehr Menschen gekommen sind, hat sie versucht, uns mit Klagsdrohungen verbal zu räumen. Aber wir halten weiterhin die Stellung“, so Steinwender. Auch das „Wüstengrätzl“ mit Pyramide bei der Hausfeldstraße hat sich auf Bleiben eingerichtet.

Lobau-Camp wird bewacht

Um Sicherheit geht es auch bei den von Klimaaktivisten und Aktivistinnen besetzen Baustellen in Hirschstetten und dem genehmigten Camp der Stadtstraßen-Gegner in der Donaustadt. Seitdem ein bewohnbarer Turm der AktivistInnenen bei einem vermuteten Brandanschlag niedergebrannt ist, gibt es – selbst organisiert – Aufpasser in der Nacht.

„Wenn die Leute die Möglichkeit haben, mit den Öffis ins Zentrum zu kommen, werden die Straßen ohnehin entlastet. Dann stehen jene Menschen, die auf das Auto angewiesen sind, auch nicht mehr im Stau. Ich bin also nicht der Meinung, dass diese Straße weiterhin notwendig ist“, so eine Aktivistin. Der Protest gegen die Stadtstraße und für den Öffi-Ausbau bleibt für sie bestehen.