Lehrer schreibt an die Tafel
ORF.at/Zita Klimek
ORF.at/Zita Klimek
Bildung

Gewerkschaft: Täglich kündigen Lehrer

In Wiens Pflichtschulen herrscht „Personalnotstand“, heißt es von der Gewerkschaft – bis zu zehn Lehrerinnen und Lehrer täglich hätten im Dezember gekündigt oder sich versetzen lassen. Die Bildungsdirektion bestätigt mehr als 60 Abgänge in den vergangenen Monaten.

Für Thomas Krebs, den Vorsitzenden der Gewerkschaft Pflichtschullehrerinnen Wien, FCG, ist die Situation inzwischen mehr als angespannt: „Besonders schlimm ist es zur Zeit im Bereich der Volksschule und der Sonderpädagogik. Da lösen sehr viele das Dienstverhältnis auf, gehen in andere Bundesländer oder verlassen den Beruf“, so Krebs im Interview mit „Wien heute“. Bis zu zehn Lehrerinnen und Lehrer täglich hätten im Dezember ihren Job verlassen. „Wir haben in Wien derzeit keinen Personalmangel im Pflichtschulbereich mehr, sondern einen Personalnotstand. Wir können zum Teil wirklich Grundbedürfnisse nicht mehr abdecken“, so Krebs.

Probleme von Quereinsteigern bis Parkpickerl

Die Gründe dafür liefert eine Pflichtschulpädagogin in Simmering, die anonym bleiben möchte gegenüber „Wien heute“. Es fehle an ausgebildeten Lehrkräften, immer öfter gebe es Quereinsteiger ohne pädagogische Ausbildung. Pendlerinnen und Pendler müssen aufgrund des flächendeckenden Parkpickerls bald überall für die Kurzparkzone bezahlen. Dazu komme die Mehrbelastung durch die CoV-Pandemie. „Wir haben für das Aufrechterhalten der Sicherheit in den Schulen einfach sehr viele Zusatzaufgaben übernommen, die nichts mit pädagogischer Arbeit zu tun haben“, kritisiert auch Krebs.

Unmut unter Lehrern

In Wien lassen sich sich laufend Lehrer und Lehrerinnen versetzen oder quittieren ihren Dienst. Grund ist die Pandemie.

In der Wiener Bildungsdirektion bestätigt man Abgänge in den vergangenen Monaten, wenn auch nicht die Zahlen der Gewerkschaft. Von September bis Dezember 2021 habe es sechs Totalabgänge sowie 60 einvernehmliche Dienstauflösungen gegeben. „Bei 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben wir gemeinsam entschieden – Dienstnehmer und Dienstgeber –, da gibt es eine Ersatzkraft und da gibt es auch unter dem Schuljahr die Möglichkeit, in ein anderes Bundesland zu wechseln und das Dienstverhältnis zu beenden“, so Bildungsdirektor Heinrich Himmer im „Wien heute“-Interview.

Administratives Personal soll aufgestockt werden

Man wolle gute Lehrkräfte aber jedenfalls behalten und unterstützen, so Himmer. Deshalb habe man ein Maßnahmenpaket geschnürt. „Wien wird jetzt allen Schulen administrative Unterstützung geben – und zwar in Form von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Lehrerinnen und Lehrer bei nicht-pädagogischen Aufgaben entlasten.“ Zu den Maßnahmen zähle auch der stärkere Einsatz von Digitalisierung, wird betont.