Die Ampel in der Leopoldstadt, an der die Nachrichten angebracht wurden
Louis Ebner
Louis Ebner
Chronik

Warten auf Grün: Passanten schreiben Notizen

Die Fußgängerampel an der Brigittenauer Lände beim Siemens Nixdorf Steg sorgt für ungewöhnlich lange Wartezeiten. Dadurch ergab sich ein geschriebener Dialog der Wartenden. Sie tauschen sich über die Liebe aus und verkürzen anderen damit das Warten.

„Diese Ampel ist immer rot. Ich warte hier 2 Wochen pro Jahr. Habe hier meinen Mann kennengelernt und 2 Kinder gezeugt. Danke, Stadt Wien!“ So lautet die erste zynische Nachricht, die an der Ampel angebracht wurde. Daraufhin folgten weitere Botschaften an der Ampel, wie auch der „Falter“ und „Heute“ berichten.

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Eine Nachricht auf der Ampel. Darauf steht: „Diese Ampel ist immer rot. Ich warte hier 2 Wochen pro Jahr. Habe hier meinen Mann kennengelernt und 2 Kinder gezeugt. Danke, Stadt Wien!“
Louis Ebner
Eine Nachricht auf der Ampel. Darauf steht: „Diese Ampel wird alle 100 Sekunden grün, wenn man drückt, dann haben die Autos eine grüne Welle. Ich habe meine Freundin auf Tinder kennengelernt und wir haben keine Kinder.“
Louis Ebner
Eine Nachricht auf der Ampel. Darauf steht: „Seit ich meinem Gspusi (welchen ich auf Tinder kennengelernt habe) erzählt habe, dass die Ampel immer rot ist, ist die Ampel immer grün, sobald ich mit ihm in die Nähe komme. Ich habe keien Kinder, nur einen Hund und eine furzende Mitbewohnerin. GaLiGrü“
Louis Ebner
Eine Nachricht auf der Ampel. Darauf steht: „Auch ich verbringe jährlich 2 Wochen an dieser Ampel. Das sind ungefähr 20160 Minuten jedes Jahr und 161280 Minuten insgesamt, seitdem ich hier arbeite. Leider habe ich hier noch keinen Mann kennen gelernt und bin auch nicht über Tinder fündig geworden. Zum Glück habe ich noch keine Kinder.“
Louis Ebner

Als Antwort schrieb eine weitere Person: „Diese Ampel wird alle 100 Sekunden grün, wenn man drückt, dann haben die Autos eine grüne Welle.“ Auch auf ihr Liebesleben ging sie genauer ein: Sie habe ihre Freundin auf der Dating-Plattform „Tinder“ kennengelernt. Das Paar habe keine Kinder.

„Auch ich verbringe jährlich 2 Wochen an dieser Ampel“, schreibt eine weitere Wartende in Bezug auf den ersten Text. Sie rechnete weiter: „Das sind ungefähr 20.160 Minuten jedes Jahr und 161.280 Minuten insgesamt, seitdem ich hier arbeite.“ Einen Mann kennengelernt habe sie hier noch nicht; auch auf „Tinder“ sei sie nicht fündig geworden. „Zum Glück habe ich noch keine Kinder“, schrieb sie abschließend.

„Ich warte hier zwei Wochen pro Jahr“

Bei diesem Fußgängerübergang an der Brigittenauer Lände kommt es zu ungewöhnlich langen Wartezeiten. Um ihren Unmut kundzutun, haben Wartende humorvolle Botschaften an der Ampel angebracht.

Vierbeinige Familie

„Ich habe keine Kinder, nur einen Hund und eine furzende Mitbewohnerin“, so die nächste Person auf der bereits mit Textbotschaften vollgepflasterten Ampel. Auch in ihrem Liebesleben nehme die Ampel Platz ein: „Seit ich meinem Gspusi (welchen ich über Tinder kennengelernt habe) erzählt habe, dass die Ampel immer rot ist, ist die Ampel immer grün, sobald ich in die Nähe komme.“ Sie beendete die Nachricht mit „GaLiGrü“, also „Ganz lieben Grüßen“.

Eine Nachricht auf der Ampel. Darauf steht: „Ich habe zum Glück weder Kinder noch Mann. Dafür habe ich eine ganz wunderbare Katze. Wenn ich an dieser Ampel stehe, freue ich mich immer so sehr, dass ich sie gleich wieder sehen werde. Dann schaue ich nach rechts und wenn keien Autos kommen, gehe ich einfach bei rot über die Straße. So stehe ich keien 2 Wochen im Jahr hier.“
Louis Ebner
An der Ampel freut sich die Verfasserin oder der Verfasser immer, diese Katze wiederzusehen

Der neueste Beitrag an der Ampel dreht sich weniger um romantische Liebe, als um das Glück mit einem Haustier: „Auch ich habe zum Glück weder Kinder, noch Mann. Dafür habe ich eine ganz wunderbare Katze.“ Der Stolz lässt sich sehen: Ein Bild des flauschigen Haustiers nimmt knapp die Hälfte der A4-Seite ein. Wohl aus gutem Grund: „Wenn ich an der Ampel stehe, freue ich mich immer so sehr, dass ich sie gleich wieder sehen werde.“

Außerdem schrieb sie, sie warte hier im Gegensatz zu den anderen keine zwei Wochen im Jahr: „Dann schaue ich nach rechts und wenn keine Autos kommen, gehe ich einfach bei rot über die Straße.“ Dieselbe Empfehlung erhielt auch unser wien.ORF.at-Redakteur an Ort und Stelle mehrmals von Passantinnen. Er ist aber sicherheitshalber gleich auf der anderen Straßenseite geblieben.