Der Karikaturist Rudi Klein
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Kultur

Rudi Klein geht in Zeichenpension

Der Cartoonist Rudi Klein hört auf. Nachdem er vier Jahrzehnte lang für Zeitungen wie Profil, Trend, Falter, der Süddeutschen Zeitung und der Zeit zeichnete, geht er nun im Alter von 70 Jahren in den Ruhestand.

„Es ist genug, man muss nicht unbedingt am Zeichentisch umfallen“, sagte Klein in „Wien heute“. Vollkommen verschwinden werden seine Zeichnungen aber nicht. Er plant weiterhin Ausstellungen und wird ein Mal wöchentlich für den Standard zeichnen. Rechnungen stellt er aber nicht mehr. Er betrachtet seinen wöchentlichen Beitrag als seine persönliche Presseförderung für die Tageszeitung: „Normalerweise zahlen wir ja alle für die Presseförderung, aber da werden Sachen gefördert, die ich zutiefst verachte“, fügte er hinzu.

Die Botschaft muss ankommen

Für Klein macht vor allem eine gute Idee die Zeichnung aus. „Die Ausführung kann weniger schön sein. Wenn der Witz gut ist, da kann man das mit Strichmännchen auch regeln“, sagte er. Selbst habe er seinen Stil immer reduziert. Unwichtige Dinge wie Nasen oder Ohren habe er weggelassen, wo es möglich war.

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Krikatur von Rudi Klein. Eine Figut steht vor dem Spiegel und sagt: „Vielleicht sollte ich mich mit Salz einreiben – das soll ja bekanntlich Fleisch haltbar machen!“
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Eine Kariktur von Rudi Klein. Ein Vogel mit zwei küken. „Hört endlih auf zu kreischen, sonst melde ich euch zum Song-Contest an!“
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Eine Cartoonist von Rudi Klein: Der Lochgott.
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Eine Karikatur von Rudi Klein. Ein Paar neben einem Auto. „Sollen wir die Bremsen reparieren oder einfach den ‚Ich bremse auch für Tiere‘-Kleber entfernen?“
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Eine Karikatur von Rudi Klein. „Piktogramme für die Fußball-Europameisterschaft“
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Manchmal hängt der reduzierte Stil auch mit Zeitnot zusammen. Zum Teil riefen Zeitungen Klein zwei Stunden vor Abgabefrist an und bestellten eine Zeichnung. Dafür habe er bei so kurzfristigen Aufträgen relativ viel Freiheit. Klein kritisierte die künstlerischen Einschränkungen unter denen er teilweise arbeitete: "Wenn irgendein Inserent etwas dagegen haben könnte, wird es nicht gedruckt. Man entwickelt dann irgendwann eine Selbstzensur.

Klein sei froh, keine Karikaturen zu tagespolitischem Geschehen mehr zeichnen zu müssen. „Ich habe jetzt zwei Jahre lang Corona-Witze und Kurz-Witze gemacht. Das ist nervig einfach“, sagte Klein. Er habe Politikerinnen und Politiker nicht realistisch gezeichnet, weil sie schlichtweg nicht interessieren würden, so Klein: „Die sind ja vergänglich. Wer erkennt noch die Politiker vor zehn Jahren? Mich haben nur Zusammenhänge interessiert.“

Cartoon-Zeichner Rudi Klein hört auf

Der Wiener Cartoon-Zeichner Rudi Klein ist nicht nur mit seinem „Lochgott“ bekannt geworden. Jetzt geht er in Pension und schaut mit uns zurück.

Der Lochgott und der furchtlose Angsthase

Mit seinem Lochgott hat Klein ein religiöses Abbild geschaffen, der dem Menschen ähnlich sein soll. Klein drückte das so aus: „Genau dasselbe kleine Arschloch, das wir auch sind und nicht die große leuchtende Gestalt.“ Mit dem Lochgott wollte er einen göttlichen Charakter erschaffen, der weder alles weiß noch alles richtig macht.

Auf seinem Grabstein soll einmal „Furchtloser Angsthase“ stehen. Inzwischen hoffe er aber heimlich auf ein Ehrengrab aus pragmatischen Gründen: „Damit meine Kinder nicht belastet sind“. Die Bedingung, die Klein aber stellt: „Nicht neben dem hässlichen Falco-Grab.“ Dann ließe er sich lieber verscharren, so der Cartoonist.