Lipizzaner macht  „Courbette an der Hand“ , ein der Lektionen der „Schulen über der Erde“ der Spanischen Hofreitschule Wien
SRS/Rene van Bakel
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Chronik

Kritik an Hofreitschule bleibt aufrecht

Nachdem der Aufsichtsratvorsitzende der Spanischen Hofreitschule, Johann Marihart, zurückgetretenen ist, hat der frühere Erste Oberbereiter, Klaus Krzisch, seine Kritik an der berühmten Traditionseinrichtung am Dienstag in einer Pressekonferenz erneuert.

Dass ein von der Tochter des Aufsichtsratsvorsitzenden erworbener Lipizzaner („Maestoso Fantasca“) bei vielen Vorführungen im Einsatz war, habe keinen Vorteil für die Hofreitschule dargestellt, zeigte sich er und sein Anwalt Dominik Konlechner in der Pressekonferenz überzeugt. Gefordert wurden zudem grundlegende Reformen.

Gutachten vorgelegt: „Marktübliche Bedingungen“

Die Hofreitschule hatte zuletzt ein Wirtschafts-und Rechtsgutachten in der Causa vorgelegt. Laut diesem sind sowohl der Verkauf des Hengstes als auch der in weiterer Folge abgeschlossene Einstellungsvertrag zu marktüblichen Bedingungen erfolgt. Kritisiert wurde lediglich, dass Teile der Abmachungen nur mündlich vereinbart worden sind.

Die Tochter des mittlerweile zurückgetretenen Aufsichtsratvorsitzenden Marihart hatte den Hengst 2013 um 12.000 Euro von der Hofreitschule gekauft. Einer, der sich in diesem Zusammenhang an die Staatsanwaltschaft gewandet hatte, ist Krzisch. Der inzwischen pensionierte Beamte wurde schon vor Jahren dienstfrei gestellt, weil er die Zustände dort kritisierte habe, wie er in der Pressekonferenz berichtete. Auch an den aktuellen Vorfällen lassen er und sein Anwalt kaum ein gutes Haar.

Kritik an Hofreitschule bleibt aufrecht

Nachdem der Aufsichtsratvorsitzende der Spanischen Hofreitschule, Johann Marihart, zurückgetretenen ist, hat der frühere Erste Oberbereiter, Klaus Krzisch, seine Kritik an der berühmten Traditionseinrichtung heute in einer Pressekonferenz erneuert.

„Als einzige Frau der Welt“

Die Tochter des Aufsichtsratschef habe als „einzige Frau der Welt“ einen Lipizzaner reiten dürfen, der an Vorführungen teilgenommen habe. Dies sei sonst nur Bereiterinnen und Bereitern erlaubt. Selbst der Königin von Belgien sei eine derartige Bitte nicht gewährt worden, wurde betont. Auch wenn das Pferd für (mehr als 170, Anm.) Aufführungen zur Verfügung gestellt wurde, sei der Hofreitschule nie ein Vorteil entstanden, wurde beteuert.

Denn die Besitzerin hätte den Lipizzaner jederzeit veräußern können. Wenn alle Pferde Privaten gehören würden, „dann gibt man alles aus der Hand, was die Hofreitschule ausmacht“, beklagte Anwalt Konlechner. Er zeigte sich zudem überzeugt, dass eine Bereiterin der Besitzerin Reitstunden geben musste. Dies sei nicht auf Initiative der Mitarbeiterin selbst erfolgt, hieß es.

„Symptom einer tiefer liegenden Ursache“

Auch die Darstellung, dass die Ausbildung den Marktwert des Tieres nicht erhöht habe, wird angezweifelt. Berichtet wurde von Lipizzanern, die um bis zu 40.000 Euro verkauft worden seien. Dies sei deutlich mehr als die 12.000 Euro, die beim Ankauf gezahlt wurden, gab man zu bedenken.

„Der Fall ist nur ein Symptom einer tiefer liegenden Ursache“, konstatierte Konlechner. Die Ausgliederung im Jahr 2000 sei ein Fehler gewesen, versicherte er. Damals sei von einer Selbsterhaltungsfähigkeit ausgegangen worden. „Das ist eine Grundannahme, die falsch ist“, beteuerte er. Eine barocke Reitschule samt Gestüt sei nicht wirtschaftlich zu betreiben – denn sonst würde es Hunderte davon geben.

Konkrete Forderungen

Der Jurist sowie Ex-Bereiter Krzisch forderten, die Spanische Hofreitschule aus dem Landwirtschaftsministerium aus- und in das Kunststaatssekretariat einzugliedern. Die Basissubvention müsse mindestens zwei Mio. Euro pro Jahr betragen, befanden sie. Zugleich solle der Verwaltungs- und Geschäftsführungsapparat reduziert werden. Auch ein verbesserter Kündigungsschutz der inzwischen großteils nicht mehr beamteten Bereiterinnen und Bereiter wurde urgiert.

Hofreitschule: Reform angelaufen

Die Hofreitschule teilte am Dienstag mit, dass die „Optimierung des Regelwerks“ angelaufen sei. Um der Stellung als „weltbekannte und öffentliche Institution“ gerecht zu werden, würden in der Spanischen Hofreitschule künftig die höchsten internationalen Compliancestandards angewandt, hieß es in einer Mitteilung.

Gleichzeitig erfolge die Überarbeitung der seit Jahren bestehenden Geschäftsordnungen der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates, um Regelverstöße und Interessenskonflikte für die Zukunft „absolut auszuschließen“.

Kein Kommentar zu laufenden Anzeigen und Verfahren

„Als Schlussfolgerung der Angelegenheit des Privatpferdes ‚Maestoso Fantasca‘ ist es aus meiner Sicht essenziell, dass die Geschäftsordnung der Hofreitschule angesichts ihrer weltweiten Reputation zukünftig eine Compliance praktiziert, die höchsten internationalen Anforderungen entspricht und über den gesetzlichen Vorgaben liegt“, betonte Geschäftsführerin Sonja Klima.

Und weiter: „Gleichermaßen nehme ich die Kritik und Empfehlungen des jüngsten Rechnungshofberichts aus dem Zeitraum 2014 bis 2018 hinsichtlich des Einsatzes und des Wohlergehens der Schulhengste ernst, um sie einerseits, soweit unzutreffend, zu korrigieren, andererseits konsequent weiter zu optimieren.“ Die laufenden Anzeigen und Verfahren wurden nicht weiter kommentiert. Die Prüfung strafrechtlich relevanter Aspekte obliege naturgemäß den zuständigen Behörden, hieß es.