Rekruten des Bundesheers bei ihrer Angelobung am 26. Oktober 2021 in Wien
APA/Florian Wieser
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Chronik

Tauglichkeit fürs Heer in Wien gestiegen

Die Zahl der Grundwehrdiener sinkt in Wien seit Jahren. Jetzt könnte sich das jedoch ändern: Zumindest bei der Tauglichkeitsrate gab es im Vorjahr ein deutliches Plus. Das liegt wohl vor allem an den gelockerten Kriterien.

Seit März 2021 können die jungen Männer bei der Stellung nicht mehr nur als „tauglich“ oder „untauglich“ für den Wehrdienst eingestuft werden, sondern auch als „teiltauglich“. Betroffen sind davon alle ab dem Geburtsjahrgang 2003. Für die Jahrgänge davor gelten, auch bei späteren Stellungsterminen, noch die alten Kriterien.

2018 waren in Wien rund 61 Prozent der Stellungspflichtigen tauglich. 2019 und 2020 waren es jeweils um die 62 Prozent, also ähnlich viele. 2021 kletterte die Tauglichkeitsrate mit den gelockerten Kriterien auf 67,8 Prozent. Das ist der höchste Wert seit 2013.

Österreichweit einige hundert Teiltaugliche

Ohne Pandemie wäre die Tauglichkeitsrate 2021 möglicherweise noch höher gewesen. Denn durch pandemiebedingte Verschiebungen waren auch viele bei der Stellung, die eigentlich schon ein Jahr davor an der Reihe gewesen wären, also schon vor 2003 geboren wurden. Und für sie galten ja noch die strengeren Tauglichkeitskriterien.

Genaue Zahlen, wie viele junge Männer durch die neuen Regeln nun zusätzlich für den Wehrdienst in Frage kamen, gibt es laut Verteidigungsministerium noch nicht. Geschätzt seien bundesweit einige hundert als teiltauglich eingestuft worden, so ein Sprecher gegenüber wien.ORF.at. Die Auswertung der Zahlen sei durch die Pandemie-Verschiebungen bei den Stellungen komplexer als sonst. Erhofft hatte sich Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), dass jährlich bis zu 2.000 junge Männer mehr zur Verfügung stehen.

Pfefferspray statt Sturmgewehr

Mit Einführung der Teiltauglichkeit beim Bundesheer blieben zwar die neun Tauglichkeitsstufen bestehen – es wurden aber die Kriterien erweitert bzw. die Ausbildungsvoraussetzungen geändert. So soll nun etwa ein schulterverletzter Sportler künftig als tauglich eingestuft werden, hatte Tanner bei der Ankündigung erklärt. Statt am Sturmgewehr könnte er aufgrund seiner Verletzung aber am Pfefferspray ausgebildet werden. Nicht tauglich sollen nur mehr jene sein, für die der Grundwehrdienst physisch und psychisch tatsächlich nicht möglich ist.

Nur 42 Prozent entscheiden sich fürs Bundesheer

In Wien mussten in den vergangenen Jahren jeweils über 7.000 junge Männer zur Stellung beim Bundesheer. 2020 wurden wegen der Pandemie zahlreiche Stellungen auf und 2021 verschoben. Daher waren 2020 nur 5.208 stellungspflichtig, 2021 jedoch 9.066.

Von den Tauglichen entscheidet sich in Wien dann nicht einmal die Hälfte für den Wehrdienst, im Jahr 2020 waren es 42 Prozent. Die Zivildiener sind in Wien also klar in der Mehrheit. Auf Bundesebene ist das anders, da sind die Grundwehrdiener noch immer in der Mehrheit, auch wenn es hier über die Jahre einen Rückgang gibt.

Auch über die Gründe für die Untauglichkeit führt das Ministerium Buch. Häufigste Ursache sind demnach psychische bzw. Verhaltensstörungen sowie Kreislauferkrankungen. Auf Platz drei liegen Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten.