AARBÖ übernimmt grünes Kennzeichen
ARBÖ/Martin Steiger
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Verkehr

Noch nicht alles grün bei E-Autos

Der Anteil der E-Autos an Neuzulassungen hat sich von 2020 auf 2021 verdoppelt. Das macht sich auch an den Stromtankstellen in Wien bemerkbar. Doch es gibt noch mehr Baustellen auf dem Weg in eine emissionsfreie Autozukunft.

„Über 310.000 Ladungen wurden 2021 an den öffentlichen Ladestellen von Wien Energie durchgeführt, im Jahr davor waren es rund 130.000 Ladevorgänge“, rechnete der Energieversorger vor. Demnach tankten Autofahrerinnen und Autofahrer mehr als 5.300.000 Kilowattstunden Ökostrom an den öffentlichen Ladestellen. Das entspreche 28.000 klimaneutralen Autofahrten von Wien nach Bregenz und retour.

Elektroautos
APA/dpa/Paul Zinken
Autos an E-Ladestationen

Von 312 auf 1.188 Ladevorgänge täglich

Besonders deutlich sei der Zuwachs der Ladevorgänge im Monatsvergleich. „Haben im Dezember 2020 noch durchschnittlich 312 E-Autos pro Tag an den öffentlichen Wien Energie-Ladestellen getankt, waren es im Dezember 2021 bereits 1.188 tägliche Ladevorgänge, also fast viermal so viele“, so der zuständige Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Von Montag bis Freitag sei die Auslastung um etwa 40 Prozent höher als am Wochenende.

Die beliebtesten Wiener Stromtankstellen seien Morzinplatz (1010), Siebensterngasse (1070), Josef-Meinrad-Platz (1010), Amerlingstraße (1060) und Faulmanngasse (1040). In Planung seien zumindest zwei Schnellladeparks und weitere 200 öffentliche E-Ladestellen. Die beiden Parks mit je zehn Ladepunkten mit bis zu 150 kW pro Ladestelle sollen bis Mitte des Jahres in Nähe zu den Verkehrsadern entstehen.

Anteil an Hybrid-Fahrzeugen deutlich größer

Der Ausbau des öffentlichen Ladenetzes gilt als ein wesentlicher Bestandteil des gerade eben von der Stadtregierung beschlossenen Klimafahrplans. Darin vorgesehen ist ja unter anderem, dass ab 2040 keine Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotoren mehr in Wien gefahren werden. Doch aus den jüngsten Daten der Neuzulassungen lässt sich ablesen, dass österreichweit zwei Drittel der E-Autos hybride Antriebe haben, also Fahrzeuge mit Elektro- sowie Diesel- oder Benzinmotor sind. Dazu kommt noch, dass 84 Prozent der E-Autos auf Firmen zugelassen worden sind.

Zudem waren 40 Prozent der Neuzulassungen SUVs, die – egal mit welcher Antriebsform – auf jeden Fall mehr Treibstoff verbrauchen. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) spricht hier von einer „schlechten Entwicklung“ für den Klimaschutz und will eine Reform bei den Förderungen. Hybrid-Antriebe sollten nicht mehr gefördert werden, und bei reinen E-Autos sollte sich die Förderung am Energieverbrauch orientieren. Bemerkenswert dazu am Rande ist, dass das gebirgige Tirol den geringsten Anteil an SUVs in Österreich hat, während das eher flache Burgenland den höchsten Anteil an SUVs aufweist.

Straßenschild „E-Tankstelle“
APA/Barbara Gindl

Importeure und Händler orten Tarifdschungel

Ein Hemmnis mehr für Privatkunden ist laut Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure, und Klaus Edelsbrunner, Obmann des Bundesgremiums des Fahrzeughandels, der Tarifdschungel an öffentlichen Ladestationen. Dieser sei für Private kaum zu durchschauen und hindere daher viele, auf ein Elektroauto umzusteigen. Zudem wird oft noch nach Zeit und nicht nach tatsächlich „getankter“ Energie abgerechnet. Das Problem ist auch bei Wien Energie bekannt. Laut einem Sprecher will das Unternehmen das auch ändern, allerdings gebe es derzeit dazu noch keine Rechtssicherheit. Vorerst schicke man den Kundinnen und Kunden etwa eine Push-Nachricht, wenn das Auto aufgeladen ist.

Ein weiteres Problem ist, dass es bei E-Autos kaum Gebrauchtfahrzeuge gibt. Nur 12.000 Fahrzeuge seien zuletzt dieser Kategorie zuzuordnen gewesen, der größte Teil davon seien Vorführwagen gewesen. Emissionsfreie E-Autos sind laut Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) „die Zukunft auf unseren Straßen“. Allerdings scheint es aktuell noch so, dass Autofahrer und -fahrerinnen auf diesen Straßen noch länger mit Baustellen rechnen müssen.