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Coronavirus

Contact-Tracing soll weitergehen

Die Omikron-Welle steuert auch in Wien auf ihren Höhepunkt zu. Nur mehr in 32 Prozent der positiven CoV-Fälle kann die Infektionsquelle geklärt werden. In den Bundesländern bereitet man sich darauf vor, das Contact-Tracing einzustellen. Wien will aber noch nicht aufgeben.

Es sind fast 72.000 Menschen, die aktuell in Wien als mit dem Coronavirus infiziert gelten – so viele wie nie zuvor seit Beginn der Pandemie. Je mehr Menschen infiziert sind, desto geringer die Aufklärungsquote. Die Kontaktnachverfolgung werde jetzt fokussiert, sagte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im „Wien heute“-Interview.

„Angesichts der extrem hohen positiven Zahlen, die wir jetzt jeden Tag haben, ist klar, dass Contact-Tracing nicht mehr auf diese Art funktioniert wie als wir nur ein Zehntel dieser Zahlen gehabt haben, aber es ist noch zu früh, um da den Hut drauf zu schmeißen“, so Hacker.

CoV: Kontaktverfolgung eingeschränkt

Bei 72.000 Personen, die aktuell in Wien als mit dem Corona-Virus infiziert gelten, ist die Kontakt-Nachverfolgung nicht mehr wie bisher aufrechtzuerhalten. Nur mehr bei bestimmten Berufsgruppen wird nachgefragt und das Contact-Tracing wird generell umgestellt.

Fokus auf Kinder und Ältere

Daher werde man das Contact-Tracing bis auf weiteres aufrecht erhalten, um nach wie vor Infektionsketten so früh wie möglich zu unterbinden. Angesichts der hohen Zahl an Neuinfektionen wird beim Kontaktpersonenmanagment jetzt aber ein Fokus auf bestimmte Personengruppen gesetzt, in denen schnell Cluster drohen.

Hacker nennt Schulen und Kindergärten wie ältere Personen insbesondere in den Pensionisten- und Pflegeheimen. Das seien die „beiden großen Schwerpunkte“. Für alle dazwischen gebe es derzeit oft nicht mehr genügend Ressourcen.

Zahlen steigen weiter

Von Sonntag auf Montag gab es in Wien 7.127 Neuinfektionen. 359 (plus 27) Menschen werden im Spital behandelt, 56 (plus eins) von ihnen intensiv. 2.847 (plus drei) Menschen sind bisher in Zusammenhang mit CoV gestorben.

Aufklärungsquote unter Österreich-Schnitt

Fürs Contact-Tracing wird seit Pandemiebeginn Personal gesucht. 360 waren es noch Anfang November, 490 Personen sind aktuell beim Contact-Tracing beschäftigt – nicht genug, um alle Kontakte nach einem positiven Fall zu ermitteln. Derzeit liege der Schwerpunkt darauf, die Abläufe zu digitalisieren, hieß es am Montag aus dem Wiener Gesundheitsbüro. „Wir haben z.B. am Wochenende 18.000 Absonderungsbescheide automatisiert abgefertigt (…), weil mit linearen Personalaufnahmen alleine schaffen wir das nicht, also müssen wir Abläufe stärker automatisieren.“

Die Aufklärungsquote lag im vergangenen Sommer noch bei 80 Prozent. Jetzt liegt sie in Wien nur mehr bei 32 und damit unter dem Österreichschnitt von 36 Prozent. Oberösterreich mit einer Aufklärungsquote von 36 Prozent stellte am Montag das Contact-Tracing ein. Kontaktpersonen werden nicht mehr behördlich erfasst.

Lockerungen ab Mitte Februar in Aussicht

Hacker stellt außerdem auf Basis der Prognoserechnungen Lockerungen ab Mitte Februar in Aussicht, zumindest werde man dann darüber sprechen können. Bei den Infektionszahlen werde man den Höhepunkt in zwei Wochen sehen, „im Spital dann den Höhepunkt zwei Wochen nach hinten verlegt irgendwann in der ersten Februarhälfte“, so Hacker am Montag im „Wien heute“-Interview.

Hacker über mögliche Lockerungen von CoV-Maßnahmen ab Mitte Februar

„Zweifelsohne kann man danach wieder reden über Veränderungen dieser ganzen einschränkenden Maßnahmen. (…) Ich denke, dass wir in der zweiten Februarhälfte jedenfalls über Lockerungen von Maßnahmen reden können, wenn die Entwicklung so stattfindet, wie im Augenblick die Prognoserechnungen ausschauen“, so Hacker.

Starker Anstieg am Mittwoch erwartet

Ein Lockdown-Ende für Ungeimpfte sieht Hacker noch nicht am Horizont: „Solange wir sehen, dass die Spitalsbelastung fast ausschließlich durch Ungeimpfte stattfindet und wir noch nicht wissen, wie die Belsstung des Spitalssystems Mitte Februar ausschauen wird, kann ich im Augeblick nicht sehen, dass man in den nächsten fünf bis zehn Tagen da eine Änderung macht.“

Die nächste „ordentliche Steigerung“ der Infektionszahlen erwartet Hacker am Mittwoch, wenn die Schultests vom Wochenbeginn im System landen. „Und dann wird sich zeigen: Passen die Prognosemodelle der Rechner sowohl auf Bundes- als auch auch Landeseite, dass wir uns dann schön langsam dem Höhepunkt nähern?“ Das werde man dann erst Ende der Woche, Anfang nächster Woche abschätzen können. Die Datenerfassung müsse jedenfalls funktionieren, erneuerte Hacker seine Kritik am Bund. „Das ist die Grundlage für das ordnungsgemäße Handeln einer Gesundheitsbehörde.“

„Lieber Peter“: Mückstein schreibt zurück

Zuvor hatte Hacker seine Botschaft direkt an Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) gerichtet, in der er ein „erheblichen Sicherheitsrisiko“ beklagte und betonte, noch nie seit Beginn der Pandemie so schlecht über die aktuelle Situation in Wien informiert gewesen zu sein.

In seiner Antwort von Montagabend, die der APA vorliegt, schlägt Mückstein (Grüne), einen betont freundlichen Ton an und erklärt dem „lieben Peter“ und „geschätzten Stadtrat“, dass die Probleme mit der schieren Menge an Fällen zusammenhingen. Die verantwortlichen Bereiche in seinem Ressort arbeiteten seit Tagen mit Hochdruck daran, auch die akut auftretende Herausforderung so schnell es geht zu bewältigen, ohne dass die Datenqualität Schaden nehme.