Umbau Wien Museum
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Kultur

Freier Eintritt für Wien Museum

Das Wien Museum führt nach dem Umbau freien Eintritt für Besucherinnen und Besucher ein. Nur für Sonderausstellungen müssen Tickets gekauft werden. Der Aus- und Umbau des Museums am Karlsplatz geht heuer ins Finale.

Kunst soll also den Wiener und Wienerinnen frei zugänglich werden, nach britischem Vorbild, wo seit 15 Jahren in allen öffentlichen Museen jede Dauerausstellung gratis zugänglich ist. Dadurch erhofft sich Matti Bunzl, Direktor des Wien Museums, nicht weniger als einen neuen Zugang der Gesellschaft zu Kunst und der Geschichte Wiens.

Das habe sich großartig ausgewirkt, es kämen nicht nur viele Besucher, sie kämen auch öfters. Zahle man Eintritt, versuche man die gesamte Ausstellung zu absolvieren. Am Ende sei man vollkommen erschöpft. Wenn man nicht zahle, könne man etwa alle zwei Wochen für eine Stunde ins Museum gehen.

Umbau Wien Museum
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Baustelle Wien Museum

Ende der Bauarbeiten für Dezember geplant

Die größte Baustelle im wörtlichen Sinn bleibt auch im laufenden Jahr die Renovierung und Aufstockung des denkmalgeschützten Oswald-Haerdtl-Baus. Der überwiegende Teil der Arbeiten soll bis Ende Dezember abgeschlossen sein, kündigte Finanzdirektorin Christina Schwarz am Mittwoch an. In den nächsten Monaten steht diesbezüglich einiges auf der To-do-List.

Bis Ende April werden die beiden neuen Obergeschoße fertiggestellt, gleichzeitig wird noch im ersten Quartal mit der Montage der neuen Natursteinplatten am Bestandsgebäude begonnen. Die Errichtung des neuen Pavillons hin zum Karlsplatz startet im Februar und dürfte im Juli ein Ende finden. Der Hauptstandort werde sich so gut wie täglich „in neuer Anmutung“ präsentieren, versicherte Schwarz.

Umbau des Wien Museums

Bis Ende 2022 soll der Großteil der Bauarbeiten am Wien-Museum abgeschlossen sein. Die Dauerausstellung ist fertig konzipiert, der Eintritt dafür soll dafür künftig für alle gratis sein. Bis dahin gab und gibt es noch einige Hürden zu überwinden.

Feinschliff für neue Dauerausstellung

Die Finanzdirektorin hatte außerdem Neuigkeiten zu verkünden. Denn gewissermaßen als „Weihnachtsgeschenk“ habe die benachbarte Zurich-Versicherung kürzlich zugesagt, die Verbindungsbrücke zwischen den beiden Gebäuden abzutragen. Damit steht das Museum künftig wieder wie beim Wettbewerb vorgesehen alleine da. Gleichzeitig laufen auch die Arbeiten für die neue Dauerausstellung auf Hochbetrieb. „Sie ist im Grunde fertigkuratiert“, verriet Bunzl aber noch keine Details.

Jetzt gehe es um den Detailschliff wie Ausstellungsarchitektur oder Vermittlungstexte. Der riesige Prater als hängendes Herzstück der permanenten Schau wird wohl im Sommer eingebracht. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) ließ mit dem Plan aufhorchen, dass der Besuch der Dauerausstellung mit der geplanten Museumswiedereröffnung Ende 2023 gratis sein soll. Nur für Sonderausstellungen werde man dann ein Ticket benötigen.

Ausstellung im MUSA ab 19. Mai

„Augenblick! Straßenfotografie in Wien“ nennt sich der ab 19. Mai und bis 23. Oktober zu sehende Querschnitt durch die Geschichte der Street Photography in der Bundeshauptstadt von den 1860er-Jahren bis in die Gegenwart. Neben ikonischen Bildern will man bei dieser ersten umfangreichen Präsentation der hauseigenen Fotosammlung auch nie zuvor ausgestellte und veröffentlichte Aufnahmen aus dem Alltagsleben der verschiedenen Jahrzehnte zugänglich machen. Ernst Haas, Erich Lessing, Franz Hubmann oder Edith Tudor-Hart sind einige der bekannten angekündigten Namen.

„Atelier Bauhaus, Wien“ als „großer Akt“

Im Spätherbst beginnt dann die Ausstellung „Atelier Bauhaus, Wien“ (bis 26. März 2023) zu zwei wichtigen Wiener Vertretern des Bauhauses, Friedl Dicker und Franz Singer. Sie waren Schülerin bzw. Schüler an Johannes Ittens privater Kunstschule und folgten schließlich ihrem Lehrer an das neu gegründete Staatliche Bauhaus in Weimar. Mit ihren formal strengen und funktional konzipierten Möbeln und Wohnräumen hätten sie einer Klientel, die sich betont „modern“ einrichten wollte, Alternativen zur etablierten Wohnkultur eines Josef Hoffmann oder Josef Frank geboten, heißt es im Ankündigungstext.

Laut Bunzl haben sich kaum Designobjekte dieser „hochinteressanten Figuren“ erhalten, was wohl auch daran lag, dass Singer schon vor der Machtübernahme der Nazis nach England auswanderte und Dicker 1944 in Auschwitz ermordet wurde. „Ihre Bedeutung für die Moderne der Zwischenkriegszeit wieder ans Licht zu bringen, ist ein großer Akt“, so der Museumsdirektor.

MUSA-Stadtgalerie und Bauzaun-Schau

Gewissermaßen neu aufgesetzt wird die seit 1987 bestehende MUSA-Startgalerie, die als Bühne für junge Künstlerinnen und Künstler gedacht ist. Ab heuer werden Nachwuchskuratorinnen und -kuratoren, die sich in einem entsprechenden Call durchgesetzt haben, die Räume mit von ihnen ausgewählten Arbeiten bestücken – und zwar idealerweise zu einem Thema, das mit der jeweiligen großen Sonderausstellung korrespondiert.

Als Auftakt für dieses Format (ab 17. Februar) gestaltet Vincent Elias Weisl – parallel zu „Auf Linie“ – das Projekt „Gegen den Strich“, das sich mit kritischen Interventionen an geschichtskompromittierten Orten – Stichwort Lueger-Denkmal – auseinandersetzt.

Aber auch beim Haupthaus am Karlsplatz ist der Ausstellungsbetrieb trotz Großbaustelle nicht gänzlich eingestellt. Denn 2022 wird die Bespielung des Bauzauns am Areal fortgesetzt. Der heurige Auftakt dazu könnte passender nicht sein: Ab 24. Februar und bis 22. Mai sind dort nämlich unter dem Titel „Stadt Luft Bild“ Schrägluftbilder von Großbaustellen der Nachkriegsmoderne aus den 1950er- bis 1970er-Jahren an elf Stationen gratis und rund um die Uhr zu bewundern.