Die Wiener Wrestlerin Thekla wirft sich um Kampf mit zwei Wrestlerinnen auf den Boden
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Wiener Untergrund-Wrestlerin Star in Japan

Die Wrestlerin Thekla Kaischauri, besser bekannt als Thekla „The Toxic Spider“, kämpft seit 2019 in der japanischen Frauen-Liga und erregt mit ihrem spinnenähnlichen Kampfstil Aufmerksamkeit. Ihre Wurzeln sind in der Wiener Untergrund-Wrestling-Szene zu finden.

Anfang des Jahres verbreitete sich ein Video von Thekla im Internet. Es zeigt sie bei einem Kampf der japanischen Frauen-Liga. Als ihre Gegnerin sie angreift, bückt sich Thekla nach hinten, ist auf allen Vieren in der Brücke und krabbelt wie eine Spinne davon. Dann richtet sie sich wieder auf und wirft ihre Gegnerin zu Boden. Darbietungen wie diese erregten im Internet viel Aufmerksamkeit. Zudem hält Thekla seit vergangenem Samstag den „Stardom World Association World Championship“-Titel.

„Bevor ich einen Kampf beende, gehe ich in die Brücke. Ich bin flexibel und kann mich auch bewegen wie eine Spinne“, erklärt die 28-Jährige im „Wien heute“-Interview. Zu ihrem Ringnamen fand sie daher schon früh in ihrer Karriere. Das „Toxic“, also „giftig“, in ihrem Namen trägt sie, weil sie einerseits gefährlich ist, andererseits ihr Kampfstil auch hinterlistig sein kann.

Im Wrestling ist es üblich, sich eine eigene Persönlichkeit für den Ring zu kreieren. Thekla sagt: „Es ist immer gut, etwas Klassisches zu wählen: den Tiger oder eben die Spinne.“ Im Grunde ist Toxic Spider für sie aber nicht nur ein Charakter: „Sie basiert auf der Realität, das bin ja ich.“ Für Thekla war schon früh klar, dass sie ihren echten Namen im Ring tragen möchte.

Vom Kellerlokal zum Championship-Titel

Thekla stammt aus der Wiener Untergrund-Wrestling-Szene und hielt den „World Underground Wrestling Women’s Championship“-Titel. Begonnen hat alles mit einer Show in der Wiener Arena, die sie nicht mehr losließ. Danach begann sie selbst in der Wrestling School Austria zu trainieren. Bald kämpfte sie selbst vor Publikum, zum Beispiel im Keller des Lokals „Weberknecht“. Die Besonderheit des Underground-Wrestlings ist, dass es keinen Ring gibt.

Wiener Wrestlerin ein Star in Japan

Von Wiener Lokalkellern auf die großen Bühnen in Tokio: Thekla „The Toxic Spider“, also die giftige Spinne, wie sie sich nennt, ist Wrestlerin – und mittlerweile ein Star. In Japan.

Gerhard Hradil, der Leiter der Wrestling School Austria, beschreibt die Stimmung bei einem Underground-Kampf so: „Dadurch, dass wir näher sind, schlagen wir wesentlich härter hin, weil das Publikum will ja sehen, wie das Blut spritzt. So pervers ist das Publikum noch immer, obwohl sie wesentlich lustiger geworden sind, so wie wir auch.“ Hradil hat als „Humungus“ auf der ganzen Welt Erfolge gefeiert.

Dadurch ist der Wrestling-Trainer in der Szene bestens vernetzt, unter anderem nach Japan. Dank seiner Kontakte konnte Thekla 2018 das erste Mal dort zu einem Kampf antreten, ein Jahr später hatte sie einen längeren Aufenthalt in Japan. Schließlich entschloss sie sich, permanent nach Japan zu ziehen, wo Wrestling wesentlich verbreiteter ist als in Österreich. Bis 2021 kämpfte sie für das Wrestling-Promotion-Unternehmen „Ice Ribbon“. Heute kämpft sie als Teil von „Stardom“.

Mischform aus Sport und Kunst

Wrestling ist in erster Linie Unterhaltung. Dennoch ist der athletische Aspekt des Kampfsports nicht zu unterschätzen. Das Training in der Wrestling School Austria beginnt mit Konditions- und Kraftübungen. Dann werden das richtige Fallen, Abrollen und andere Techniken geübt. Anschließend wird gekämpft. Sobald die Grundlagen so gut sitzen, dass sich die Kämpferinnen und Kämpfer nicht verletzen, kommt sogenanntes „Gimmick-Work“, also das Entwickeln des eigenen Charakters, dazu.

Training in der Wrestling School Austria

Zum Anfang jedes Trainings gehören Aufwärm-, Konditions- und Kraftübungen. Dann üben die Wrestlerinnen und Wrestler Techniken.

Zwei Mal in der Woche trainieren die Wrestlerinnen und Wrestler hier. Joe Bravo, der sich selbst den „Prinz des österreichischen Wrestlings“ nennt, ist einer von ihnen: „Wrestling ist einfach der beste Mix aus verschiedenen Formen des Entertainments. Es ist Charakter, Story, Gewalt, auch Comedy. Alles, was das Herz begehrt, findet man.“

Für Thekla ist und bleibt Wrestling ein Hybrid. Sie sagte: „Die Story erzähle ich wie eine Künstlerin. Wie ich im Ring arbeite: Ich bin zu 100 Prozent Athletin und Sportlerin. Dazu muss ich viel trainieren, sonst sieht das nach nichts aus.“ Ihr gefällt, dass sie jeden Tag eine neue Geschichte erzählen kann und dass sie ihre Kämpfe mal ernster, mal komödiantischer bestreiten kann. Was beim Publikum besonders gut ankommt: „Wenn ich mein gebrochenes Japanisch auspacke, das ist der absolute Renner“, erzählte die Wiener Profi-Wrestlerin.