Ein bis zwei Stunden dauert das Durchlaufen des umfassenden Pfades. Ein Plan und eine Broschüre sollen Besucherinnen und Besuchern dabei helfen, sich zurechtzufinden. Außerdem gibt es thematische Führungen und Workshops, die im neuen Saal zur Wissenschaftsvermittlung „Deck 50“ stattfinden.
Höhlen haben eine nicht immer sofort sichtbare Bedeutung für die Wissenschaft und das alltägliche Leben, sagte Katrin Vohland, die Generaldirektorin des NHM. Unsere Vorfahren nützten Höhlensysteme als Rückzugsort und Kultstätten. Heute werden sie als touristische Attraktionen und Klimaarchive geschätzt.
Höhlen als Zeugen der Zeit
Die Höhlen seien vielfach „Zeitkapseln“, die Ablagerungen und Tropfsteine würden etwa für die Klimaforschung immer wichtiger, so Lukas Plan, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe des NHM. Wichtig sind die vielfältigen Karsthöhlen aber auch für die Wasserversorgung. Das Wiener Wasser stammt zu 95 Prozent aus dem Karst. In etwa die Hälfte der Österreicher erhält sein Wasser von dort. Somit sei der Schutz dieser besonderen Geo- und Biotope von hoher Bedeutung.
Die fünfttiefste dokumentierte Höhle liege mit dem Lamprechtsofen nahe Lofer (Salzburg) in Österreich. 1.727 Meter Höhenunterschied lassen sich in dem weitverzweigten System zurücklegen. Mit der Vermessung solcher Strukturen beschäftigen sich in Österreich rund 2.000 Hobbyforscher und leisten somit Dokumentations- sowie Erkundungsarbeit. Aktuell sind in Österreich rund 18.100 Höhlen verzeichnet, und jährlich werden es um die 350 mehr. Etwa 2.450 unterirdische Kilometer sind bisher vermessen.
Höhlenfisch, -bär und -löwe
Die unterirdischen Kammern weisen eine große Vielfalt an Leben auf. Bis zu 250 Arten zählt man in manchen Höhlen. So etwa Höhlenfische, die die Forscherin Luise Kruckenhauser seit Jahren im Oman erforscht. Wie und in welchen Zeiträumen sich die Höhlenbewohner entwickeln, und warum diese Entwicklung überall auf der Welt scheinbar gleich abläuft, sei eines der großen Rätsel der Evolution, erklärte Kruckenhauser.
Abseits kleinerer Tiere aus der Tiefe habe das NHM aber auch Exponate größerer und bekannterer früherer Höhlenbewohner, beispielsweise Höhlenbären und Höhlenlöwen. Andererseits setzen sich einige Stationen mit der Beziehung von Menschen zu Höhlen auseinander. Unter anderem sind Funde aus der Eisenzeit ausgestellt, die als Kult- und Opferstätten dienten und aus der Höhle Byci skala in Tschechien stammen