Eine Forscherin in einer Höhle
Mirjam Widmer
Mirjam Widmer
Kultur

Höhlen: Zeitkapseln für die Wissenschaft

Das Naturhistorische Museum (NHM) eröffnet einen neuen Lehrpfad zur Höhlenforschung. „Höhlen – Schatzkammern der Wissenschaft“ umfasst 21 Stationen und deckt eine Vielzahl von Themen ab: von winzigen Höhlenbewohnern bis zur modernen Klimaforschung.

Ein bis zwei Stunden dauert das Durchlaufen des umfassenden Pfades. Ein Plan und eine Broschüre sollen Besucherinnen und Besuchern dabei helfen, sich zurechtzufinden. Außerdem gibt es thematische Führungen und Workshops, die im neuen Saal zur Wissenschaftsvermittlung „Deck 50“ stattfinden.

Höhlen haben eine nicht immer sofort sichtbare Bedeutung für die Wissenschaft und das alltägliche Leben, sagte Katrin Vohland, die Generaldirektorin des NHM. Unsere Vorfahren nützten Höhlensysteme als Rückzugsort und Kultstätten. Heute werden sie als touristische Attraktionen und Klimaarchive geschätzt.

Fotostrecke mit 10 Bildern

Station 1, „Höhlen im Meereskalk“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 1, „Höhlen im Meereskalk“
Station 2, „Calcit für Tropfsteine“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 2, „Calcit für Tropfsteine“
Station 3, „Postojna-Tropfsteine“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 3, „Postojna-Tropfsteine“
Station 4, „Adelsberger Grotte im Bild“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 4, „Adelsberger Grotte im Bild“
Station 5, „Karsthöhlen im STeinsalz“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 5, „Karsthöhlen im Steinsalz“
Station 6, „Höhlen unter Wasser“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 6, „Höhlen unter Wasser“
Station 7, „Krallentiere aus tropischen Karsthöhlen“
NHM Wien/ Christina Rittmannsperger
Station 7, „Krallentiere aus tropischen Karsthöhlen“
Station 8, „Rätselhaft“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 8, „Rätselhaft“
Station 9, „Winterschlaf in der Höhle“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 9, „Winterschlaft in der Höhle“
Station 10, „Steinzeit-Kunstwerk aus der Gudenushöhle“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 10, „Steinzeit-Kunstwerk aus der Gudenushöhle“

Höhlen als Zeugen der Zeit

Die Höhlen seien vielfach „Zeitkapseln“, die Ablagerungen und Tropfsteine würden etwa für die Klimaforschung immer wichtiger, so Lukas Plan, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe des NHM. Wichtig sind die vielfältigen Karsthöhlen aber auch für die Wasserversorgung. Das Wiener Wasser stammt zu 95 Prozent aus dem Karst. In etwa die Hälfte der Österreicher erhält sein Wasser von dort. Somit sei der Schutz dieser besonderen Geo- und Biotope von hoher Bedeutung.

Die fünfttiefste dokumentierte Höhle liege mit dem Lamprechtsofen nahe Lofer (Salzburg) in Österreich. 1.727 Meter Höhenunterschied lassen sich in dem weitverzweigten System zurücklegen. Mit der Vermessung solcher Strukturen beschäftigen sich in Österreich rund 2.000 Hobbyforscher und leisten somit Dokumentations- sowie Erkundungsarbeit. Aktuell sind in Österreich rund 18.100 Höhlen verzeichnet, und jährlich werden es um die 350 mehr. Etwa 2.450 unterirdische Kilometer sind bisher vermessen.

Fotostrecke mit 11 Bildern

Station 11, „Kultstätte Byci-Skala“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 11, „Kultstätte Byci-Skala“
Station 12, „Zeitleiste aus der Mladec-Höhle“
Christina Rittmannsperger
Station 12, „Zeitleiste aus der Mladec-Höhle“
Station 13, „Neandertaler“
NHM Wien,/Christina Rittmannsperger
Station 13, „Neandertaler“
Station 14, „Tausendfüßer mit Tiefgang“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 14, „Tausendfüßer mit Tiefgang“
Station 15, „Forschungsobjekt Karst- und Höhlenfisch“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 15, „Forschungsobjekt Karst- und Höhlenfisch“
Station 16, „Grottenolm – perfekt angepasst“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 16, „Grottenolm – perfekt angepasst“
Station 17, „Kletterkünstler Europäische Höhlensalamander“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 17, „Kletterkünstler Europäische Höhlensalamander“
Station 18, „Moa-Fallen“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 18, „Moa-Fallen“
Station 19, „Höhlenvogel Fettschwalm“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 19, „Höhlenvogel Fettschwalm“
Station 20, „Fledermäuse – Wappentiere der Höhlenforschung“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 20, „Fledermäuse – Wappentiere der Höhlenforschung“
Station 21, „Hände waschen mit Karstwasser“
NHM Wien/Christina Rittmannsperger
Station 21, „Hände waschen mit Karstwasser“

Höhlenfisch, -bär und -löwe

Die unterirdischen Kammern weisen eine große Vielfalt an Leben auf. Bis zu 250 Arten zählt man in manchen Höhlen. So etwa Höhlenfische, die die Forscherin Luise Kruckenhauser seit Jahren im Oman erforscht. Wie und in welchen Zeiträumen sich die Höhlenbewohner entwickeln, und warum diese Entwicklung überall auf der Welt scheinbar gleich abläuft, sei eines der großen Rätsel der Evolution, erklärte Kruckenhauser.

Abseits kleinerer Tiere aus der Tiefe habe das NHM aber auch Exponate größerer und bekannterer früherer Höhlenbewohner, beispielsweise Höhlenbären und Höhlenlöwen. Andererseits setzen sich einige Stationen mit der Beziehung von Menschen zu Höhlen auseinander. Unter anderem sind Funde aus der Eisenzeit ausgestellt, die als Kult- und Opferstätten dienten und aus der Höhle Byci skala in Tschechien stammen