Blick auf das Theatermuseum am Dienstag
APA/ROBERT JAEGER
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Kultur

Frischer Wind im Theatermuseum ab Herbst

Noch etwas Zeit braucht das Theatermuseum, um mit der ersten Schau unter der neuen Direktorin Marie-Theres Arnbom neu zu erstrahlen. Es brauche noch mindestens acht Monate Vorbereitungszeit dafür.

Ihre Pläne, die Arnbom am Dienstag vorstellte, sollen das Museum öffnen und beleben – bräuchten aber Zeit, bat sie um Verständnis. Den von ihrem Vorgänger verfolgten Überlegungen für eine große Dauerausstellung erteilte sie eine Absage („Es muss sich etwas bewegen.“). Allerdings findet die noch von ihm geplante Ausstellung mit 400 Theaterfotos von Christine de Grancy, die während der Direktion von Achim Benning am Burgtheater engagiert war, statt und startet am 3. Juni.

Marie-Theres Arnbom, neue wissenschaftliche Direktorin im Theatermuseum, Wien
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Marie-Theres Arnbom

Bis 18. April läuft noch die Schau „Verehrt … begehrt … Theaterkult und Sammelleidenschaft“, in der Einblicke in die über 4.000 Objekte umfassende Sammlung von Künstlerandenken gegeben werden.

„Klein, aber fein“

Die verschiedenen Sammlungen seien überaus umfangreich, sagte Arnbom bei ihrer Antrittspressekonferenz am Dienstag. Auf den Tag genau vor zehn Jahren habe sie im Theatermuseum eine von ihr kuratierte Operettenausstellung eröffnet: „Das war der Beginn meiner Liebe zu diesem Haus. Ich habe jede Lade, jedes Kastl geöffnet und gesehen, wie viele Schätze hier ruhen.“ In ihrer Gesamtheit könne man diese nie präsentieren. Allein die Fotosammlung umfasse 1,6 Millionen Objekte.

Stolz präsentierte die neue Chefin Preziosen aus der Handschriften- oder der Figurinensammlung, die über Nachlässe auch stetigen Zuwachs erhalten. Immerhin 65.536 Objekte sind derzeit in der Onlinesammlung abrufbar. Die vernetzte Forschung verschiedener Disziplinen soll ebenso intensiviert werden wie die Zusammenarbeit mit anderen nationalen wie internationalen Institutionen. Als ein Vorbild nannte Arnbom das Theatermuseum in Stockholm: „Klein, aber fein.“

Palais Lobkowitz „bewusster machen“

Allerdings sei es ihr Bestreben, das Haus breiter aufzustellen. Dazu zählt ihr Vorhaben, das Palais Lobkowitz, laut Arnbom das älteste Barockpalais der Wiener Innenstadt, sowie den Eroica-Saal prominenter ins Bewusstsein der Wiener und der Touristen zu rücken. „Ich möchte das Haus neu erstrahlen lassen.“ Das sei durchaus auch im Wortsinne zu verstehen, denn die Beleuchtung stamme aus den 1990er-Jahren, sei bald nicht mehr EU-konform und müsse dringend erneuert werden.

Die Geschichte des Palais, das u.a. tschechische Botschaft, französisches Kulturinstitut und in der NS-Zeit ein „Haus der Mode“ war, soll künftig im Haus und insbesondere im prächtigen Eroica-Saal ebenso eine größere Rolle spielen wie Beethoven (der hier oft musizierte) und Klimt (dessen Gemälde „Nuda Veritas“ über den Nachlass des Dichters Hermann Bahr in den Besitz des Theatermuseums gelangte).

Neue Direktorin für das Theatermuseum

Marie-Theres Arnbom möchte das Palais Lobkowitz „neu erstrahlen lassen“ und das Museum „breiter aufstellen“. Die erste eigene Ausstellung gilt im Herbst dem Austropop von Nestroy bis Nino aus Wien.

Premiere mit Nestroy bis Nino von Wien

Breiter fassen will man aber auch die Themen der künftigen Sonderausstellungen. So gilt Arnboms erste Ausstellung dem Austropop im Sinne einer österreichischen Populärkultur: „Wir beginnen bei Nestroy und enden bei Nino aus Wien.“ Eine Ausstellung über Tiere und Tierdarstellungen auf der Bühne befindet sich in Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum Wien und dem Tiergarten Schönbrunn in Planung.

„Ich möchte, dass die Ausstellungen bunt und Freude machend sind“, lautet ihr Credo. Vorerst soll jedoch jener Teil der 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, der zuletzt die Gemäldegalerie beherbergt hat und seither klimatechnisch am neuesten Stand ist, vermehrt vermietet werden.

Provenienzforschung als großes Anliegen

Provenienzforschung und Restitution seien „ein großes Thema“, die Akquisitionsbücher der NS-Zeit jedoch „unglaublich schlampig“, was die Beforschung problematischer Zugänge erschwere. „Mir ist es ein großes Anliegen, dass das sauber aufgearbeitet wird. Das wird ein großer Brocken werden.“

Ein ebenso großer Brocken dürfte es werden, den Dornröschenschlaf zu beenden. Sie kenne die früheren Zahlen zwar nicht genau, sagte die neue Museumschefin, die das von ihr gegründete Kindermusikfestival St. Gilgen weiterführen wird, „dass ich die Besucherzahlen aber steigern möchte, liegt auf der Hand.“ Luft scheint es jedenfalls zu geben: 2019 wurden 80.322 Besuche im Theatermuseum gezählt, im ersten Corona-Jahr 2020 waren es 23.437. Die Zahlen für 2021 sollen in wenigen Tagen veröffentlicht werden.