Eingang zu Verhandlungssaal im Wiener Landesgericht
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Chronik

Prozess: Millionenbetrug mit Bitcoins

Zwei Österreicher sollen in betrügerischer Absicht hunderte Anleger dazu gebracht haben, in die digitale Währung Bitcoin zu investieren. Die Schadensumme beträgt laut Polizei 2,7 Millionen Euro. Der Prozess beginnt am 24. Februar.

Die Ermittler erhielten schon 2018 erste Hinweise zu der Causa. Das Duo hatte in der Schweiz den sogenannten „Da Vinci Investment Club“ oder auch „Da Vinci Fintech Executives Switzerland“ gegründet und hohe Renditen von 2,5 Prozent pro Woche bei Investitionen in Bitcoin versprochen. Das Kapital könne nach drei Monaten entnommen werden, lautete die Verheißung, schilderte ein Ermittler. Investiert werde in 500 Bitcoins, dann wäre Schluss, so das exklusive Versprechen. 500 BTC waren damals rund 2,7 Millionen Euro.

Millionenbetrug mit Bitcoins

Zwei Österreicher sollen in betrügerischer Absicht hunderte Anleger dazu gebracht haben, in die digitale Währung Bitcoin zu investieren. Die Schadensumme beträgt laut Polizei 2,7 Millionen Euro. Der Prozess beginnt am 24. Februar.

Wären sie tatsächlich erworben wären, würden sie beim aktuellen Kurs mit 580 Millionen Euro zu Buche schlagen. Vor vier Jahren fanden die Ermittler zunächst keine Opfer, da sich die Betrogenen nicht als solche gefühlt hatten. Den damaligen Investoren wurden immer wieder kleinere Beträge zurückgezahlt und sie dadurch verleitet, höhere Beträge zu veranlagen. Außerdem stieg der Bitcoin-Wert immer weiter, wodurch die Investoren warten wollten. 2021 war mit den Auszahlungen Schluss, immer mehr Opfer erstatteten schließlich doch Anzeige bei der Polizei.

Umfangreiche Ermittlungen und Hausdurchsuchungen

Ermittelt wurde ursprünglich gegen drei Männer, der dritte im Bunde war, wie die Kriminalisten jetzt sagten, „ein Mitläufer, der erst später dazugekommen ist“. Die drei Männer waren namentlich bekannt. Sie waren auch vor den Opfern so aufgetreten, hatten unter anderem Ausweise in die Kamera gehalten, wenn Investoren misstrauisch wurden. Via Zoom-Calls zeigten sie sich und versuchten, die Opfer von der Anzeigeerstattung abzuhalten, schilderte der zuständige Ermittler.

Die zum Tatzeitpunkt 25 und 37 Jahre alten Verdächtigen wurden ausgeforscht und vorigen Sommer festgenommen. Sie hatten seit Jahren keinen echten Wohnsitz. Der Haupttäter stammt aus Niederösterreich, der ältere Komplize aus Wien, wo er auch eine Scheinadresse führte. Der jüngere sitzt seitdem in U-Haft, der ältere kam nach mehreren Monaten frei. Außerdem gab es sieben Hausdurchsuchungen in Wien und Niederösterreich. Handys, Computer und Bargeld sowie zwei Waffen – laut einem Verdächtigen zum Selbstschutz – wurden sichergestellt.

Mindestens 300 Investoren, 78 Opfer bekannt

30 Kontoöffnungen wurden durchgeführt, auch Zugangsdaten zu Bitcoins-Wallets (quasi die digitale Geldbörse, Anm.) sichergestellt. Bitcoins selbst konnten aber keine mehr beschlagnahmt werden. Das Duo finanzierte sich mit der Beute einen „aufwendigen Lebensstil“, einen Teil der Bitcoins dürfte es auch beim Glücksspiel verspielt haben, berichtete der zuständige Ermittler. Mindestens 300 Investoren wurden laut Polizei angeworben. 78 Opfer sind europaweit bekannt, knapp die Hälfte davon aus Österreich, weitere Geschädigte werden gesucht.

Verdächtige nicht geständig

Der Haupttäter war bereits polizeilich bekannt. Der Mann hat eine Lehre abgeschlossen, allerdings nie in diesem Bereich gearbeitet. Das Trading hatte er sich selbst beigebracht. Laut Eigenangaben hatte er für Privatpersonen erfolgreich in Kryptos investiert, ehe er den exklusiven Bitcoin-Investmentclub gründete. Den Investoren wurden neben der hohen Rendite auch Webinare mit Insiderinfos angeboten. Die Opfer waren großteils keinesfalls naiv, sondern selbst teilweise in der Krypto-Szene unterwegs, unter anderem junge HTL-Absolventen.

Der zweite Beschuldigte, der auch mehrere Monate in U-Haft gesessen war, ist Akademiker. Seine Aufgabe war es, neue Kunden zu gewinnen. Beide Beschuldigten sind nicht geständig. Der Ältere gab bei seinen Einvernahmen an, der jüngere sei mit dem Geld verschwunden. Am 24. Februar beginnt am Wiener Landesgericht der Prozess. Opfer, die auch in den vermeintlichen Bitcoin-VIP-Club investiert haben, werden gebeten, sich an das Landeskriminalamt Wien unter der Telefonnummer 01/31310/33800 zu wenden.