Als „großen Gamechanger“, was die Schwere des Verlaufs betrifft, sieht Hacker BA.2 dennoch nicht, wie er am Freitag im ORF-Morgenjournal sagte. „Da sind wir uns schon sehr sicher.“ Die Lage in den Spitälern bleibe aber angespannt. „Das heißt, wir werden extrem angespannte Situationen in Spitälern haben, das haben wir jetzt auch, aber es wird nicht noch dramatischer werden.“ Sicher sei derzeit: „Nächste Woche gehen die Zahlen nach unten, übernächste Woche haben wir die volle Wirkung dieser neuen Variante.“
„Jede Woche eine Verdoppelung“
Durch den Beginn der Semesterferien fallen nächste Woche die CoV-Tests an den Schulen weg, viele Menschen werden auf Urlaub sein, die Folge: „Die Zahlen werden nächste Woche runtergehen“, so Hacker. Die Woche danach treffen zwei Ereignisse zusammen: Mit Beginn des Sommersemesters werden die CoV-Screenings in den Schulen wieder aufgenommen, und man werde wohl auch CoV-positive Urlaubsrückkehrer finden. Zudem werde „dann die Wirkung der BA.2-Variante ebenfalls hoch oben sein“.
Wien verfüge über ein klares Bild des Variantenverlaufs, weil hier seit Jahresanfang so weit wie möglich alle Varianten durchgescreent würden, betonte der Gesundheitsstadtrat. „Wir sehen daher einen ganz klaren Verlauf des Anstieges“, und der gestalte sich wie man ihn schon kenne von der „Übernahme“ des Infektionsgeschehens durch die Delta-Variante oder den Nachfolger Omikron. Es gibt „jede Woche eine Verdoppelung“, wie auch schon Michael Binder, medizinischer Direktor des Wiener Gesundheitsverbunds und Mitglied der Expertenrunde des Bürgermeisters, am Vortag bei der gemeinsamene Pressekonferenz mit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ausführte.

15 Prozent mit Subvariante
Die aktuelle Lage in der Bundeshauptstadt bezüglich des neuen Omikron-Typs BA.2 schilderte Hacker so: „Wir liegen jetzt je nach Bezirksteilen zwischen zehn und 20 Prozent, im Durchschnitt in Wien bei 15 Prozent, also werden wir nächste Woche auf 30 Prozent und übernächste Woche auf 60 Prozent sein.“
Dann hat BA.2 die Situation übernommen, mit unklaren Auswirkungen: Man könne bei der Einschätzung noch nicht ausreichend auf internationale Erfahrungen setzen. „Wenn wir nach Dänemark schauen, da haben sich die Zahlen noch einmal verdoppelt, obwohl Dänemark zweifelsohne auch sehr, sehr strenge Schutzmaßnahmen hinter sich hat, und die gesamte Omikron-Welle über einen Monat vor uns gehabt hat.“
Ungeimpfte als „Hauptproblem“
Das Hauptproblem seien, so Hacker, nach wie vor Menschen, die sich noch nicht impfen haben lassen. Bei den positiven Fällen gebe es österreichweit das Verhältnis eins zu vier zwischen vollständig Geimpften und nicht Geimpften, 63 Prozent der positiven Fälle seien nicht geimpft. „Wenn ich in das Spital schaue, sind dort faktisch nur ungeimpfte Personen.“
Am Höhepunkt der Omikron-Welle sollte daher nicht über weniger Schutzmaßnahmen diskutiert werden, meinte der Stadtrat. In Wien sei der Belag auf den Intensivstationen aktuell zwar nicht so hoch wie in anderen Wellen, derzeit liegen aber 450 Patienten insgesamt mit schweren Erkrankungen im Spital, vergleichsweise weniger Betroffene mit Lungenproblemen, aber mehr mit Erkrankungen der inneren und der Herz-Kreislauf-Organe, berichtete Hacker.
„Gastroöffnung ist uns ein bisschen zu früh“
„Daher ist es mir einfach zu früh, großartig schon – juju – die Pandemie für beendet zu erklären“, so Hacker. Man wolle nicht zum gleichen Zeitpunkt zu viele Menschen erkrankt haben. Die Welle solle „an ihrer Spitze nicht zu hoch“ sein, erklärt Hacker das Ziel der Wiener Strategie. Im Herbst habe man gesehen, wie diese Strategie gelungen sei. Die Gastroöffnung "ist uns nach wie vor ein bisschen zu früh“,so Hacker.
In Wien werde es in diesem Bereich daher weiter strengere Spielregeln geben, wie Ludwig gestern verkündete: Konkret gilt in Wien weiter 2-G statt wie in den Bundesländern bald 3-G. Die Sperrstunde wurde aber ebenfalls von 22.00 Uhr auf 24.00 Uhr verschoben.