Rendering des geplanten Radweges in der  Praterstraße
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Verkehr

„Mega-Rad-Highway“ von Kagran zur City

Wien plant eine neue zentrale Fahrradroute von Kagran durch die Leopoldstadt in die City. Der „Mega-Rad-Highway“ wird rund sieben Kilometer lang, kündigte Verkehrsstadträtin Uli Sima (SPÖ) am Freitag an. Ein Herzstück der neuen Verbindung ist die Praterstraße.

Die Umgestaltung der Praterstraße war lange Zeit umstritten. Dort soll nun stadtauswärts ein Fahrstreifen wegfallen, auch Parkplätze müssen weichen. Dafür wird ein fast 4,50 Meter breiter Zweirichtungsradweg errichtet. Statt zwei Spuren wird für Autos dann nur mehr eine Spur in Richtung Praterstern zur Verfügung stehen.

Ein Radfahrer auf einem Fahrradweg auf der Praterstra§e, aufgenommen am  04. Februar 2022
APA/Florian Wieser
Auf den derzeitigen schmalen Radwegen auf der Praterstraße kann es leicht eng werden

Stadteinwärts bleiben die zwei Fahrstreifen erhalten. Auch den bestehenden schmalen Radweg auf dieser Seite wird es weiter geben. Die Gehsteige bleiben weitgehend unverändert. Der Mittelstreifen der Praterstraße wird außerdem durchgängig begrünt. Die großkronigen Platanen entlang der Praterstraße bleiben als wichtige Schattenspender erhalten. Sima hatte in Zusammenarbeit mit dem zweiten Bezirk die einstigen Pläne ihrer grünen Vorgängerin Birgit Hebein (Grüne) für die Praterstraße überarbeiten lassen.

Unterschiede zum Ursprungsprojekt

„Das ist ein Ergebnis, auf das wir stolz sein können“, freute sich Sima über das Projekt. Die Detailplanungen, so betonte sie, würden nun beginnen. Sie betonte, dass der bestehende „wahnsinnig schmale“ Radweg in der Praterstraße immer für Diskussionen gesorgt habe. Statt wie zunächst geplant zwei etwas verbreiterte Streifen auf beiden Seiten wird es nun einen deutlich breiteren und den bestehenden schmalen geben, verwies sie auf die Unterschiede zum Ursprungsprojekt.

Dieses war unter grüner Schirmherrschaft entwickelt worden – da bis zur Wahl 2020 sowohl im Verkehrsressort im Rathaus als auch im Bezirk Politikerinnen der Grünen an der Spitze standen. Ein maßgeblicher Unterschied sei auch, dass das Vorhaben nun in ein Gesamtkonzept eingebettet sei, hob Sima hervor. Die Praterstraße sei dabei „ein Puzzlestück“ von mehreren Teilen.

Wien plant „Mega-Rad-Highway“

Wien wird eine neue zentrale Fahrradroute von Kagran durch die Leopoldstadt in die City errichten. Der „Mega-Radhighway“ wird laut Verkehrsstadträtin Uli Sima (SPÖ) rund sieben Kilometer lang. Ein Herzstück der neuen Verbindung ist die Praterstraße.

Neu gestaltete Plätze

Die Bauarbeiten will Bezirksvorsteher Alexander Nikolai (SPÖ) in seinem Bezirk gleich für weitere Umgestaltungen nutzen. So werde Plätze entlang des neuen „Mega-Rad-Highways“ unter dem Motto „Raus aus dem Asphalt“ begrünt und gekühlt. Neben der aktuell laufenden Umgestaltung des Pratersterns, der künftig doppelt so viel Bäume und Grünflächen haben wird, sollen weitere Bezirskgrätzl geschaffen werden. So soll der Nestroyplatz „klimafitter“ gemacht werden.

Der von Praterstraße, Schrott-gießergasse und Weintraubengasse umgebene Platz wird wie auch der Bereich auf der gegenüberliegenden Seite – vor dem Theater Nestroy-hof-Hamakom – durch eine helle Betonsteinpflasterung entsiegelt, begrünt und mit mehreren Bäumen bepflanzt. Zudem sollen Wasserelemente, die mit Grundwasser gespeist werden, für Abkühlung in den heißen Sommermonaten sorgen.

Ein Rendering des geplanten Radweges in der Praterstraße bei der Aspernbrücke
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Der Radweg endet im innerstädtischen Bereich bei der Aspernbrücke, die saniert wird. In der Aspernbrückengasse werden die bestehenden Radwege durch einen Zweitichtungsradweg ergänzt

Ein Aufwertung soll auch der Rosl-Berndt-Platz zwischen Rotensterngasse und Afrikanergasse erhalten. Auch hier wird durch helle Betonsteine entsiegelt und der Platz niveaugleich an die Fahrbahn angepasst. Ebenso wird der Platz im Schatten der bestehenden Platanen mit Sitzmöbel ausgestattet.

Startschuss im Herbst

Konkret führt die gesamte Radroute vom Kagraner Platz über die Wagramer Straße, Reichsbrücke und Lassallestraße bis zum Praterstern. Vom Praterstern geht es weiter stadteinwärts über die Praterstraße über die Aspernbrückengasse zur Aspernbrücke. Von dort schließt die Route an den bestehenden Ring-Radweg am Franz-Josefs-Kai bzw. die Uraniastraße an

Der Startschuss für die Schnellroute soll im Herbst erfolgen. Die Arbeiten werden heuer noch unter anderem in der Lasallestraße aufgenommen werden, also der Verbindung zwischen Praterstraße bzw. Praterstern und Reichsbrücke. Sie zählt zu den am stärksten genutzten Radwegen, 2021 wurden hier mehr als eine Million Radfahrer und Radfahrerinnen gezählt.

Erste Änderungen in diesem Jahr

Dort wird es künftig ebenfalls einen Fahrstreifen für den motorisierten Verkehr – in diesem Fall stadteinwärts – weniger geben, um Platz für eine Verbreiterung des bestehenden Radwegs zu machen. Gleichzeitig werden die bestehenden Grünflächen in diesem Bereich vergrößert.

Auch schon dieses Jahr wird auf der Wagramer Straße ein neuer baulicher Zweirichtungsradweg in Fahrtrichtung stadtauswärts von der Kagraner Brücke bis zum Donauzentrum errichtet. Der Umbau der Praterstraße soll erst 2023 erfolgen.

„Mega-Rad-Highway“ von Kagran zur City

Wien plant eine neue zentrale Fahrradroute von Kagran durch die Leopoldstadt in die City. Der „Mega-Rad-Highway“ wird rund sieben Kilometer lang, kündigte Verkehrsstadträtin Uli Sima (SPÖ) heute an. Ein Herzstück der neuen Verbindung ist die Praterstraße.

ÖVP fordert „Zurück an den Verhandlungstisch“

Die ÖVP, die der Wiener Verkehrsstadträtin nach der Räumung des Stadtstraßen-Protestcamps noch applaudiert hatte, übte heute harsche Kritik an Sima. „Es ist bekannt, dass die Volkspartei für konstruktive Zusammenarbeit steht. Im Fall des Radhighways hat es keine Einbindung in das Projekt gegeben und das Ergebnis entspricht nicht unseren Vorstellungen. Daher fordern wir: Zurück an den Verhandlungstisch“, so der designierte Landesparteiobmann der Wiener ÖVP, Karl Mahrer.

NEOS-Planungssprecherin Selma Arapovic – die selbst ehemalige Bezirksrätin in der Leopoldstadt war – zeigte sich erfreut, dass das lang debattierte Vorhaben nun unter Rot-Pink umgesetzt wird. Es sei wichtig, um das Ziel, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren, zu erreichen.

„Schmalspurvariante der Grünen Pläne“

Als „Schmalspurvariante der Grünen Pläne“ bezeichnet der Mobilitätssprecher der Grünen Wien, Kilian Stark, die präsentierten Pläne zum Umbau der Praterstraße. Stark sah zumindest „Schritte in die richtige Richtung“. Er frage sich jedoch, warum fertige Planungen ignoriert worden seien. Für die Grünen stelle sich etwa die Frage, ob der vor allem in der Früh überlastete Radweg auf der Nordseite tatsächlich so schmal wie bisher bleibe.

Bernhard Seitz, grüner Bezirksvorsteher-Stellvertreter der Leopoldstadt, sieht einen Teilerfolg: „Es freut uns, dass die Pläne zum Ausbau der Radinfrastruktur auf der Praterstraße zumindest eine teilweise Umsetzung der Grünen Pläne vorsehen und dass sich Stadträtin Sima mit ihrer Forderung nach weiterhin vier Fahrspuren nicht durchgesetzt hat.“ In der Lasallestraße, so befand er, seien aber breit ausgebaute Radwege auf beiden Seiten nötig.

FPÖ: „Auf Kosten der Autofahrer“

"Auf Kosten der Autofahrer soll nun ein Radlweg von einer Dimension gebaut werden, auf dem problemlos die Tour de France gefahren werden könnte. Die Notwendigkeit dafür erschließt sich mir, der beinahe täglich von Essling in die City radelt, nicht“, kritisierte der Verkehrssprecher der Wiener FPÖ, Toni Mahdalik, das Projekt. Durch den Wegfall einer Spur auf der Praterstraße sei mit massiven Staus zu rechnen, gleichzeitig werden zahlreiche Parkplätze „gekillt“.

Lob von VCÖ und ÖAMTC

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) lobte hingegen die Maßnahme. Sie sei eine wichtige Verbesserung, wurde in einer Aussendung festgehalten. Auf der Lasallestraße nahm der Radverkehr laut VCÖ in den vergangenen sieben Jahren um 40 Prozent zu, beim Praterstern sogar um 50 Prozent. „Wichtig ist, dass Wien insgesamt rasch ein zeitgemäßes Radverkehrsnetz bekommt, zu schmale Radwege verbreitert sowie Lücken im Radwegenetz rasch geschlossen werden“, so die Forderung des Verkehrsclubs.

Auch der ÖAMTC begrüßte den geplanten „Mega-Radhighway“ grundsätzlich, eine derartige Achse fordere man bereits seit längerem, heißt es in einer Aussendung. "Eine lebenswerte Stadt benötigt leistungsfähige Verbindungen für Öffis und Kfz-Verkehr – und genauso für den Radverkehr“, wird ÖAMTC-Verkehrsexperte Matthias Nagler zitiert.

Bedenken hat der ÖAMTC jedoch, weil auf der Praterstraße stadtauswärts nur mehr ein Fahrstreifen baulich getrennt sein soll. Befürchtet werden hier etwa Behinderungen von Einsatzfahrzeugen oder Behinderungen des Verkehrs durch die Müllabfuhr oder abbiegende Fahrzeuge. Die Streichung eines Fahrstreifens auf der Lasallestraße stadteinwärts findet der ÖAMTC hingegen „vertretbar“.