Zimmer einer Altbauwohnung
ORF.at/Zita Klimek
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Soziales

AK warnt vor steigenden Mieten ab April

Wie vor einem Jahr sollte pandemiebedingt auch heuer die für April drohende starke Erhöhung der Richtwertmieten ausgesetzt werden. Das fordert die Arbeiterkammer (AK). Eine dreiviertel Million Menschen in Altbauten, zumeist in Wien, sind von der Erhöhung betroffen.

Bei Altbaumietwohnungen mit ab 1994 abgeschlossenen Verträgen droht laut der Vorsitzenden der Mietervereinigung Wien, Elke Hanel-Torsch, Anfang April eine Mietanhebung um 5,85 Prozent. Für eine 80 Quadratmeter große Wohnung in Wien würde das Mehrkosten von 360 Euro im Jahr bedeuten, in Oberösterreich 390 Euro, in der Steiermark fast 500 Euro und in Vorarlberg 550 Euro jährlich, sagte sie.

Auch Plus bei Betriebskosten

Hinzu käme noch für 1982 bis 1984 abgeschlossene Kategorie-Mietverträge eine Mietanhebung um 5,47 Prozent, die laut Hanel-Torsch 250.000 Menschen betreffen und pro Wohnung im Schnitt 210 Euro im Jahr ausmachen würde, in Summe 20 Millionen Euro. Bei den an die Kategorie-A-Mieten gekoppelten Betriebskosten bzw. Verwaltungshonorare drohe ebenfalls ein derartiges Plus bzw. eine Mehrbelastung von 15 Millionen Euro.

In Summe würden die mit 1. April fälligen Erhöhungen eine Million Mieter betreffen und circa 140 Millionen Euro ausmachen, rechnete der Leiter der AK-Wien-Abteilung Kommunal und Wohnen, Thomas Ritt, in einem gemeinsamen Onlinepressegespräch vor. Etwa 104 Millionen Euro der drohenden Mehrbelastung würden auf Wien entfallen, wegen des hier besonders hohen Althausbestandes. Konkret wären in der Bundeshauptstadt davon 396.000 Haushalte mit 808.000 Bewohnern betroffen, sagte Ritt.

„Teufelskreis“ für Mieter

Der AK-Experte sprach von einem „Teufelskreis“, in dem sich die Mieter gerade in Zeiten starker Energieverteuerungen und hoher Inflationsraten befänden. Denn die Jahresinflation 2021 sei zur Hälfte durch Energie verursacht – und die hohe Inflation, in die auch Mieterhöhungen einfließen, entscheide dann wieder über weitere Mietanhebungen.

Küche in Altbauwohnung
ORF.at/Christian Öser
Für eine 80 Quadratmeter große Wohnung ergeben sich Mehrkosten von einigen hundert Euro

Bei den Mietrichtwerten ist das meist alle zwei, drei Jahre der Fall, immer wenn die Teuerung die Fünfprozentschwelle überschritten hat. Auch wenn dafür dann noch eine Kundmachung des Justizministeriums nötig ist, ist das praktisch ein Automatismus. Voriges Jahr konnte die Anhebung verhindert werden – wie die AK will das auch heuer wieder die SPÖ, sie plant dazu einen Antrag im Parlament.

Grafik zu Mietpreiserhöhungen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: AK

Neue Mietverträge meist befristet

Arbeiterkammer und Mietervereinigung stoßen sich auch am Überhandnehmen befristeter Mietverträge. Die Hälfte der Verträge im privaten Bereich sei bereits befristet, bei Neuabschlüssen seien es sogar schon drei Viertel. Das komme quasi einer Entrechtung der Mieter gleich, kritisierte Hanel-Torsch, denn diese könnten ihre Miethöhe dann nicht einfach von der Schlichtungsstelle bei Gericht überprüfen lassen, weil sie sonst womöglich keine Vertragsverlängerung bekommen und sich ein neues Zuhause suchen müssten.

Dass befristete Mietverträge die teuersten seien, obwohl das Mietrechtsgesetz (MRG) eigentlich sage, dass diese um ein Viertel günstiger sein müssten, sei eine verkehrte Welt, gab Hanel-Torsch zu verstehen. Pro Jahr würden die Mieterinnen und Mieter durch befristete Verträge um rund 123 Millionen Euro zu viel an Miete zahlen. „Die Befristung darf daher nicht der Regelfall sein“, forderte die Vorsitzende der Mietervereinigung.

Auch Neuregelung der Maklerprovision gefordert

AK-Wohnexperte Ritt forderte außerdem noch, wie im Regierungsübereinkommen verankert, eine Neuregelung der Maklerprovision in Richtung Bestellerprinzip, die Mobilisierung bundeseigener Grundstücke für den gemeinnützigen Wohnbau sowie die Mobilisierung leerstehender Wohnungen. Obwohl das eine Bundeskompetenz sei, könne man hier bisher nichts sehen. Auch das Thema von Wohnungen, die via Airbnb vermietet werden, werde wohl schlagend, wenn wieder viele Touristen kommen. Hier sei von einer Neuregelung trotz früherer Ankündigungen bisher nichts zu merken.