Eine E-Tankstelle unter einem Photovoltaik-Dach
BILLA / Harson
BILLA / Harson
Verkehr

Supermärkte: Aufholbedarf beim E-Laden

Den Supermarktbesuch gleich mit dem Aufladen des E-Autos verbinden: Was in anderen europäischen Ländern immer populärer wird, ist in Wien noch kein großes Thema. Die großen Supermarktketten haben noch kaum Schnellladestationen.

Die Reichweiten von E-Autos werden zwar immer größer, aber die Verfügbarkeit von schnellen Lademöglichkeiten ist für viele wohl immer noch ein Knackpunkt. Eine Lösung wären etwa Schnellladestationen bei großen Supermarktparkplätzen oder in Parkgaragen von Einkaufszentren. Das wird aber bisher offenbar noch kaum angeboten, wie ein Rundruf von wien.ORF.at zeigt.

Die großen Supermarktketten REWE, Hofer, LIDL und Spar haben in Wien aktuell 35 Ladestationen, und nur ein Bruchteil davon sind Schnellladestationen, mit einer Ladeleistung von mindestens 50 kW. An solchen Schnellladestationen kann man den Akku binnen einer halben Stunde wieder fast komplett aufladen, bei weniger schnellen Ladestationen dauert dies mehrere Stunden.

Ausbau von Ladestellen angekündigt

Alle Supermarktkonzernen erklären in Stellungnahmen, dass ein Ausbau der Ladeinfrastruktur geplant ist. Spar stellt etwa den Parkplatz zur Verfügung, die lokalen Stromanbieter – in Wien die Wien Energie – betreiben die Ladestellen und rechnen über die eigenen Systeme ab. Derzeit gibt es in Wien auf den Spar-Parkplätzen aber nur sechs Ladestellen mit einer Ladeleistung von 22 kW und eine Schnellladestelle mit 50 kW. Österreichweit sind es 100 bzw. 20.

Der REWE-Konzern mit Billa, Billa Plus und Penny betreibt in Wien derzeit 30 Ladepunkte bei elf Märkten. Mehr als die Hälfte sind Schnellladestellen. „Insgesamt arbeiten wir daran, unser E-Ladenetz österreichweit auf bis zu 100 zusätzliche Standorte pro Jahr auszuweiten“, wird Radio Wien mitgeteilt. So sollen bei Neubauten und Modernisierungen E-Ladestationen berücksichtigt werden.

Lidl mit ambitionierten Plänen

Hofer hat österreichweit fünf Ladestellen, eine davon ist in der Albert-Schweitzer-Gasse in Wien-Penzing. „Die Ladestationen können während der Öffnungszeiten der entsprechenden Filiale von unseren Kundinnen und Kunden kostenlos genutzt werden“, so der Konzern. Auch Hofer kündigt einen Ausbau an, ohne konkret zu werden. Bei der Station in Penzing handelt es sich jedenfalls um eine Schnellladestation.

Konkreter wird dafür Diskonter-Konkurrent Lidl. Bis 2025 soll jede zweite Filiale mit eigenem Parkplatz zumindest eine E-Ladestelle haben. Lidl setzt dabei derzeit ausschließlich auf 50-kW-Schnellladestationen. Aktuell gibt es in Wien sieben Filialen mit je einer Ladestation. Österreichweit sind über 50 in Betrieb.

Öffentliche E-Ladestationen nach Ladekapazität

Problem der noch geringen Nachfrage

Genügend Platz für Ladestationen hätten in der Regel Einkaufszentren, die auch in Wien meistens eine eigene Parkgarage haben. Doch auch dort warten viele offenbar mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur noch zu. Beim Westfield Donau Zentrum gibt es aktuell zwölf Ladestationen, die in Kooperation mit Wien Energie betrieben werden. Schnellladestationen sind hier keine bei – und zu Ausbauplänen gab es auf Anfrage von Radio Wien keine Auskunft.

Im Auhof Center stehen derzeit etwa sechs Ladestellen zur Verfügung – mit einer Leistung von jeweils 22 kW. Man sei bereit, zehn Schnellladestationen mit 50 kW oder 20 normale Ladestationen aufzustellen, sobald der Bedarf da sei, wird erklärt.

Und das ist wohl auch das Grundproblem: Denn der Anteil an Elektroautos dürfte auch wesentlich von der Ladeinfrastruktur abhängen. Ende 2020 gab es in Wien fast 720.000 zugelassene Autos, davon waren nur 6.000 oder knapp ein Prozent mit reinem Elektroantrieb unterwegs. Die aktuellen Neuzulassungen steigen zwar. Im Jahr 2021 wurden in Wien insgesamt 5.849 E-Autos zugelassen. Das bedeutet Verdoppelung im Vergleich zum Jahr davor. Doch die meisten davon wurden von Unternehmen gekauft. Nur 645 gingen an Privatpersonen.