Coronavirus – Impfung beim Hausarzt
APA/dpa/Christoph Schmidt
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Coronavirus

Polizeischutz für impfende Ärzte gefordert

Jene Ärztinnen und Ärzte, die Impfungen in der Praxis verabreichen, sehen sich zunehmend Anfeindungen und Drohungen ausgesetzt. Die Ärztekammer fordert Hilfe von der Politik – und für die betroffenen Ordinationen Polizeischutz oder Securitys.

Je mehr man in der Öffentlichkeit steht und für die Impfung eintritt, desto mehr Drohungen kommen, berichtet der Wiener Kinderarzt Peter Voitl. Er warb in der Impfkampagne der Bundesregierung für die Kinderimpfung.

Ordination beschmiert

„Es wurde das Ordinationsschild beschmiert. Es kommen E-Mails mit teilweise beleidigendem und bedrohlichem Charakter – von ‚Wir werden Sie zur Verantwortung ziehen‘ bis ’Sie sind ein Verbrecher“, so Voitl gegenüber dem Ö1-Morgenjournal. Die Sachbeschädigung und einzelne besonders arge Drohungen habe der Kinderarzt auch bei der Polizei angezeigt. Doch die allermeisten Drohungen kommen anonym.

„Erschütterndes Vorgehen“ gegen Ärzte

Wie dem Wiener Kinderarzt geht es mittlerweile vielen, sagt Johannes Steinhart, er vertritt in der Ärztekammer (ÖÄK) alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. „Es steigt bei uns täglich die Zahl der Meldungen, die bei uns in der Ärztekammer eintreffen. Das ist ein abzulehnendes und zutiefst erschütterndes Vorgehen von Leuten gegen ganz verdiente Ärztinnen und Ärzte“, so Steinhart.

Polizeischutz für Betroffene gefordert

Am stärksten betroffen von Falschmeldungen, Beschimpfungen und Bedrohungen seien praktische Ärztinnen und Ärzte – und zwar in ganz Österreich. Steinhart fordert von der Politik, dringend etwas gegen die aufgeheizte Stimmung und Polarisierung zu tun und für betroffene Kolleginnen und Kollegen unmittelbare Hilfe – etwa Polizeischutz und Securitys.

Patientenanwältin kritisiert „esoterische Schwurbelei“

Auch Wiens Patientenanwältin Sigrid Pilz fordert, wo es notwendig ist, Schutz durch Securitys oder Polizei. Gleichzeitig kritisiert sie, dass „zu lange esoterische Schwurbelei und andere Dinge in der Medizin geduldet“ wurden.

Es brauche nun neben guter Aufklärung ein öffentliches Bekenntnis „insbesondere der Ärztekammer, dass jene Ärztinnen und Ärzte, die durch Schwurbelei und Impfleugnung die Menschen verunsichern, dass die auch zur Verantwortung gezogen werden. Wir dürfen nicht dulden, dass Ärzte, die gute Arbeit machen, in eine Verteidigungs- und Angstsituation getrieben werden.“

Verstärkte Streifen durch Polizei

„Wir haben bereits vor einigen Wochen veranlasst, dass bei Spitälern, wo ein erhöhtes Bedrohungspotenzial vorhanden ist, ein verstärkter Streifendienst gefahren wird“, berichtete David Blum, stellvertretender Direktor der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) und Leiter des Nachrichtendienstes in einer schriftlichen Stellungnahme des Innenministeriums an die APA. Man nehme die Handlungen von Maßnahmengegnern sehr ernst. Das bedeute, dass es sehr wichtig sei, dass auch anonyme Drohungen der Polizei zur Kenntnis gebracht würden.

„Wir weisen seit einigen Monaten auf die Gefahr hin, die von radikalisierten Personen im Zusammenhang mit den aktuellen Corona-Protesten ausgeht, und wir sehen unter anderem eine zunehmende Radikalisierung von Personen in ihrer Einstellung auch gegenüber dem Gesundheitspersonal“, betonte Blum.

Man nehme auch wahr, dass die Anzahl an Drohungen gegen Ärztinnen und Ärzte zugenommen habe, und man habe unter anderem einen Leitfaden zum Umgang mit CoV-Maßnahmen-Gegnern entwickelt. Zudem sei eine enge Vernetzung mit Spitals- und Impfstraßenbetreibern, mit Ärztevertretern sowie die Erarbeitung von maßgeschneiderten Sicherheitskonzepten geplant, so Blum.