Der Ambulanzbereich aufgenommen am Mittwoch, 30. September 2020 im Rahmen der Eröffnung der neuen Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH Wien, Medizinische Universität Wien (MedUni) in Wien.
APA/Herbert Neubauer
APA/Herbert Neubauer
Gesundheit

Mehr Erstversorgungsambulanzen bis 2023

Die medizinischen Anlaufstellen in Wien werden erweitert. In allen städtischen Krankenhäusern wird eine Erstversorgungsambulanz (EVA) eingerichtet, wo man ohne Überweisung mit kleineren oder größeren medizinischen Problemen hingehen kann.

Von Augenentzündung bis starken Bauchschmerzen – wer damit ins Spital geht, wird zunächst in der Erstversorgungsambulanz begutachtet. Bisher sind in vier Kliniken Erstversorgungsambulanzen in Betrieb: im AKH sowie in den Kliniken Favoriten, Ottakring und Floridsdorf. In Erstversorgungsambulanzen arbeiten Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner, die vom Ärztefunkdienst der Ärztekammer gestellt werden.

Der Start weiterer Erstversorgungsambulanzen verzögerte sich pandemiebedingt. Bis März 2023 sollen nun aber auch in den Kliniken Hietzing, Landstraße und Donaustadt Erstversorgungsambulanzen eingerichtet werden, beschloss die Landeszielsteuerungskommission (LZK), ein Gremium von Stadt Wien und Gesundheitskasse.

Entlastung der Notaufnahmen

Damit werden die Notaufnahmen und Umfallambulanzen entlastet. 80 Prozent der Patientinnen und Patienten der Erstversorgungsambulanzen können laut Stadt dort behandelt werden und müssen nicht an eine Fachambulanz im Krankenhaus weiterverwiesen werden. „Das ist eine sehr gute Bilanz in den ersten Monaten seit Inbetriebnahmen der EVA und zeigt, dass wir in Wien trotz der Pandemie die allgemeine Gesundheitsversorgung weiter ausbauen“, berichtete Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) diese Woche in einer Sitzung der LZK.

Die ersten beiden Erstversorgungsambulanzen wurden in der Klinik Favoriten und im AKH im Juni 2021 in Betrieb genommen, die beiden anderen in der Klinik Floridsdorf und in der Klinik Ottakring darauffolgend im Oktober bzw. im November 2021. Finanziert werden die Erstversorgungsambulanzen aus Mitteln des Strukturfonds.

Zehn Primärversorgungseinheiten ausgeschrieben

In der Sitzung der LZK wurde auch die Ausschreibung von weiteren zehn Primärversorgungseinheiten (PVE) beschlossen. Sechs Primärversorgungseinheiten sind nun in Wien in Betrieb: im sechsten, zwölften, 22., 20. und seit Herbst im zehnten Bezirk. Eine sechste PVE im 19. Bezirk ist seit Jänner in Betrieb und gilt ebenfalls als PVE-Netzwerk, wo drei Ärzte in ihren jeweiligen Ordinationen, die in der Nähe liegen, sich zu einer PVE zusammengeschlossen haben. In den anderen fünf Primärversorgungseinheiten arbeiten alle Ärztinnen und Ärzte sowie andere Gesundheitsdienste unter einem Dach.

Ziel: 36 Primärversorgungseinheiten bis 2025

„Die Primärversorgungseinheiten sind das Modell der Zukunft. Patientinnen und Patienten profitieren von der interdisziplinären Zusammenarbeit von Allgemeinmedizin, Pflege, Gesundheits- und Sozialberufen und längeren Öffnungszeiten“, so Mario Ferrari von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) in einer Aussendung am Sonntag. Vier der nun ausgeschriebenen PVE seien im „Invertragsnahmeprozess“, sechs im November und Dezember des Vorjahres ausgeschrieben worden.

Die restlichen zehn Ausschreibungen sollen dann im Jahr 2023 erfolgen, sodass bis 2025 wie ursprünglich vorgesehen 36 Primärversorgungseinheiten in Wien ihre Dienste anbieten. Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft den Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Ausbau der kindermedizinischen Versorgung

Thema in der Sitzung der LZK war zudem die Stärkung der kindermedizinischen Versorgung in Form von multiprofessionellen Kinderzentren. Diese Kinderzentren bieten niederschwellige und umfassende Leistungen insbesondere auch an Wochenenden und an Feiertagen. In den Zentren werden die Ärztinnen und Ärzte von diplomierten Pflegekräften unterstützt und das Angebot dem Bedarf entsprechend durch Physiotherapie, Diätologie, Logopädie oder anderen Gesundheits- bzw. Sozialberufen ergänzt.

Ausgedehnte und ganzjährige Öffnungszeiten spielen hier eine große Rolle. Derzeit gibt es in Wien mit dem KIZ Augarten und dem KIZ Margareten zwei dieser Zentren. Für 2022 sind nun zwei weitere Zentren in Planung. Die Stadt Wien beteiligt sich im Rahmen der Kofinanzierung mit der ÖGK an den zusätzlichen Kosten.

Neue Planstellen für Kinder- und Jugendpsychiatrie

Forciert werden soll außerdem der Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie im niedergelassenen Bereich. „Die ursprünglich sieben Kassenplanstellen sind 2020 auf zehn und 2021 schließlich auf 15 Planstellen erhöht worden. Diese neuen Planstellen sollen bis 2025 besetzt werden“, so der stellvertretende Vorsitzende des ÖGK-Landesstellenausschusses Wien, Martin Heimhilcher.