Das Naturhistorische Museum (NHM)
APA/Herbert Neubauer
APA/Herbert Neubauer
Wissenschaft

NHM gibt menschliche Überreste zurück

Das Naturhistorische Museum (NHM) in Wien gibt heute Raubgut aus der Kolonialzeit zurück. Es handelt sich dabei um zwei Schädel, die aus Hawaii stammen. Eine Delegation kommt nach Wien und holt die Überreste ihrer Vorfahren zurück.

Schon vor zwei Jahren fragte eine hawaiianische NGO das Naturhistorische Museum nach den Schädeln von zwei Hawaiianern, einem Mann und einer Frau. Es dauerte, bis man die Schädel überhaupt ausfindig machen und eideutig zuordnen konnte. Der englische Abenteurer William Green hatte sie im 19. Jahrhundert aus einem Grab geraubt, erklärt Kathrin Vohland, die Direktorin des Naturhistorischen Museums in Wien. „Er hat sie dann verkauft. Diese beiden Schädeln waren in einer Sammlung in Großbritannien und kamen dann hier nach Wien, also wurden dem Museum damals geschenkt.“

Kommission soll Handlungsrahmen ausarbeiten

Mit der Rückgabe der Schädel will das Naturhistorische Museum das ethische und moralische Unrecht anerkennen, das durch die rücksichtlose Sammelpraxis während der Kolonialzeit entstanden ist. „Österreich investiert ja jetzt schon seit mehreren Jahren auch in Forschungsprojekte, um diesen kolonialen Kontext zu fassen. Also, warum haben wir als Museum profitiert von bestimmten Machtstrukturen, von bestimmten Handelsstrukturen oder auch Ausbeutungsstrukturen zu Kolonialzeiten?“

Das Museum allein hätte die Objekte nicht zurückgeben können, sie gehören der Republik Österreich, diese hat ihre Einwilligung gegeben. Vor kurzem wurde in Österreich eine Expertenkommission gegründet, die einen Handlungsrahmen zum Umgang mit dem kolonialen Erbe in Österreichs Museen ausarbeiten soll. Auch Kathrin Vohland ist Mitglied.

Rückgabebewusstsein wenig ausgeprägt

Hierzulande sei das Bewusstsein bezüglich solcher Rückgaben noch nicht so ausgeprägt wie in anderen Ländern, meint Khadija von Zinnenburg-Carroll. Sie forscht zu diesem Thema auf internationaler Ebene. „Dass jetzt endlich eine Expertenkommission gegründet worden ist, ist ein guter, wenn auch verzögerter Anfang. Es bleibt abzuwarten, wann die ersten Rückgabe von Kulturgüter erfolgen.“

In Österreich beträfe das etwa die berühmte Federkrone aus Mexiko, seit rund 500 Jahren in Österreich ist und trotz andauernder Proteste nicht zurückgegeben, noch nicht einmal verliehen wird. Diejenigen Mexikanerinnen, die sich einen Flug nach Wien leisten können, bekommen dafür einen Gratis-Eintritt ins Weltmuseum, wo sie die Federkrone bewundern können.