Hebamme untersucht eine schwangere Frau
APA/dpa/Fredrik von Erichsen
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Gesundheit

Hebammen fordern zentrale Vermittlung

In Wien herrscht Hebammenmangel. Zudem verlassen Mütter die Krankenanstalten immer früher nach der Geburt. Um Eltern und Hebammen zu entlasten, fordert das Hebammengremium in Wien nun eine zentrale Hebammenvermittlung.

„Frauen verlassen immer früher die Klinik, jetzt in Coronazeiten ist es schon Tag zwei nach der Geburt, wo man nachhause geht. Da gibt es noch viele Fragen und Kontrollen für das neugeborene Kind. Frauen müssen dann kurzfristig Hebammen suchen, viele Telefonate führen“, sagte Marianne Mayer vom Hebammengremium Wien gegenüber Radio Wien.

Eine zentrale Vermittlung für Hebammenleistungen – durch Hebammen und Kooperationspartner der Stadt Wien – wäre laut Mayer eine optimale Versorgung für die Frauen nach der Entlassung aus dem Spital.

Mangel besteht seit Jahren

Laut einer Bedarfsanalyse des Institut für Höhere Studien (IHS) kamen 2018 nur 25 Hebammen auf 1.000 Lebendgeburten in der Versorgungszone Ost, die Wien, Niederösterreich, Nord- und Mittelburgenland einschließt. Der EU-Schnitt liegt bei 35 Hebammen auf 1.000 Geburten. In Wien wurden 20.794 Kinder im Jahr 2021 geboren. Darauf kommen 388 Hebammen, von denen nur 33 einen Kassenvertrag haben.

Eine ältere Bedarfsanalyse der Stadt Wien habe nur den Bedarf an Hebammen im klinischen Bereich beleuchtet, heißt es seitens des Österreichischen Hebammengremiums. Weitere Leistungen wie Schwangerschaftsvorsorge, Nachsorge und Mutter-Kind-Pass-Beratung seien nicht berücksichtigt worden. Zudem seien die Stellenpläne in Krankenanstalten veraltet, da Hebammen bis zu fünf Frauen gleichzeitig zu versorgen haben. Dadurch arbeiteten mehr Hebammen in Teilzeit und dann in Freipraxis.

Mehr Ausbildungsplätze und intensivere Betreuung

Der Grund für den Mangel sei, dass die Ausbildungsplätze österreichweit lange nicht angepasst worden seien. Das Österreichische Hebammengremium fordert eine österreichweite Bedarfsanalyse sowie eine Erhöhung der Studienplätze. Die Stadt Wien reagiere bereits auf die Studie des IHS und erhöhe schrittweise die Ausbildungsplätze, heißt es. Ab 2023 bietet etwa die FH Campus Wien zwei mal jährlich den Start des Hebammenstudiums an.

Zudem soll die Möglichkeit einer intensiveren Betreuung der Frauen geschaffen und finanziert werden. Auch das Gehaltsschema der Hebammen soll angepasst werden. Zudem sollen sie einen fixen Platz in der Primärversorgung bekommen und mehr Kreiszimmer leiten. Weiters fordert das Hebammengremium, dass das Kinderbetreuungsgeld nicht mehr wie bisher nur an Arztleistungen, sondern auch an Hebammenleistungen gekoppelt sein soll.

Verhandlungen mit den Gesundheitskassen

Laut Österreichischer Gesundheitskassen (ÖGK) sind derzeit alle Planstellen für Hebammen in Wien besetzt. Weil sich die Versorgungsdichte in Österreich unterschiedlich gestalte, fänden derzeit zwischen Dachverband und den Sozialversicherungsträgern Verhandlungen mit dem Hebammengremium statt. Unter anderem ginge es dabei um gesamtvertragliche Änderungen, Planstellenberechnung und die Ausweitung von Leistungen.

ÖGK und das Österreichische Hebammengremium einigten sich bereits auf die Möglichkeit der Besetzung von vorgesehenen Planstellen im Rahmen von Teilzeitverträgen. Weiters können bei Bedarf zeitlich befristete Verrechnungsmodelle geschaffen werden, auch wenn der Stellenplan keine weitere Stellen vorsieht.