Jugendlicher im Rollstuhl in Lift
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Chronik

Keine Erdgeschoßwohnung trotz Rollstuhls

Die Familie eines 17-jährigen Rollstuhlfahrers lebt in einer Gemeindewohnung im dritten Stock und kämpft um eine Erdgeschoßwohnung. Der Lift im Haus fällt häufig aus. Doch bisher waren alle Bemühungen bei Wiener Wohnen vergebens.

„Wir zittern jeden Tag, ob der Aufzug funktioniert“, sagt die Familie des 17-jährigen unheilbarkranken Hamad. Der Teenager leidet an der seltenen Muskelerkrankung DMD, die im Kindesalter beginnt und unheilbar ist. Er ist seit Jahren auf den Rollstuhl angewiesen. Die Familie lebt seit 2018 in der Gemeindewohnung am Schöpfwerk in Meidling.

Wohnung wegen Lifts rollstuhlgerecht

Der Jugendliche benötigt Operationen an der Wirbelsäule und spezielle Behandlungen, die in seiner Heimat Syrien nicht möglich waren. Die Familie floh daher vor rund sieben Jahren nach Europa. „Als er neun war, konnte er nicht mehr zu Fuß gehen. Dann ist er sitzen geblieben. Und so sind wir eigentlich nach Europa gekommen. Er ist 17, hat die Muskeln eines Neunjährigen“, erzählt der Cousin von Hamad.

Verzweifelte Suche nach Wohnung

Die Familie des unheilbar kranken 17-jährigen Hamad braucht eine neue Wohnung. Denn ihre jetzige schimmelt und liegt vor allem im dritten Stock eines Gemeindebaus, wo der Lift ständig ausfällt. Jetzt kämpft die Familie um eine behindertengerechte Erdgeschosswohnung. Von Wiener Wohnen fühlt sie sich im Stich gelassen.

Als die Familie die Gemeindewohnung 2018 bekam, saß Hamad bereits im Rollstuhl. Die Wohnung im dritten Stock ist laut Wiener Wohnen auch rollstuhlgerecht. Doch der Lift im Gebäude ist häufig außer Betrieb, was notwendige Arztbesuche teils unmöglich macht.

Rettung verweist auf Feuerwehr

„Der Rollstuhl an sich ist 150 Kilogramm schwer. Die Rettung hat gesagt, wir können nichts tun“, so Hamads Cousin. Wenn es nicht anders ginge, müsse eben die Feuerwehr gerufen werden, lautete die Auskunft. „Die müssen ihn mit einer Hebemaschine irgendwie runtertragen. Aber wir haben dann die Termine verpasst.“

In den letzten acht Wochen habe der Lift zehn Mal nicht funktioniert. Als man kürzlich vom Spital nach Hause gekommen sei, sei der Lift erneut stillgestanden. „Sechs Stunden waren sie in der Kälte. (…) Wir haben Hilfe gerufen. Sechs Männer haben Hamad hinaufgetragen – trotz Risiko-OP am Rücken.“

Wiener Wohnen: „Angebot sehr eingeschränkt“

Wiener Wohnen ist Hamads Fall bekannt und man sei bemüht eine ebenerdige Gemeindewohnung zu finden. „Das Angebot an vorhandenen Wohnungen, die den Bedürfnissen von Rollstuhlfahrer*innen gerecht werden, ist leider sehr eingeschränkt“, heißt es in einem Schreiben an „Wien heute“. Und weiter: „Gebrechen an dieser Anlage (Lift, Anm.) werden vorrangig bearbeitet“.

Die Familie ist verzweifelt. Zu groß ist die Angst, dass der Lift wieder nicht geht. Noch kann der 17-jährige seinen Rollstuhl alleine bedienen und müsste nicht den ganzen Tag zu Hause verbringen. „Hamad ist seit vier Jahren eingesperrt. Das ist eine extrem große Herausforderung für den Papa, mit ihm rauszugehen.“ Und auch der Schimmel in der Wohnung macht der Familie Sorgen – vor allem bei einem unheilbar kranken Kind.