Allgemeinmedizinerin Naghme Kamaleyan-Schmied, Sprecherin der Hausärzte bei der Ärztekammer Wien, an Schreibtisch ihrer Ordination
ORF
ORF
Wien impft

„Bestechungsversuche“: Ärzte unter Druck

Ärztinnen und Ärzte sind im Zusammenhang mit der Impfpflicht zunehmend mit aggressiven Reaktionen konfrontiert. Berichte über Angriffe und Drohungen mehren sich – aber auch über Bestechungsversuche für eine Impfbefreiung.

In Wien kann seit Montag auf drei unterschiedlichen Wegen um eine Impfbefreiung angesucht werden: Entweder nutzt man das Online-Formular auf impfservice.wien, man schickt ein E-Mail an „i-attest@ma15.wien.gv.at“ oder man wendet sich per Post an das Gesundheitsamt (MA 15). Knapp 50 Personen nahmen davon am Vormittag bereits Gebrauch.

„Doktor hoppen“

Die Allgemeinmedizinerin Naghme Kamaleyan-Schmied, Sprecherin der Hausärzte bei der Ärztekammer Wien, berichtet von Bestechungsversuchen auch in ihrer eigenen Ordination in Floridsdorf: „Die Frage war heute, ob ich einen Arzt kenne, der das Attest (zur Impfbefreiung, Anm.) ausstellt, er würde dafür auch 500 Euro zahlen. Sie gehen ja nicht zu ihren Hausärzten, sie tun ja ‚Doktor hoppen‘, bis sie dann vielleicht jemanden finden, der dann ein Attest schreibt“

Kinderimpfende Ärzte sind besorgt

Ärzte, die Kinderimpfungen durchführen, haben immer öfter Sorge vor persönlichen Anfeindungen.

Auch von Anfeindungen und Drohungen berichtete Kamaleyan-Schmied im „Wien heute“-Interview: „Leute, die im Wartezimmer schreien, die etwas wollen, was sie nicht kriegen können. Dann gibt es Leute, die z.B. draußen die Wände anschmieren, Zettel zerreißen, schimpfen, verbale Aggression.“ Das führe hin bis zu Morddrohungen: „Wir hatten ja immer wieder polarisierende Interviews auch von Kollegen von mir bezüglich der Impfpflicht, da gab es auch Morddrohungen per E-Mail.“

Polizeischutz und Securitys gefordert

Die Ärztekammer schlug wegen verschiedener Angriffe bereits letzte Woche Alarm. Die Zahl der Meldungen steige täglich, hieß es. Es gebe auch Anzeigen. Betroffen seien vor allem praktische Ärztinnen und Ärzte. Bei den Meldungen geht es um Beschimpfungen, Auseinandersetzungen in den Ordinationen, Sachbeschädigungen, Schmierattacken auf Ordinationsschilder, Drohungen, meist anonym und per E-Mail.

Gegen die Aggressivität bietet die Ärztekammer bereits Deeskalationskurse an, die auch sehr gut besucht werden. Die Ärztekammer forderte nun aber auch konkrete Hilfe von der Politik – und für die betroffenen Ordinationen Polizeischutz oder Securitys. Für die Ordinationen werde ein maßgeschneidertes Sicherheitskonzept erarbeitet, hieß es vergangene Woche von Seiten des Innenministeriums. Und bei den Spitälern fahre die Polizei schon verstärkt Streife.