Außenansicht des KH Nord in Floridsdorf
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Gesundheit

Noch zu viele Barrieren in Spitälern

Die Wiener Monitoringstelle hat drei Krankenanstalten in der Bundeshauptstadt untersucht – und resümiert durchaus kritisch: Umfassende Barrierefreiheit gebe es in keinem Spital, die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung sei eingeschränkt.

Laut Monitoringstelle und dem Unabhängigen Ausschuss zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen fanden die Begehungen bereits in den Jahren 2018 und 2019 statt, und zwar in der Klinik Ottakring, in der Klinik Donaustadt sowie in der Klinik Floridsdorf.

Die Ergebnisse im Detail: Viele WCs, Badezimmer sowie Patientinnen- Patientenzimmer seien zwar barrierefrei begehbar, aber zu eng. Einige Türen der Klinik Ottakring seien zudem nur händisch und nicht automatisch zu öffnen. Im umgebauten Teil der Klinik gebe es breite Türen. In allen Kliniken gebe es zumindest zum Teil herabgesenkte Pulte, damit Menschen auf Augenhöhe mit dem Krankhauspersonal sprechen können. Die Mitnahme einer persönlichen Assistenz sei auch überall möglich.

Lifte ohne Braille-Beschriftung

In der Klinik Donaustadt gebe es ausreichend Rampen und Lifte, letztere seien aber weder innen noch außen in Braille beschriftet. Die Lifte der Klinik Floridsdorf seien nur innen beschriftet. Die Liftsituation in der Klinik Ottakring sei wegen ihres Denkmalstatus problematisch. Hier dürfen keine zusätzlichen Lifte eingebaut werden. „Das ist schlecht. Denn es kann nicht sein, dass Häuser wichtiger sind als Menschen“, heißt es in der Stellungnahme in einfacher Sprache.

Keine der drei begangenen Kliniken verfüge über taktile Bodenleitsysteme über den Eingangsbereich hinaus. Die Spitäler argumentieren, die Rillen im Boden würden den Transport von Liegend-Patienten erschweren und seien aufgrund der erschwerten Reinigung ein Hygiene-Risiko, heißt es in der Stellungnahme. Induktionsschleifen für Menschen mit Hörgeräten gebe es in der Klinik Floridsdorf, in der Klinik Donaustadt aber nicht. Videodolmetsch wird in der Klinik Ottakring eingeführt und fehlt bei den anderen Kliniken.

Auswahl der Krankenanstalten

Die drei Kliniken wurden aufgrund ihrer unterschiedlichen Baujahre ausgewählt. Die Klinik Ottakring stammt aus dem 19. Jahrhundert, die Klinik Donaustadt aus den 1980er Jahren und die Klinik Floridsdorf ist eine neue Krankenanstalt. Dennoch sind alle drei Spitäler von umfassender Barrierefreiheit „noch weit entfernt“, heißt es in der Stellungnahme.

Die Wiener Monitoringstelle hat sich stichprobenartig und mit einem einheitlichen Fragenkatalog zum Vergleich in den Spitälern umgesehen. Die Fragen bezogen sich dabei auf das Finden eines passenden Spitals, die Aufnahme, die Spital selbst, die Entlassung und die Kommunikation in der Krankenanstalt.

Politischer Wille zur Barrierefreiheit

Artikel 9 der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen hält das Recht auf eine unabhängige und somit barrierefreie Lebensführung sowie volle Teilhabe in allen Bereichen fest. „Barrierefreiheit ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass Menschenrechte umfassend ausgeübt werden können. Damit ist nicht nur die Zugänglichkeit von Gebäuden wie Behandlungsräume oder Patientinnenräume gemeint, sondern auch jene von Informationen“, sagte Christine Steger, die Vorsitzende des Ausschusses.

Es wird betont, dass es sich nicht etwa um eine Überprüfung, sondern lediglich um eine Begehung der Krankenanstalten handelte. Zudem gebe es durch die Pandemie noch mehr Barrieren für Menschen mit Behinderung in Krankenanstalten. Diese seien aber nicht Teil der Stellungnahme, da die Begehungen vor der Pandemie stattfanden.

Wie die Monitoringstelle in einer Aussendung schreibt, sei man mit dem Wiener Gesundheitsverbund in stetigem Dialog. Zur umfassenden Barrierefreiheit brauche es politischen Willen – darüber hinaus müsse dieses Thema auch in der gesamtgesellschaftlichen Wahrnehmung weiter verankert werden.