Mehrere Menschen in verschiedenen Posen
Rebecca Merlic
Rebecca Merlic
Kultur

„Cyborg-Ausstellung“ im Belvedere 21

Die neue Ausstellung „Embodied Structures“ im Belvedere 21 befasst sich mit dem Körper im digitalisierten Zeitalter. Die Schau soll das Herzstück des Medienkunstfestivals „Contemporary Immersive Virtual Art 2022“ bilden.

„Embodies Structures“ besteht aus sieben internationalen Positionen. Die Schau will eine Geschichte von Avataren, also virtuellen Darstellungen von Benutzerinnen und Benutzern, von Cyborgs, also Mischwesen aus Mensch und Maschine, und von Data Bodies, also Profile aus Benutzerdaten, erzählen. Die Installationen reflektieren die Bereitschaft vieler, sich online auszustellen und ihren Datenprofilen konkrete Werte zuzuweisen.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Drei Gerüste halten ein scheinbar durchschichtiges Material, das die Umsrisse von Körpern bildet
Yein Lee
„Rejuvinate Body Order Now“ von Yein Lee (KR/AT)
Eine Figur umgeben von mehreren Formen, die eine Umwandlung dartsellen
Depart/sound-frame
„The Subject Changes“ von Depart, in Auftrag gegeben von sound-frame
Eine Benutzeroberfläche im Digitalen mit vielen Figuren
Keiken
„Wisdoms for Love 3.0“ von Keiken
Im Vordergrund ein Smartphone im Kamera-Modus, im Hintergrund ein Mann, der eine Pose nachstellt
Belvedere/Johannes Stoll
Augmented-Reality-Installation „Swarming Lounge“ von kondition pluriel
Mehrere Menschen in verschiedenen Posen
Rebecca Merlic
„Glitch Bodies“ von Rebecca Merlic

„Der Körper ist eines der mächtigsten Symbole und zugleich ein Spiegel unserer Gesellschaft. An unseren Körpern kann deutlich abgelesen werden, wie sehr wir uns als Personen in der Mitte der Gesellschaft befinden oder uns diese an den Rand drängt. Wer es nicht schafft, seinen Körper in die Norm zu bringen, hat offenbar versagt: zu dick, zu alt, zu gebrechlich, nicht weiß genug.“ , erklärte Festivalleiterin und Kuratorin Eva Fischer.

Zudem wird der Körper im Sinne des Aufbrechens von Gender-Normen als Vehikel für eine neue Weltanschauung verstanden. Fischer sagte: „Wenn wir über den Körper sprechen, sprechen wir über Politik. Eine Demokratie braucht verschiedene Stimmen – und die Kunst hat sich schon immer gegen Konventionen und enge Grenzen gestellt. Mit Embodied Structures stellen wir die Frage nach dieser Opposition, die sich gegen toxische und festgefahrene Strukturen wendet."

Beiträge aus der ganzen Welt

Visualisierungen und Bildschirme sind in der Ausstellung präsent. In „The Subject Changes“ von Leonhard Lass und Gregor Ladenhauf alias Depart beispielsw sieht sich ein Avatar ständigen Veränderungen an sich selbst ausgesetzt. Gegenüber läuft der Videoessay „#Glitchfeminism“ der New Yorker Autorin Legacy Russell. Der Film handelt von ihren theoretischen und kunsthistorischen Überlegungen.

Der einzige rein analoge Beitrag kommt von der gebürtigen Südkoreanerin Yein Lee, die mit ihrer Skulpturenserie „Rejuvenate Body Order Now“ die Verschmelzung des organischen Körpers mit maschinellen Erweiterungen thematisiert. In transparenten oval-förmigen Plastikmembrane machen 3D-gedruckte humanoide Knochen, Schläuche und Kabeln als skelettartige Gebilde den Eindruck, in ihnen heranzureifen scheinen.

Neben der Hauptausstellung im Belvedere 21 ist das CIVA-Festival heuer – nach einer coronabedingt reinen Online-Ausgabe im Vorjahr – auch noch im Volkstheater und im Stadtkino mit einer Reihe von Performances, Installationen, Lectures, Workshops und Filmscreenings zu Gast. Die Spannweite reicht vom Kurzfilmprogramm „I know girls“ über ein „inklusives Fitnessstudio“ („Empowering Body“) bis zu einer „wissenschaftlich-hexenhandwerklichen Choreografie“ – Eigenurinproben inklusive („Molecular Queering Agency“). Aber auch diverse Online-Veranstaltungen sind für dieses Jahr angekündigt.

Festival an Hauptstandorten und digital

Das „Contemporary Immersive Virtual Art“ Festival (CIVA) wird von der Agentur sound:frame organisiert. Unter dem Titel „Embodied Structures“ widmet sich das Medienkunstfestival 2022 dem Körper und seinen sich verändernden Identitäten.

Am Belvedere 21, Stadtkino Wien und Volkstheater sowie über seine digitalen Kanäle bietet das Festival ein hybrides Programm mit Ausstellungen, Talks, Lectures, Workshops, Filmscreenings und Performances. Die Spannweite reicht vom Kurzfilmprogramm „I know girls“ über ein „inklusives Fitnessstudio“ namens „Empowering Body“ bis zu einer „wissenschaftlich-hexenhandwerklichen Choreografie“ inklusive Eigenurinproben, die „Molecular Queering Agency“.

„Das CIVA-Festival eröffnet neue Zugänge zur zeitgenössischen hybriden Realität, die wir nicht nur erleben, sondern auch reflektieren müssen. Die Schau zeigt künstlerische Ansätze, die zur Selbstermächtigung auffordern", sagte Stella Rollig, die Generaldirektorin des Belvederes. „Embodied Structures“ ist von 18. bis 26. Februar 2022 dienstags bis sonntags und feiertags im Belvedere 21 zu sehen. Der Eintritt ist kostenfrei.