Durch das sogenannte Artists-in-Residence-Programm kam die französische Filmemacherin Heloise Ferlay nach Wien ins MuseumsQuartier. Sie wurde vom „Tricky Women Festival“, das den Fokus auf Animationsfilme von Frauen legt, nach Wien eingeladen, nachdem einer ihrer Filme dort voriges Jahr gezeigt wurde.
„Ich schreibe an meinem neuen Kurzfilm und entwickle ein Kostüm für eine Puppe. So kann ich mich abwechseln zwischen Schreiben und Entwerfen“, sagte Ferlay. Es handelt sich um einen Stop-Motion Film, also einen Film, der aus aneinandergereihten einzeln aufgenommenen Bildern beweglicher Figuren besteht. Darin werden Frauen dargestellt, die vor Gewalt flüchten.
Katastrophen in Kunst verarbeitet
Eine weitere Bewohnerin ist die Künstlerin Rita Süveges aus Ungarn. Sie ist Malerin, arbeitet aber auch an Objekten. Auch sie bezog das MuseumsQuartier durch ein Stipendium im Zuge eines Forschungsprojekts. Ihre Kunst basiert auf Erkenntnissen zum Klimawandel und Umweltkatastrophen. Dafür tauscht sie sich in Wien mit Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft sowie mit anderen Kunstschaffenden aus.
Für ihre Recherchen besuchte sie schon mehrere Male das Kunsthistorische Museum. Ihre Forschung sei mit dem dort ausgestellten Kunstwerk „Gewitterlandschaft“ von Peter Paul Rubens verbunden. „Meine Forschung handelt auch von der symbolischen Bedeutung dieser Naturkräfte, mit denen die Menschheit umgehen muss“, so Süveges.
Angsteinflößender Messias
Camila Kater ist Animations-Filmemacherin und Pädagogin aus Brasilien. Ihr neuer Film trägt den Namen „The Lord be with you“, also „Gott sei mit dir“. Die Künstlerin erklärte: „Es ist ein Kurzfilm über meine Kindheit. Ich war elf Jahre lang in einer katholischen Schule und hatte wirklich Angst vor Jesus Christus.“
Im Film soll die Indoktrinierung von Religion in der Kindheit und in der Politik aufgezeigt werden. Außerdem dreht er sich um die Darstellung von Jesus als weißen Mann, die zur Kolonialisierung Brasiliens eingesetzt wurde. Musik wird eine tragende Rolle im Film einnehmen. „Wien ist der perfekte Ort, um über Musik nachzudenken“, so Kater.
Schönberg neu komponiert
Der aus Tschechien stammende Musiker Tomas Vtipil kam nach Wien, um an seinen neuen Komposition „Free Schönberg“ zu arbeiten. Im vergangenen Sommer jährte sich nämlich der Todestag des Wiener Komponisten Arnold Schönberg zum 70. Mal. „Das bedeutet, seine Musik ist nicht mehr geschützt und kann nun frei verwendet werden“, erklärt Vtipil.
Künstler wohnen im MuseumsQuartier
Einige Künstler wohnen für einige Monate in Museen. Wie das aussieht, zeigt „Wien heute“-Redakteur Florian Kobler.
Die Tonspurpassage des MuseumsQuartiers ist mit Lautsprechern ausgestattet und spielt Vtipils neue Kompositionen. „Was man hier hört, ist eigentlich ein Remix von Arnold Schönberg zusammen mit verrückten Ideen“, sagte der Künstler. Für seine Neukomposition fängt Vtipil hier Reaktionen von Passantinnen und Passanten ein, um sie später zu einem neuen Stück zusammenzuführen.