Rita Süveges arbeitet an ihrem Tisch. Neben ihr an der Wand hängt ein buntes Tuch
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Kultur

Leben und arbeiten im MuseumsQuartier

Für jeweils rund zwei Monate wohnen Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt im MuseumsQuartier Q21. Sie leben und arbeiten in neun verschiedenen Kunststudios. Im Zuge ihrer Stipendien können sie sich hier in ihr künstlerisches Schaffen vertiefen.

Durch das sogenannte Artists-in-Residence-Programm kam die französische Filmemacherin Heloise Ferlay nach Wien ins MuseumsQuartier. Sie wurde vom „Tricky Women Festival“, das den Fokus auf Animationsfilme von Frauen legt, nach Wien eingeladen, nachdem einer ihrer Filme dort voriges Jahr gezeigt wurde.

„Ich schreibe an meinem neuen Kurzfilm und entwickle ein Kostüm für eine Puppe. So kann ich mich abwechseln zwischen Schreiben und Entwerfen“, sagte Ferlay. Es handelt sich um einen Stop-Motion Film, also einen Film, der aus aneinandergereihten einzeln aufgenommenen Bildern beweglicher Figuren besteht. Darin werden Frauen dargestellt, die vor Gewalt flüchten.

Heloise Felay an ihrem Schreibtisch
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Ferlay arbeitet an einem Stopp-Trick-Film, der von gewaltbetroffenen Frauen handelt

Katastrophen in Kunst verarbeitet

Eine weitere Bewohnerin ist die Künstlerin Rita Süveges aus Ungarn. Sie ist Malerin, arbeitet aber auch an Objekten. Auch sie bezog das MuseumsQuartier durch ein Stipendium im Zuge eines Forschungsprojekts. Ihre Kunst basiert auf Erkenntnissen zum Klimawandel und Umweltkatastrophen. Dafür tauscht sie sich in Wien mit Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft sowie mit anderen Kunstschaffenden aus.

Für ihre Recherchen besuchte sie schon mehrere Male das Kunsthistorische Museum. Ihre Forschung sei mit dem dort ausgestellten Kunstwerk „Gewitterlandschaft“ von Peter Paul Rubens verbunden. „Meine Forschung handelt auch von der symbolischen Bedeutung dieser Naturkräfte, mit denen die Menschheit umgehen muss“, so Süveges.

Gewitterlandschaft von Peter Paul Rubens
KHM-Museumsverband
„Gewitterlandschaft mit Jupiter, Merkur, Philemon und Baucis“ von Rubens

Angsteinflößender Messias

Camila Kater ist Animations-Filmemacherin und Pädagogin aus Brasilien. Ihr neuer Film trägt den Namen „The Lord be with you“, also „Gott sei mit dir“. Die Künstlerin erklärte: „Es ist ein Kurzfilm über meine Kindheit. Ich war elf Jahre lang in einer katholischen Schule und hatte wirklich Angst vor Jesus Christus.“

Im Film soll die Indoktrinierung von Religion in der Kindheit und in der Politik aufgezeigt werden. Außerdem dreht er sich um die Darstellung von Jesus als weißen Mann, die zur Kolonialisierung Brasiliens eingesetzt wurde. Musik wird eine tragende Rolle im Film einnehmen. „Wien ist der perfekte Ort, um über Musik nachzudenken“, so Kater.

Fotostrecke mit 3 Bildern

Eine Szene aus dem Film „The Lord be with you“ von Camila Kater, eine Jesusfigur aus Ton
Camila Kater
Die Künstlerin Camila Kater zeichnet an ihrem Schreibtisch
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Camila Kater formt ein Gesicht aus Ton
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Schönberg neu komponiert

Der aus Tschechien stammende Musiker Tomas Vtipil kam nach Wien, um an seinen neuen Komposition „Free Schönberg“ zu arbeiten. Im vergangenen Sommer jährte sich nämlich der Todestag des Wiener Komponisten Arnold Schönberg zum 70. Mal. „Das bedeutet, seine Musik ist nicht mehr geschützt und kann nun frei verwendet werden“, erklärt Vtipil.

Künstler wohnen im MuseumsQuartier

Einige Künstler wohnen für einige Monate in Museen. Wie das aussieht, zeigt „Wien heute“-Redakteur Florian Kobler.

Die Tonspurpassage des MuseumsQuartiers ist mit Lautsprechern ausgestattet und spielt Vtipils neue Kompositionen. „Was man hier hört, ist eigentlich ein Remix von Arnold Schönberg zusammen mit verrückten Ideen“, sagte der Künstler. Für seine Neukomposition fängt Vtipil hier Reaktionen von Passantinnen und Passanten ein, um sie später zu einem neuen Stück zusammenzuführen.