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Soziales

Ukraine-Hilfe: Vorbereitungen laufen

Während in der Ukraine weiter gekämpft wird, liefert Österreich Hilfsgüter. In der Sport-&-Fun-Halle in der Engerthstrasse in der Leopoldstadt wird eine Anlaufstelle für geflüchtete Menschen eingerichtet.

Medikamente, Helme und Schutzwesten für Rettungskräfte wurden und werden aktuell Richtung Ukraine gebracht – von Bund, Stadt und Hilfsorganisationen. Wien will außerdem in den kommenden Tagen rund 429.000 Euro mittels eines Beschlusses für Hilfeleistungen zur Verfügung stellen.

Ukraine-Hilfe: Vorbereitungen in Wien

Hilfsorganisationen, Magistratsabteilungen, VertreterInnen der Stadt. In einer Videokonferenz mit rund 60 TeilnehmerInnnen wird am Nachmittag die weitere Hilfe besprochen – auch was die erste Anlaufstelle betrifft, die jetzt in der Leopoldstadt eingerichtet wird.

Zentrale Koordination für Hilfen

Durch den Krieg in der Ukraine haben viele Menschen ihr Heim verloren: Österreichs Bundesbetreuungsagentur (BBU) schuf nun eine Plattform, über die Privatpersonen Schlafplätze für Kriegsflüchtlinge anbieten können. Eine Koordinierungsstelle ist unter der Mailadresse nachbarschaftsquartier@bbu.gv.at erreichbar. Hier können Private mitteilen, für wieviele Menschen Platz für eine Unterkunft zur Verfügung wäre.

Bund und Länder verteilen die Flüchtlinge dann koordiniert. Wie ein Sprecher der BBU betonte, schaue man, Platz für möglichst viele Menschen zu schaffen. Derzeit sei in den Bundesbetreuungseinrichtungen – die bekanntesten davon sind die Erstaufnahmezentren Traiskirchen und Thalham – Platz zur Verfügung.

Ankunftszentrum in der Leopoldstadt

Vorbereitungen getroffen werden jedenfalls in den Bundesländern. Etwa 1.600 Ukrainer und Ukrainerinnen überschritten am Sonntag laut Innenministerium die österreichische Grenze, der Großteil im Pkw. Davon gaben etwa 70 Prozent an, weiterreisen zu wollen. Derzeit befinden sich ca. 50 Ukrainer in Versorgung in Nachbarschaftsquartieren.

Salzburg geht etwa von bis zu 5.000 Flüchtlingen aus, die man unterbringen werde. In Wien wird ein Ankunftszentrum für geflüchtete Menschen eingerichtet, gaben Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) am Montag bekannt. Umgesetzt wird die Anlaufstelle in der „Sport & Fun Halle Leopoldstadt“ in der Engerthstraße. Dort soll zusätzlich zur Beratung auch eine medizinische und psychosoziale Betreuung angeboten werden.

Ukrainische Flüchtlinge mit Rucksäcken auf der Straße
ATTILA KISBENEDEK/AFP
Ukrainische Flüchtlinge am Grenzübergang Barabas, Ungarn

„Wiens Stadtregierung sagte den Menschen in der Ukraine von Beginn an rasche Hilfe zu. Und diese Hilfe wollen wir weiter verstärken: sowohl vor Ort, indem wir Hilfsorganisationen finanziell unterstützen, als auch für jene, die aus dem Land flüchten müssen und nach Wien kommen“, erklärte Ludwig in einer Aussendung. Die völkerrechtliche Neutralität sei ein Fundament Österreichs, aber „Wien ist nicht neutral, wenn es um Menschlichkeit geht“, betonten Ludwig und Wiederkehr. Man habe auch gleich nach Beginn des Angriffs auf die Ukraine erste Hilfslieferungen von medizinischem Material losgeschickt.

Flüchtlinge können „Öffis“ gratis nutzen

Betroffene müssen in Wien auch für die Öffis vorerst nichts zahlen. „Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, können vorerst im Zeitraum von 1. bis 15. März das gesamte Netz der Wiener Linien ohne Ticket nutzen“, teilte Ludwig am Nachmittag via Twitter mit. Als Nachweis bei einer Kontrolle reichen die Reisedokumente.

Platz für rund 300 Personen

Wien, so wurde angekündigt, werde auch weitere finanzielle Hilfe leisten. So wird vorerst ein Betrag von 429.020 Euro zur Verfügung gestellt. Abgewickelt werde dies über die Austrian Development Agency (ADA), die mit dem Geld wiederum das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und österreichische Nichtregierungsorganisationen beauftrage, um Hilfe vor Ort zu leisten, hieß es.

Donaustädterin hilft Kinderheim in Kiew

In der Ukraine wird sie „Mama Austria“ genannt: die Wienerin Helga Trippel. Jahrzehntelang hat sie ukrainische Waisenkinder unterstützt, in einem Kiewer Kinderheim. Die 83-jährige Donaustädterin kümmert sich bis heute von ihrem Haus in Aspern aus um Hilfe für das Caritas-Heim.

Auch die Kapazitäten der Wiener Flüchtlingsunterkünfte werden bereits evaluiert. Wie im Büro von Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Montag mitgeteilt wurde, gibt es in den Einrichtungen der Grundversorgung noch Platz für rund 300 Personen. Geprüft wird zudem, welche Quartiere darüber hinaus verfügbar sind.

Mehr als 500.000 aus Ukraine geflohen

Seit Donnerstag sind nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) mehr als 500.000 Menschen aus der Ukraine in benachbarte Länder geflohen – mehr dazu in news.ORF.at.

Außerdem sei im Zuge der russischen Invasion eine sechsstellige Zahl an Menschen innerhalb der Ukraine vertrieben worden, sagte UNHCR-Sprecher Chris Melzer heute. Eine genaue Schätzung der Binnenflüchtlinge sei derzeit nicht möglich. Die Angaben beziehen sich auf den Stand von gestern Abend.

Ukrainische Kriegsflüchtlinge mit Rücksäcken und Decken auf der Straße
WOJTEK RADWANSKI/AFP
Ukrainische Flüchtlinge in Medyka, Polen

Die meisten Flüchtlinge haben sich bisher nach Polen aufgemacht. Nach Angaben des polnischen Grenzschutzes waren es mehr als 281.000 seit Kriegsbeginn. Allein gestern hätten fast 100.000 Flüchtlinge die Grenze passiert, so eine Sprecherin heute. Die anderen wichtigen Zielländer sind laut UNHCR Rumänien, Moldawien, Ungarn und die Slowakei.

Kriseninterventionszentrum mit Beratungsangebot

Für Menschen, die durch äußere Belastungen in eine akute psychosoziale Krise geraten sind, auch im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, bietet das Kriseninterventionszentrum in Wien Beratung und Intervention. Von Montag bis Freitag, 10.00 bis 17.00 Uhr, können über die Hotline 01/4069595 Gespräche telefonisch erfolgen oder persönliche Termine vereinbart werden. Eine E-Mail-Beratung erfolgt via www.kriseninterventionszentrum.at.

Es sei ein Bedarf an Gesprächen festzustellen – sowohl für direkt betroffene Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer verwandtschaftlicher oder anderer sozialer Beziehungen in die Ukraine als auch für indirekt betroffene Personen, die auf die Kriegssituation mit starken Ängsten oder Retraumatisierung reagieren, berichtete das Kriseninterventionszentrum am Montag.