Blick in die Ausstellung „Treuer Fürst – Joseph Wenzel und seine Kunst“ im Gartenpalais Liechtenstein in Wien
APA/ROLAND SCHLAGER
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Kultur

Neue Ausstellungsreihe im Palais Liechtenstein

2011 hatte die Familie Liechtenstein den permanenten Ausstellungsbetrieb in ihrem Wiener Gartenpalais eingestellt – nun gibt es ein Comeback: Die neue Reihe „März im Palais“ lädt alljährlich zu Themenausstellungen. Den Anfang macht die Schau „Treuer Fürst“.

Zum 250. Todestag des Vertrauten des Preußenkönigs Friedrichs des Großen und Heerführers für die Habsburger zeichnet man anhand der Persönlichkeit des Sammlers, Kriegsherren und Diplomaten ein Leben in Kunststationen nach. „Fürst Joseph Wenzel ist von unglaublicher Bedeutung“, begründete Sammlungsdirektor Johann Kräftner den Schritt, den am 10. Februar 1772 Verstorbenen als Ausgangspunkt der neuen Reihe zu nehmen.

Dieser umfasst gemäß der Sammlungs- und Ausstellungstradition des Hauses nicht nur Gemälde, sondern schafft Gesamtkunstwerke aus Dokumenten, Büsten, Folianten, Tapisserien bis hin zu einem eigens für die Familie von Friedrich dem Großen geschaffenes Porzellanservice.

“Analog-Selfies“ eines Adeligen

Dabei wächst zusammen, was einst zusammen gehörte, finden sich in der Ausstellung doch auch Leihgaben. Zwei der einst von Joseph Wenzel erworbenen Venedig-Ansichten Canalettos, welche die Familie in den 1950ern verkaufen musste, sind als Leihgaben nun wieder im alten Kontext zu erleben. Ansichten von Bernando Bellotto oder Genrebilder von Jean Siméon Chardin finden sich neben den zahlreichen Porträts Joseph Wenzels, die selfiegleich nachzeichnen, wie sich das Leben ins Gesicht des einstmals spätpubertär-snobistisch auf den Betrachter blickenden Jungadeligen eingrub.

Skulpturen und Ölbilder: Blick in die Ausstellung „Treuer Fürst – Joseph Wenzel und seine Kunst“ im Gartenpalais Liechtenstein in Wien
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Aus der Schau „Treuer Fürst“

Mit dem neuen Format wird eine der bedeutendsten Privatsammlungen der Welt, deren Arbeiten rund ein halbes Jahrtausend umspannen, wieder leichter zugänglich. Die auch bisher schon offerierten Führungen durch die Dauerausstellung im 1. Stock des barocken Prachtbaus in Wien-Alsergrund werden während des Märzes massiv ausgebaut, wobei die Vorbuchung obligatorisch bleibt.

Palais als Ort der Begegnung

„Wir möchten die Freude, die meine Familie und ich mit der Sammlung haben, ab heute in einem wesentlich umfangreicheren Maßen als bisher mit der Öffentlichkeit teilen“, unterstrich Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein am Montag bei der Präsentation des Vorhabens.

Es gehe darum, das Gartenpalais und den Liechtensteinpark weiter als Ort der Begegnung zu positionieren, betonte auch Prinz Constantin von und zu Liechtenstein – einen Weg, den man bereits mit der Etablierung der Freiluftschiene Sommer Rhapsodie, dem Weihnachtsmarkt oder der Eröffnung der Vinothek der Hofkellerei eingeschlagen habe.

Kunstwerke online

Ein weiteres Element dieser Öffnung ist ein neuer Internetauftritt der Liechtenstein Collections, der nicht nur Kunstinteressierten, sondern auch Forschenden einen neuen, transparenten Zugang zu den Beständen ermöglichen soll. „Sie können die Kunstwerke aus ganz neuem Blickwinkel betrachten“, verspricht die stellvertretende Direktorin Alexandra Hanzl – und das ist wörtlich zu verstehen. So kann etwa der ikonische Goldene Wagen aus der Sala terrena, den einst Joseph Wenzel für einen Einzug in Paris in Auftrag gegeben hatte, virtuell im 360-Grad-Modus betrachtet und sogar bestiegen werden.

„Wir möchten hiermit einen großen Schritt in Richtung der Öffnung der Sammlungen gehen“, so Hanzl. Bereits 5.500 der Sammlungsobjekte sind digitalisiert, bis Jahresende sollen es 11.000 sein. Und perspektiv möchte man einen großen Teil der rund 30.000 Kunstwerke online zugänglich haben. Hinzu kommen dann in der Vision auch die 80.000 Bände der fürstlichen Bibliothek und das Familienarchiv.