Betten in der der Sport-&-Fun-Halle in 1020 Wien für ukrainische Flüchtlinge
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SOZIALES

Ukraine-Hilfe: Ankunftshalle für Infos

Die Stadt Wien hat in der Leopoldstadt für Flüchtlinge aus der Ukraine ein Ankunftszentrum organisiert. Laut Bügermeister Michael Ludwig (SPÖ) soll es bei der Suche nach Unterkunft helfen und erste Informationen bieten.

Die rund um die Uhr geöffnete Einrichtung soll bereits am Donnerstag ihren Vollbetrieb aufnehmen, am Mittwoch läuft noch ein Probebetrieb. Im Ankunftszentrum soll vor allem der erste Kontakt der Menschen mit der Stadt stattfinden, die beim Betrieb von Einrichtungen wie etwa dem Arbeiter-Samariter-Bund, der Caritas und der Volkshilfe unterstützt wird.

„Und die Betten, die Sie hier sehen: Das ist vor allem dafür gedacht, kurzfristig Menschen Erholung anzubieten, wenn sie beispielsweise in der Nacht kommen. Manche brauchen eine Unterkunft, andere haben vielleicht hier schon Kontaktpersonen", so Ludwig am Dienstag vor Journalisten in der Halle.

Die Sport-&-Fun-Halle in der Engerthstraße in der Leopoldstadt wurde bereits für die Beherbergung von Flüchtlingen in den Jahren 2015 und 2016 genutzt. Diesmal sollen hier keine Menschen längerfristig untergebracht werden. Es gibt aber Notschlafstellen und sanitäre Einrichtungen etwa für Menschen, die spätabends ankommen und kurzfristig keine andere Schlafstelle finden. Personen, die mit dem Auto kommen, können die benachbarten Stadionparkplätze nutzen.

Primär Frauen und Kinder erwartet

Den Menschen soll dann geholfen werden, eine Unterkunft zu finden bzw. den Kontakt mit hier lebenden Angehörigen oder Bekannten herzustellen. Auch psychologische Beratung wird angeboten. Außerdem werden Kindergartenplätze vermittelt, in der Bildungsdirektion wurde eine Clearingstelle für Schulfragen eingerichtet. Primär erwartet Ludwig vor allem Kinder und Frauen.

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Halle wird auf die Ankunft von Flüchtlingen vorbereitet
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Die Sport-&-Fun-Halle in der Engerthstraße soll die erste Anlaufstelle für geflüchtete Menschen sein.
Betten in der der Sport-&-Fun-Halle in 1020 Wien für ukrainische Flüchtlinge
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Menschen, die in der Nacht kommen, sollen sich hier temporär erholen können.
Duschen in der Sport-&-Fun-Halle in der Engerthstrasse
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Auch die Sanitäranlagen werden den Flüchtlingen aus der Ukraine zur Verfügung stehen.
In der Sport-&-Fun-Halle in der Engerthstrasse laufen die Vorbereitungen auf die Ankunft von ukrainischen Flüchtlingen
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Die Menschen werden hier auch mit ausreichend FFP2-Masken ausgestattet
Flüchtlinge sollen direkt bei der Ankunft auf CoV getestet werden
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Bei der Ankunft werden sie auf das Coronavirus getestet

Auf eine Zahl der erwarteten Flüchtlinge legte sich Ludwig nicht fest. Man könne nicht sagen, wie viele Menschen kommen werden. Primär gebe es derzeit eine Fluchtbewegung aus dem Osten der Ukraine in den Westen des Landes. Außerdem würden die Menschen außerhalb des Landes primär dort Zuflucht suchen, wo es bereits starke ukrainische Communities gebe, wie etwa in Polen. In Wien sei diese mit einigen Tausend Menschen dagegen recht klein.

Ludwig appelliert an Solidarität aller Bundesländer

Nichtsdestotrotz sei Wien eine der ersten größeren westlichen Städte – und es sei bekannt, dass Menschen vor allem in Städte flüchten, meinte der Bürgermeister. Viele würden wohl auch von hier aus schauen, wie sie zu Angehörigen in anderen westeuropäischen Staaten gelangen können.

Eine größere Anzahl an Flüchtlingen werde die Stadt aber vor eine große Herausforderung stellen, so Ludwig. „Ich gehe davon aus, dass es hier Solidarität aller Bundesländer gibt.“ Es gehe darum, die Menschen möglichst gut unterzubringen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich auch am Arbeitsmarkt bewegen zu können.

Die Stadt hat darüber hinaus ein Krisenmanagement unter Leitung der Magistratsdirektion eingerichtet. An der Spitze steht der stellvertretende Magistratsdirektor Wolfgang Müller. Im Krisenstab sind Einheiten wie der Fonds Soziales Wien, Gesundheitsdienst, Rettung, Feuerwehr und Katastrophenschutz vertreten.

Vorbereitungen für Aufnahme von Flüchtlingen

Ob Unterkünfte, Schulbesuche oder Corona-Tests – die Stadt bereitet sich weiter auf möglicherweise ankommende Flüchtlinge aus der Ukraine vor. In der künftigen Anlaufstelle im zweiten Bezirk sind Möbel aufgestellt und Vorkehrungen getroffen worden. Am Mittwoch soll es einen Testlauf geben, am Donnerstag geht sie dann in Betrieb.

Erste Flüchtlinge in Wien bereits untergebracht

Nicht zuletzt stellt sich die Caritas auch in Österreich auf die Ankunft von Geflüchteten ein. Der interne Krisenstab befasst sich mit den notwendigen Vorbereitungen, prüft Kapazitäten und bereitet die Unterbringung und Versorgung vor. In Wien wurden die ersten Menschen bereits untergebracht. Die ukrainisch-katholische Pfarre habe die Unterbringung von rund 300 Menschen in den Wohnungen der Gemeindemitglieder organisiert. Und am Hauptbahnhof in Wien sei man mit Streetwork und einem Infopoint vertreten.

Spenden in der St. Barbarakirche

In der Wiener Pfarrkirche der Ukrainischen Unierten Kirchengemeinde, St. Barbara, werden Spenden für das Kriegsgebiet entgegengenommen und über private Wege an die Grenze und von dort zum Verteilen in die Ukraine gebracht, erzählte der Chorleiter. „Wir brauchen vor allem Medikamente für die Verwundeten und warme Kleidung, aber keine leichte Kleidung.“ Am Eingangstor hängt ein Zettel mit einer langen Liste mit Medikamenten.

Vor allem Schmerzmittel und Verbandszeug, das in der Ukraine Leben retten kann, sind gefragt. Am Freitag begann man mit der Sammlung, seitdem stehen die Pforten von 9.00 bis 20.00 Uhr, auch am Wochenende, offen. Und es kommen nicht nur Mitglieder der ukrainischen Community. „Es sind sehr, sehr viel Österreicher, die helfen wollen“, so der Kirchenmann.

Spenden für die Ukraine in der St. Barbarakirche
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Spenden für die Ukraine in der St. Barbarakirche

Fünf bis sechs Autos bzw. Kleintransporter seien bisher mit dem dringend benötigten Gütern abgefahren, und der Platz in der Postgasse 8 wird schon knapp. Ein Teil des gespendeten Materials wurde deswegen in anderen Lagern untergebracht, wo sie auf den Transport ins Kriegsgebiet warten. Aber noch immer wird um Spenden gebeten, warme Kleidung und Decken für Kinder, Schlafsäcke, aber auch Geld werden dringend benötigt, betonte der Chorleiter.

Hilfe in der Ukraine und Nachbarländern

„Aktuell sind wir an mehreren Schauplätzen gleichzeitig gefordert“, sagte Michael Landau, Präsident der Caritas Österreich. Zuerst gehe es um Hilfe vor Ort in der Ukraine. Man wolle laufende Projekte nach Möglichkeit weiter aufrechterhalten und gleichzeitig auf neue Herausforderungen reagieren. Etwa in Chmelnyzkyj, Tscherniwzi (Czernowitz), Ternopil, Lwiw (Lemberg) und in Drohobytsch wurden bestehende Angebote umgestellt, damit Binnenflüchtlinge versorgt werden können.

Gleichzeitig sei man in den Nachbarländern im Einsatz, um Flüchtende zu betreuen. Laut Hohem Flüchtlingskommisariat der Vereinten Nationen (UNHCR) wurden bereits mehr als 600.000 Menschen über die ukrainische Grenze in Nachbarländer vertrieben. „Ein Team der Caritas Österreich und der Caritas der Erzdiözese Wien hat sich heute etwa auf den Weg in die Slowakei gemacht, mit weiterem Stopp in Ungarn“, schilderte Landau am Dienstag. Geliefert werden dringend benötigte Sachspenden wie Windeln, Babynahrung, -kleidung und Decken.