Tschuhujiw, Ostukkraine: Rauch steigt aus zerstörtem Wohnhaus auf
ARIS MESSINIS/AFP
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Medien

Wie umgehen mit Kriegsberichten?

In der Medienberichterstattung wie auch in sozialen Netzwerken ist der Krieg in der Ukraine das dominierende Thema der vergangenen Tage. Die Allgegenwärtigkeit der dramatischen Szenen wirkt sich auf unsere Psyche aus.

Die Bewältigung der Coronavirus-Pandemie forderte von Menschen bereits in den vergangenen Monaten viel Kraft, sagte Gesundheits- und Krisenpsychologe Cornel Binder-Krieglstein im „Wien heute“-Gespräch. Der Krieg in der Ukraine sei nun eine weitere Krise, die die Menschen auch hierzulande psychisch mitnimmt. „Klar ist, dass wir alle schockiert und überrascht sind, dass es in so kurzer Zeit zu so einer starken Eskalation kommen konnte“, so Binder-Krieglstein.

Als wesentliche Tipps zum Umgang mit der Situation nennt er zum einen, Informationen aus gesicherten und seriösen Quellen zu beziehen. Weiters sollten Menschen überlegen, welche Strategien individuell zu ihnen passen. Dazu kann beispielsweise zählen, sich aktiv an Spendenaktionen zu beteiligen oder sich eben zur Bewältigung zurückzuziehen.

Eine eigene Informationspolitik

Um mit den umfassenden Kriegsberichten umzugehen, rät Binder-Krieglstein, sich dem eigenen Medienkonsum bewusst zu werden. „Der eine möchte vielleicht den Live-Ticker verfolgen, dem anderen reicht es, einmal am Tag etwas davon zu hören. Der dritte zieht sich vielleicht zurück und sagt, er möchte am liebsten gar nichts hören“, so der Experte.

Zunächst solle man sich überlegen, welche Nachrichten man tatsächlich selbst benötigt, um sich eine Meinung bilden zu können und ein Gefühl für die Situation zu erlangen. Zudem müssen sich Menschen bewusst werden, wie belastend sie die Informationen finden. Wird der Überfluss an Information zu viel, helfe es, sich mit Freundinnen und Freunden über den Umgang mit der Situation und den Medien auszutauschen.

Kindergerechte Erklärung

Auch Kinder sind von den psychologischen Auswirkungen des Kriegs betroffen. Binder-Krieglstein riet: „Hier gilt der Grundsatz, dass man versucht, den Kindern das auf einem Niveau darzustellen und zu erörtern, das ihrer Altersgruppe entspricht, und sie auch an den eigenenen Gefühlen teilhaben zu lassen.“ Ein Kind im Volksschulalter habe gänzlich andere Bedürfnisse als Jugendliche.

„Schlecht wäre es sicherlich, wenn man gar nichts sagt und so tut, als ob nichts wäre“, so der Experte. Kinder spüren nämlich deutlich, wenn ihre Bezugspersonen belastet sind. Stattdessen solle Kindern im Zuge ihrer Erziehung früh ein kompetenter Umgang mit Medien und sozialen Netzwerken beigebracht werden. Es existiere bereits ein breites Angebot an Nachrichten zum Einstieg, die kindergerecht aufbereitet sind.