Kultur

Wiener Volkstheater sammelt Spenden

Immer mehr Kulturinstitutionen zeigen sich solidarisch mit der Ukraine. Im Volkstheater Wien sollen nach den Vorstellungen Spenden gesammelt werden. Das Kulturministerium füllt unterdessen einen Sonderfördertopf für ukrainische Künstlerinnen und Künstler.

Die im Volkstheater gesammelten Spenden gehen an die Volkshilfe Wien, die Notfallpakete in der Ukraine verteilt sowie soziale Unterstützung und Notunterkünfte für geflüchtete Menschen anbietet. Gemeinsam mit dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen organisiert das Volkstheater, das sich zudem an der Initiative #lightforpeace2022 beteiligt und das Haus ab Donnerstagabend in den Regenbogenfarben der Peace-Flagge erleuchten lässt, am 11. März (19.30 Uhr) eine Benefizlesung.

Unter dem Titel „Der Krieg ist wie Giftmüll im Fluss – Stimmen für die Ukraine“ lesen österreichische Autoren und Autorinnen Texte aus der Ukraine, aber auch aus Russland und Belarus. Angekündigt sind bei der Lesung unter anderem Raphaela Edelbauer, Milena Michiko Flašar, Karl-Markus Gauß, Sabine Gruber, Lydia Haider, Tanja Maljartschuk, Barbi Markovic, Robert Schindel, Doron Rabinovici, Christoph Ransmayr, Ferdinand Schmalz und Franz Schuh.

Dommuseum spendet Eintrittsgelder

Die Texte stammen etwa von Juri Andruchowytsch, Yevgenia Belorusets, Elena Fanajlova, Alissa Ganijewa, Artur Klinau, Valzhyna Mort, Kateryna Mishchenko, Katja Petrowskaja, Maria Stepanova und Serhij Zhadan. Zudem soll ein Gastbeitrag von Elfriede Jelinek vom Volkstheater-Ensemble gelesen werden. Musikalisch wird der Abend vom ukrainischen Saxofonisten Andrij Prosorow begleitet, der seit 2001 in Wien lebt. Organisatoren sind der Schriftsteller Martin Pollack sowie Ludger Hagedorn (IWM) und Matthias Seier (Volkstheater). Der Eintritt ist frei, Spenden werden gesammelt.

Im Dommuseum Wien kommen die Eintrittsgelder am kommenden Sonntag (6. März) kirchlichen Hilfsprojekten zugute. „Das Dom Museum Wien ist ein Haus, in dem aktuelle gesellschaftliche Diskurse und existenzielle Themen verhandelt werden. Entsprechend wichtig ist es uns daher, auch im Hier und Jetzt unterstützen zu können“, begründete Museumsdirektorin Johanna Schwanberg das Engagement ihres Hauses, in dem derzeit die Ausstellung „arm & reich“ ökonomische und soziale Ungleichheit thematisiert. „Wir dachten, dass das Thema während einer Pandemie besonders augenscheinlich wird. Doch die jetzige Situation in der Ukraine hat natürlich eine ganz neue Dimension eröffnet“, so Schwanberg, die die Schau auch kuratiert hat.

Benefizveranstaltung im Konzerthaus

Auch das Wiener Konzerthaus kündigte am Donnerstag eine Benefizveranstaltung zugunsten der Ukraine an. Am 10. März werden Größen der Wiener Musikszene wie Willi Resetarits, Ernst Molden, Die Strottern, Marie Spaemann oder Sigrid Horn zu einem Konzert zugunsten von Nachbar in Not auftreten. „Das unermesslich große Leid der Menschen in der Ukraine ruft uns zur Solidarität und zur raschen Hilfe auf“, so Konzerthaus-Intendant Matthias Naske.

300.000 Euro für Künstlerinnen und Künstler

Das Kulturministerium stellt unterdessen einen Sonderfördertopf in Höhe von 300.000 Euro für ukrainische Künstlerinnen und Künstler zur Verfügung. Als Koordinationsbüro wird dafür das „Office Ukraine – Shelter for Ukrainian Artists“ im MuseumsQuartier eingerichtet, hieß es am Donnerstag von Staatssekretärin Andrea Mayer (Grüne). Das Büro mit Verbindungsstellen in den Bundesländern soll bereits ab Freitag auch als Plattform für die Initiativen der Zivilgesellschaft und Verbindungsstelle zwischen den Institutionen in Österreich und Kulturschaffenden aus der Ukraine fungieren. Zusätzlich wird eine eigene Kontaktstelle (ukrainehilfe@bmkoes.gv.at) für Anfragen eingerichtet.

Unterstützung für Geflüchtete

„Die freie Ausübung von Kunst und Kultur ist nicht nur Indikator und Impulsgeber, sondern geradezu Essenz demokratischer Gesellschaften. Daher unterstützen wir in dieser Phase unter anderem flüchtende Künstlerinnen und Künstler, die in Zeiten des Kriegs besonders vulnerabel sind“, unterstrich Kulturstaatssekretärin Mayer.

Die Universität für angewandte Kunst Wien appellierte unterdessen an EU-Kommissionspräsident Ursula von der Leyen, ein Erasmus-Sonderprogramm für ukrainische Studierende einzurichten. „Der kriegerische Überfall auf die Ukraine nimmt das demokratische Europa in die Pflicht, den Charakter und die Bedeutung der Europäischen Union als Wertegemeinschaft zu betonen“, erklärte Rektor Gerald Bast.

Zwar sei die sofortige Aufnahme der Ukraine in die EU realpolitisch nicht umsetzbar, allerdings könnte man ein zeitlich befristetes Erasmus-Sonderprogramm einrichten, so Bast. „Mit diesem Programm könnte die EU demonstrativ vielen jungen Menschen die Möglichkeit zur Fortsetzung ihrer Studien in desaströsen Zeiten geben, die EU und ihre Universitäten könnten aktiv und nachhaltig unter Beweis stellen, dass die Förderung der europäischen Werte nicht nur ein Lippenbekenntnis ist.“

UNO: Eine Million aus Ukraine geflohen

Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine ist bereits eine Million Menschen aus dem angegriffenen Land geflohen. Das teilte der UNO-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, in der Nacht auf heute mit.

„In nur sieben Tagen haben wir den Exodus von einer Million Flüchtlingen aus der Ukraine in die Nachbarländer miterlebt“, schrieb Grandi. Er fügte hinzu: „Für viele weitere Millionen in der Ukraine ist es an der Zeit, dass die Waffen verstummen, damit lebensrettende humanitäre Hilfe geleistet werden kann.“