Völlig freie Straßenseite
ORF/ P. Huemer
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Verkehr

Viele leere Parkplätze in Parkpickerl-Bezirken

Viele freie Parkplätze und deutlich mehr Nutzer der Park-and-Ride-Anlagen: Das ist die erste Bilanz in Wien einige Tage nach Ausweitung des Parkpickerls.

Ob Hietzing oder Liesing, für Anrainerinnen und Anrainer war der erste Effekt der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung doch einigermaßen verblüffend. Wo sich sonst Stoßstange an Stoßstange reiht und an Wochentagen untertags kaum ein Parkplatz zu erwischen war, sind die Straßen nun deutlich „geleert“. Diesen Eindruck bestätigt auch die Stadt Wien.

„Glück gehabt – das ist kein Strafzettel“

„Dadurch, dass das nun deutlich wenige Pendlerinnen und Pendler mit dem Auto nach Wien kommen, wird das gesamte Verkehrsaufkommen in der Stadt drastisch reduziert. Anrainerinnen und Anrainer finden nun leichter einen Parkplatz, und der restliche neu gewonnene Platz bietet Raum für Neugestaltungen“, sagte Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ).

Völlig freie Straßenseite
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Hier reiht sich normalerweise ein parkendes Auto an das nächste

Erfahrungen aus bisherigen Pickerlausweitungen aus den vergangenen Jahren zeigen, dass bis zu 30 Prozent weniger Autos in den Bezirken parken und der Verkehr generell zurückgeht – bei der wesentlich kleineren Westausweitung waren es rund 8.000 Autofahrten pro Tag weniger nach Einführung des Pickerls, hieß es in einer Aussendung der Stadt.

Man habe auf Augenmaß gesetzt, nicht gleich gestraft, sondern informiert. So wurden in den ersten Tagen Ermahnungen mit dem Hinweis „Glück gehabt, das ist KEIN Strafzettel“ ausgeteilt und „mit Augenzwinkern" auf das Vergehen sowie die einfache Möglichkeit der Onlinebeantragung des Pickerls hingewiesen.“ Doch mit der Aufklärungsphase sei es nun vorbei. Mit Stand heute sind 122.600 Pickerlanträge in den neuen Pickerlbezirken erfolgt.

Viel Platz in neuen Parkpickerl-Bezirken

Viele freie Parkplätze und deutlich mehr Nutzer der Park-and-Ride-Anlagen: Das ist die erste Bilanz in Wien einige Tage nach Ausweitung des Parkpickerls. Stellt sich die Frage: Was tun mit dem gewonnen Platz?

Neue Begrünungen möglich

Die durch das Parkpickerl gewonnene Fläche eröffnet auch die Möglichkeit neuer Begrünungsmaßnahmen oder etwa den Bau von neuen Radwegen, so die Stadt. Außerdem würden zudem die Falschparker abnehmen, was den Verkehrsfluss zusätzlich erhöhe und Behinderungen der öffentlichen Verkehrsmittel verhindere. Die Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung fließen in den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, hieß es abschließend.

Um ein Viertel mehr Autos in Park-and-Ride-Garagen

Pendlerinnen und Pendler stürmen dafür offenbar die Parkgaragen. In den Garagen der städtischen WIPARK stehen etwa um ein Viertel mehr Autos als üblich. Der Zuwachs ist bei den Kurzparkern gekommen – für Dauerparker hat es schon vorher keine Plätze mehr gegeben.

Unsicher ist noch, wie lange der Trend zum Garagenparken anhält. Bei bisherigen Ausweitungen habe man gesehen, dass nach einem anfänglichen Ansturm das Interesse sinkt, weil sich die Pendlerinnen und Pendler alternative Routen und Reisemittel suchen.

ÖVP ortet Probleme in zahlreichen Bezirken

Keinen Grund zum Jubeln sieht die Wiener ÖVP. Man habe vielmehr ein „veraltetes System der 90er Jahre entgegen der Vereinbarung im Regierungsabkommen auf ganz Wien ausgedehnt“, so der designierte Landesparteiobmann Karl Mahrer. Unternehmen in Flächenbezirken, die über keinen Privatparkplatz verfügen, hätten ein Problem mit Mitarbeitern, die nicht im Bezirk wohnen.

„Ebenso ergeht es einem Wirt aus Essling, der bereits Kündigungen von Mitarbeitern erhalten hat. Auch fürchtet er, seine Kundschaft an Restaurants im nahen Niederösterreich zu verlieren“, listet die ÖVP-Aussendung auf. Probleme sieht man auch in Randgegenden von Penzing und Liesing, wo keine Notwendigkeit für Kurzparkzonen bestanden habe.