Rechnung, Geldscheine und ein Taschenrechner
APA/ROLAND SCHLAGER
APA/Roland Schlager
Politik

Frauen nach Trennung häufiger mit Schulden

Frauen haben nach wie vor oft weniger Einkommen als Männer. Diese Schieflage zeigt sich auch bei der Wiener Schuldenberatung – gerade nach Trennungen haben Frauen häufiger Schulden.

Rund 10.000 Menschen hat die Wiener Schuldnerberatung im Vorjahr betreut. 60 Prozent waren Männer – was aber nicht heiße, dass Frauen seltener Schulden haben, betont Schuldnerberaterin Gudrun Steinmann: „Frauen haben oft das Gefühl, ich muss das alleine regeln, das sind meine Schulden, ich komm damit zurecht“, sagt die Expertin im Radio-Wien-Interview.

Jede Fünfte mit Schulden durch Trennung

Bei Trennungen geraten Frauen zum Beispiel deutlich öfter in Schwierigkeiten als Männer. Fast jede fünfte Frau gibt bei der Wiener Schuldnerberatung an, dass die Schulden durch die Trennung entstanden seien – aber nur jeder zehnte Mann. „Häufig ist es auch eine Mithaftung, das heißt, dass eine Bürgschaft unterschrieben wurde – und das können die Frauen dann nach der Trennung nicht mehr alleine zurückzahlen“, so Steinmann. Denn Frauen verdienen auch oft deutlich weniger.

Ein Drittel der Frauen, die 2021 österreichweit zum ersten Mal in die Schuldenberatung kamen, hatte höchstens das Existenzminimum zur Verfügung. Ebenfalls ein Drittel war arbeitslos. Die Hälfte der erstberatenen Klientinnen hatte als höchste abgeschlossene Ausbildung einen Pflichtschulabschluss. „Diese Daten zeigen die Problemkette zwischen Ausbildung, Arbeit, Einkommen und Schulden auf“, so die Schuldenberatung.

Automatisches Pensionssplitting gefordert

Die Schuldnerberatung setzt auf Prävention durch Finanzworkshops für Frauen. Sie fordert aber auch Maßnahmen: Eine gesetzliche Regelung für ein automatisches Pensionssplitting während der Zeiten der Kinderbetreuung würde Frauen finanziell stärker absichern, so die Schuldenberaterinnen und -berater. Die 2005 geschaffene freiwillige Möglichkeit dazu werde kaum genützt und erreicht meist gerade jene nicht, die es am nötigsten brauchten.

Auch eine Anhebung des Mindestlohns würde Frauen in traditionell schlechter bezahlten Jobs stärken. Um das Problem mit Bürgschaften zu lösen, fordern Schuldenberatungen schon seit langem, dass eine Mithaftung oder Bürgschaft nur im Rahmen der persönlichen Bonität zulässig sein darf. Einkommenslose Haushaltsangehörige dürften keinesfalls dazu herangezogen werden.