Goldbarren in unterschiedlicher Größe
APA/dpa/Sven Hoppe
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Wirtschaft

Angst vor Inflation: Gold stark nachgefragt

Die Inflation von fast sechs Prozent und der Krieg in der Ukraine: Mehr und mehr Menschen fürchten um ihr Geld und kaufen Gold. In Wien erzielen Unternehmen damit hohe Umsätze, die derzeit große Nachfrage übersteigt teils sogar das Angebot.

Die Münze Österreich verzeichnet derzeit einen sprunghaften Umsatzanstieg. „Seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine haben wir einen Umsatz von etwa 500 Millionen Euro allein mit den Großhändlern, also Banken und Händlern, verzeichnet“, sagte Münze-Österreich-Sprecherin Andrea Lang gegenüber Radio Wien. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres belief sich der Umsatz auf rund 200 Millionen Euro.

Die Nachfrage übersteigt derzeit das Angebot. „Wir produzieren kontinuierlich und liefern kontinuierlich, aber die Nachfrage wäre noch höher“, sagte Lang. Und so würden Zuteilungen an die Großhändler getroffen. „Es ist immer noch wie beim Bäcker: Was wir produzieren, verkaufen wir am nächsten Tag.“

„Nachbarländer der Ukraine fragen stärker nach“

Privatpersonen können Münzen wie den Philharmoniker direkt im Shop am Heumarkt und im Webshop kaufen. Allein am Tag des Kriegsausbruches wurde im Shop ein Umsatz von einer Million Euro erzielt, im Onlineshop waren es drei Millionen.

Interessant dabei ist die Herkunft der Käuferinnen und Käufer. „Wir sehen in unserem Webshop eindeutig eine regionale Verschiebung. Nachbarländer der Ukraine fragen stärker nach Edelmetallen als andere Regionen“, sagte Lang. So sei der Umsatz mit Polen momentan doppelt so hoch wie mit Deutschland, „das war schon einmal deutlich anders“.

„Nachfrage in den Filialen vervierfacht“

Auch beim heimischen Gold- und Edelmetallhändler philoro gehen die Geschäfte derzeit äußerst gut. Im Vorjahr hat es das Unternehmen auf zwei Milliarden Euro Umsatz geschafft, seit Kriegsausbruch hat sich die „Nachfrage in den Filialen vervierfacht, online sogar versechsfacht“. Die Produktionskapazitäten seien derzeit „weitestgehend ausgelastet“.

Auch bei der Ögussa ist die Nachfrage derzeit enorm. Bei dem Unternehmen, das zum belgischen Umicore-Konzern gehört, kaufen vor allem Privatpersonen. „Die Nachfrage nach unseren Ögussa-Golbarren hat sich seit Kriegsbeginn mehr als verdreifacht, und wir gehen auch weiterhin von einer sehr stark steigenden Nachfrage aus“, sagte Marketing- und Vertriebsleiter Reinhard Walz.

Genauere Details zu den Verkaufszahlen wollte Walz aus Sicherheitsgründen nicht nennen. Gekauft würde jedenfalls von einem Gramm bis zu einem Kilo „alles“, die gängigsten Barren seien jene mit 100 und 250 Gramm.

Hoher Goldpreis

Der Krieg in der Ukraine treibt nicht nur die Energiepreise nach oben, sondern auch den Goldpreis. Eine sichere Bank für ernste Zeiten soll es für die meisten sein – aber hat es bei dem hohen Kurs Sinn, in das Edelmetall zu investieren? Erbschmuck, Barren und Münzen – viele haben Goldstücke zu Hause liegen und überlegen eventuell wegen des hohen Kurses, diesen zu verkaufen. Was ergibt Sinn – soll man kaufen oder doch verkaufen? Matthias Linke hat sich umgehört.

Goldpreis über 2.000-Dollar-Marke

Viele Privatpersonen kaufen Gold auch bei Banken. So verkauft zum Beispiel die Erste Bank seit Jahresbeginn „um 20 bis 25 Prozent“ mehr Gold an Privatpersonen als noch vor einem Jahr. Auch bei Raiffeisen ist es durch „den Russland-Ukraine-Konflikt zu einem nochmaligen Anstieg gekommen“. Allerdings sei der Anstieg nicht höher als bei anderen Krisen oder Kriegen, so ein Raiffeisen-Sprecher.

Wer sich für den Kauf von Gold entscheidet, sollte jedenfalls die Preisentwicklung im Auge haben. Denn seit dem Einmarsch in die Ukraine ist der Goldpreis um rund 14 Prozent gestiegen und hat schon die 2.000-US-Dollar-Marke je Unze überschritten. Philoro-Gründer Rudolf Brenner sieht Gold jedenfalls als „langfristiges Investment“.

Dabei stellt sich die Frage, wie und wo man das gekaufte Gold sicher lagert. Denn für ein Schließfach fallen zusätzliche Kosten an, und die Versicherung deckt in der Regel nur einen bestimmten Wert ab.