Die letzte Generalsanierung des teilweise unter Denkmalschutz stehenden Hauses fand 1962 statt. Zum einen betreffen die Vorhaben viele Elemente hinter den Kulissen, also Haustechnik, Brandschutz und Trockenlegung durchfeuchteter Gemäuer. Heizung und Lüftung werden ebenso erneuert wie eine Fotovoltaikanlage am Dach angebracht. Für Künstler und Mitarbeiterinnen soll es künftig eine Kantine geben.
Auch die Fassade selbst soll aufgefrischt werden. In der Millöckergasse mit dem berühmten Papagenotor wird eine verkehrsberuhigte Zone eingerichtet. Das derzeit eher verbaute Foyer soll erweitert werden. „Es gibt momentan ein immanentes Defizit an Bewegungsflächen“, so Architekt Daniel Bammer. Das wolle man ändern. So wird die größte, für das Publikum zu bemerkende Veränderung ein neues Foyer im 1. Obergeschoß sein, das samt einer Loggia das Haus öffnet. Architektonische Barrieren des Hauses nach außen sollen abgebaut werden.
60,05 Millionen für Sanierung
Auch der unter Denkmalschutz stehende Theatersaal wird renoviert, soll aber in seiner Substanz trotz neuer Polsterung für die Sitze unverändert bleiben. Dafür soll ein neuer Aufzug erstmals auch volle Barrierefreiheit gewährleisten. „Wir nehmen insgesamt 60,05 Millionen Euro in die Hand, um das Theater an der Wien von Grund auf zu sanieren und zu modernisieren“, unterstrich Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Schließlich gehört das Haus über die zur Wien Holding gehörenden VBW letztlich der Stadt: „Es geht darum, den Schritt in die Zukunft zu machen.“
Von den projektierten 60,05 Mio. Euro stammen 39 Mio. direkt aus dem städtischen Budget, was mit Mehrheit vom Gemeinderat beschlossen wurde. „Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn die Vereinigten Bühnen Wien werden von der Opposition nicht immer mit Samthandschuhen behandelt“, betonte VBW-Geschäftsführer Franz Patay die Bedeutung des Vorhabens. Wien Holding und VBW gewähren ein Darlehen von 21,05 Mio. Euro.
Sanierung des Theaters an der Wien
Weit über etwas Farbe und Böden schleifen geht die Sanierung des Theaters an der Wien hinaus. Das 1801 erbaute Gebäude wird komplett saniert. Zwei Jahre lang wird in Ausweichquartieren in der Kammeroper und im MuseumsQuartier gespielt.
Zukunftsplanung jetzt „ganz großes Privileg“
Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) und der designierte Intendant Stefan Herheim, krankheitsbedingt aus Berlin zugeschaltet, unterstrichen die Symbolik der Sanierung. Dass man den durch hohe Auslastung und viele Auszeichnungen markierten Weg des Theaters durch eine Sanierung für die Zukunft sichere, sei „als Symbol in Zeiten, in denen in Europa wieder Krieg und Zerstörung herrsche, keine Selbstverständlichkeit": „Dass wir hier als Stadt Wien sitzen und in die Zukunft planen können, ist ein ganz großes Privileg“, so Kaup-Hasler.
Herheim ergänzte, dass man spätestens mit dem Scheitern des Friedens in Europa erkennen könne, "wie fragil die Freiheit der Theater ist.“ Insofern sei es ein umso bedeutenderes Zeichen, dass Wien bereit sei, hier so viel Geld in die Hand zu nehmen.