KULTUR

Burgtheater: Gemeinsam für Frieden

Mit einer Benefiz-Veranstaltung für die Ukraine-Hilfe der Volkshilfe hat das Burgtheater ein Zeichen gesestzt. „Wir stehen hier gemeinsam für Frieden und Freiheit und Mitmenschlichkeit“, meinte Direktor Martin Kusej.

Bei der von Publikum und Mitwirkenden stehend verbrachten Schweigeminute für die Opfer des Krieges hätte man im dicht gefüllten Burgtheater die sprichwörtliche Stecknadel fallen gehört. Die fast zweistündige Benefizveranstaltung für die Menschen in der Ukraine, die Sonntagmittag unter dem Titel „Der Mensch ist größer als der Krieg“ abgehalten wurde, hatte mehrere Momente, an denen nicht nur die Beteiligten Tränen in den Augen stehen hatten.

Burgtheater-Direktor Martin Kusej begrüßte eingangs unter der Ukrainischen Fahne nicht nur Bundespräsident Alexander van der Bellen, Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und die Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ), sondern auch den ukrainischen Botschafter Vasyl Khymynets. Es gelte „ein klares und kräftiges Zeichen der Unterstützung und des Zusammenhaltes“ zu geben und gegen die „unfassbar sinnlosen und zerstörerischen Attacken“ aufzutreten. Gleichzeitig warnte er vor der „reflexartigen Vorverurteilung von Menschen russischer Herkunft“.

Kooperation mit Staatsoper und Volksoper

Erstmals seien an einer derartigen Benefizveranstaltung Staatsoper, Volksoper und Burgtheater gemeinsam beteiligt, sagte Caroline Peters, die gemeinsam mit Philipp Hauß die von Rita Czapka und Anika Steinhoff zusammengestellte und von Corina Lange organisierte Matinee moderierte. Zu den emotionalen Höhepunkten der Veranstaltung kam es, wenn in der Ukraine geborene Künstlerinnen das Wort ergriffen. Die österreichisch-ukrainische Mezzosopranistin Zoryana Kushpler, die begleitet von Pianistin Donka Angatscheva zwei ukrainische Lieder sang, dankte ihrer zweiten Heimat Österreich für die Hilfe ihrer ersten Heimat.

Die in Iwano-Frankiwsk geborene und seit 2011 in Wien lebende Bachmann-Preisträgerin Tanja Maljartschuk erinnerte sich an ihre Jugend, aber auch an die vielen schweren Zeiten der Ukraine: „Die Ukrainer haben gut gelernt zu scheitern und zu sterben.“ In der Ukraine brauche man nun kein Mitleid, sondern konkrete Hilfe.

Diese soll auch die Veranstaltung ermöglichen, bei der für die „Nothilfe Ukraine“ der Volkshilfe Wien gesammelt wurde. „Ich kann Ihnen persönlich garantieren, dass Ihre Hilfe ankommt“, sagte Volkshilfe-Chef Erich Fenninger und berichtete von Lkw mit Hilfsgütern, die täglich in die Ukraine unterwegs seien, „solange es noch geht“. Insgesamt seien bei der heutigen Veranstaltung 21.530,-Euro an Eintrittsgeldern und Spenden eingenommen worden, die nun überwiesen werden, hieß es am Nachmittag aus dem Burgtheater gegenüber der APA.

Nachrichten von ukrainischen Schauspielern

Für musikalische Beiträge sorgten außerdem Willi Resetarits, Herbert Berger und Christian Wegscheider, der Kinderchor der Opernschule der Wiener Staatsoper sowie Anja Plaschg alias Soap&Skin, begleitet von Martin Eberle am Flügelhorn.

Die Ensemblemitglieder Dorothee Hartinger, Michael Maertens, Marie-Luise Stockinger, Nicholas Ofczarek, Elisabeth Orth, Barbara Petritsch und Martin Schwab lasen Texte, darunter einen von Jurko Prochasko vor zwei Woche verfassten „Brief an meine Freunde“ und einen neuen Text von Juri Andruchowytsch („Europa, fürchte dich nicht!“), in dem er daran erinnerte, wie sehr in der Euphorie des Mauerfalls auf die Ukraine vergessen worden sei. Gefordert sei von Europa nun „die furchtlose Tat“, denn: „Unser Land stirbt!“

Burgtheater-Ensemblemitglied Nils Strunk schließlich berichtete von engen Kontakten zu ukrainischen Kolleginnen und Kollegen, die sich in den vergangenen Jahren ergeben hätten, und vom derzeitigen intensiven Austausch von Nachrichten mit ihnen. Zwei Sprachnachrichten von Kolleginnen, die in der Ukraine ausharren, eine in der U-Bahn von Kiew, eine andere in einer Hütte in den Karpaten, spielte er mit deren Erlaubnis über die Anlage vor. Momente des Schreckens und einer Realität, die man auch in der Ukraine noch vor wenigen Wochen nicht für möglich gehalten hätte.