Schwamm und Kreide bei Tafel in Schule
ORF.at/Carina Kainz
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Coronavirus

Personalausfälle in Schulen und Kindergärten

Die Rekorde bei den Neuinfektionen schlagen sich im Bildungssystem nieder. Kindergärten kämpfen mit hohen Personalausfällen und können den Betrieb nur schwer aufrechterhalten. Ähnlich sieht es in den Schulen aus.

Es gebe Standorte, in denen ein großer Teil der Lehrerinnen und Lehrer fehle, sagte Pflichtschullehrer-Gewerkschafter Thomas Krebs gegenüber Ö1. „Das heißt, hier ist ein schulischer Betrieb überhaupt nicht mehr möglich in dieser Form. Das geht nur mehr über Distance-Learning und ein Durchtauchen über etliche Tage, bis man wieder einigermaßen zu einem Regelbetrieb zurückkehren kann.“

Neue Herausforderung durch Kinder aus Ukraine

Eine schwierige Situation, denn in den Schulen und Kindergärten erwartet man in den kommenden Wochen zusätzlich Kinder aus der Ukraine. Ressourcen für die von ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek angekündigten möglichen Deutschklassen sieht Krebs kaum.

In einzelnen Regionen sei das vielleicht noch bewältigbar, aber „dort, wo die Personalknappheit so groß ist, dass gerade der Regelbetrieb einigermaßen aufrechtzuerhalten ist, kann das kein Thema sein. Die Leute haben wir einfach nicht mehr.“ Krebs spricht sich zudem dafür aus, dass pädagogische Erhebungen wie Kompetenztests jetzt hintangestellt werden.

Von einer extrem angespannten Situation berichtet auch AHS-Direktoren-Sprecherin Isabelle Zins. Trotz Pandemie sei die Bereitschaft unter den Pädagoginnen und Pädagogen zu helfen groß wie schon bei der Flüchtlingskrise 2015 und 2016: „Es gibt ein großes soziales Engagement von Lehrerinnen und Lehrern und Direktorinnen und Direktoren – und wir werden bestmöglich auch hier mithelfen.“

Kindergärten: Gruppen werden geschlossen

Auch in den Kindergärten kämpft man mit extremer Personalnot aufgrund steigender Infektionszahlen. Öffnungszeiten werden reduziert, Gruppen geschlossen, manchmal ist nur noch Notbetrieb möglich. Zudem leiden die verbleibenden Pädagoginnen und Pädagogen an Überlastung und Erschöpfung.

Es brauche mehr Ressourcen, um Personalmangel in den Griff zu bekommen, appelliert Elmar Walter von der Nikolausstiftung, die in Wien 90 Kindergärten und Horte betreibt, an die politisch Verantwortlichen: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten Großartiges, aber sind am Limit. Und es ist wirklich notwendig, dass jetzt endlich Schritte gesetzt werden, dass alle Kindergärten mehr Personal zur Verfügung gestellt bekommen.“

Kinder aus Ukraine brauchen Sicherheit

Die ersten Kinder aus der Ukraine wurden bereits in den Schulen und Kindergärten begrüßt. Viele hätten Traumatisches erlebt und brauchten nun vor allem die Signalisierung von Sicherheit, so die Wiener Bildungspsychologin Christiane Spiel im Ö1-Morgenjournal.

Wichtig sei es, Vertrauen und Zuversicht aufzubauen, indem man den Kindern einerseits die Möglichkeit biete, über ihre Erfahrungen zu berichten, und andererseits keinen Druck ausübe. Dabei hilft laut Spiel, die Kinder möglichst rasch in den Schulalltag zu integrieren. Langfristig brauche es auf jeden Fall mehr Schulpsychologen und pädagogisches Personal mit Migrationshintergrund.