Kaum jemand prägte die österreichische Popmusik wie Ambros. 1971 veröffentlichte er seine erste Single „Da Hofa“. Es handelte sich um ein vertontes Gedicht seines Klassenkameraden Joesi Prokopetz, ebenfalls Liedermacher. Über Vermittlung einer Kundin des Plattengeschäfts, in dem Ambross arbeitete, wurde aus dem Lied eine Single, die an der Spitze der österreichischen Charts landete. 1975 gelang ihm mit „Es lebe der Zentralfriedhof“ endgültig der Durchbruch.
Es folgten Hits wie „Tagwache“, „Schifoan“ und „Die Blume aus dem Gemeindebau“. Im Jahr 1976 gründete Ambros die Musikgruppe „Die No. 1 vom Wienerwald“, mit der er fortan Erfolge feierte. Mit den „verwienerten“ Liedern von Bob Dylan auf „Wie im Schlaf“ wurde auch Deutschland auf Ambros aufmerksam. Ab 1974 kamen zudem mehrere Versionen des Musicals „Der Watzmann ruft“ vom Ambros, Prokopetz und Fredi Tauchen auf die Bühne, bis Ambros sich 2016 endgültig vom Musical verabschiedete.
Nachdem er mit dem befreundeten Musiker Georg Danzer 1975 „Heite drah i mi ham“ komponierte und 1985 im Zuge des Benefizprojekts „Austria für Afrika“ mit Rainhard Fendrich „Warum?“ sang, schlossen sie sich die drei von 1997 bis 2006 zur Gruppe „Austria 3“ zusammen. 2007 verstarb der langjährige Weggefährte Danzer. Das letzte Studioalbum veröffentlichte Ambros vor zehn Jahren mit seinem Geburtsdatum als Titel: „19 03 52“. Trotz seines Legendenstatus weiß Ambros bis heute wenig mit dem Begriff „Austropop“ anzufangen.
„No. 1 vom Wienerwald“ kein Musterschüler
Ambros wurde am 19. März 1952 im niederösterreichischen Wolfsgraben geboren. Sein Vater war Volksschuldirektor und seine Mutter Lehrerin. Das machte Ambros aber nicht zwangsläufig zu einem guten Schüler: Am Gymnasium Astgasse in Wien fiel er durch und entschied daraufhin, sich auf der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt zum Siebdrucker ausbilden zu lassen. Aus „disziplinären Gründen“ flog er aber von der Schule: aus Liebeskummer lernte er nicht mehr. An der „Graphischen“ lernte er Prokopetz kennen.
Seine Schulzeit war zwar nicht von Erfolgen gekennzeichnet, doch später im Leben erhielt er mehrere Anerkennungen. Ambros wurde 2002 mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet. Im selben Jahr erhielt er de „Amadeus Award“ als Würdigung seines Lebenswerk. 2015 wurde ihm schließlich das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. Den Negativpreis „Rosa Handtaschl“ bekam er 2004 wegen öffentlicher sexistischer Äußerungen gegenüber seiner Frau.
1982 heiratete Ambros das erste Mal seine Partnerin Margit. Bald kam sein erster Sohn Matthias zur Welt. Heute ist Ambros doppelter Großvater. 2004 trennte sich das Paar und wurde 2013 offiziell geschieden. Von 2004 bis 2013 ist Ambros mit Anne Reger liiert. Das Paar wurde 2010 Eltern von Zwillingen. Die Trennung der Eltern hatte auch die Entfremdung mit den beiden zur Folge. Heute ist Ambros wieder verheiratet und lebt mit seiner Frau Ute im Tiroler Waidring.
„Zwischen Schuld und Schicksal“
Im Radio-Wien-Interview vergangene Woche spricht Ambros über sein neues Buch „Ein Mensch möcht i bleib’n“, benannt nach seinem Lied aus dem Jahr 1974, und verweist auf den Untertitel „Mein Leben zwischen Schuld und Schicksal“. Ambros erklärte: „Ich gehe der Frage nach, ob die Dinge, die mir in den letzten zehn Jahren so schwerwiegend zu schaffen gemacht haben, eventuell eine Strafe waren, für etwas, das ich im langen Leben davor vielleicht falsch gemacht habe.“
Zuletzt hatte Ambros 2019 mit seiner Gesundheit zu kämpfen. „Ich litt zunehmend an Lähmungen meiner Beine aufgrund der Einengung meiner Nerven und Teilen des Rückenmarks. Zusätzlich bestand ein biomechanisches Problem mit einer Rundrückenbildung (Kyphose) und einer Seitabweichung (Skoliose) im Übergang der Brust zur Lendenwirbelsäule“, schrieb er in einem Pressestatement. Ambros unterzog sich einer erfolgreichen Operation, dank der er heute keine Schmerzen mehr hat, aber beim Gehen auf Stöcke angewiesen ist.
Mit seiner Wirbelsäule hatte er bereits 2013 zu kämpfen. Ihm wurden im folgenden Jahr mehrere verkrümmte Wirbel entfernt. Auf den Eingriff folgte eine schwere Zeit der Rehabilitation, bis er Mitte 2014 wieder auf der Bühne stand. Zuvor wurde er 2007 mit Prostatakrebs im Frühstadium diagnostiziert, der gut behandelt worden sei. Drei Jahre zuvor erlitt Ambros bei einem Unfall Verbrennungen zweiten und dritten Grades im Gesicht und an den Beinen. Nach mehreren Tagen auf der Intensiv- und Normalstation, trat er am Tag nach seiner Entlassung wieder auf.
Mensch geblieben
Ambros engagierte sich seit 2004 für das „Kwale Health Project“, das sich für eine bessere medizinische Versorgung der Stadt einsetzte, und verbrachte seitdem wieder Wochen in Kenia. Schließlich gründete er die „Kwale Hospital Foundation“, mit dem Ziel, die medizinische Grundversorgung für rund 500.000 Menschen zu gewährleisten. Gesammelte Spenden auf Benefizkonzerten von Ambros trugen zur erfolgreichen Modernisierung und Ausbaus des Spitals in Kwale bei.
2018 kommt es zu einer öffentlichen Auseinandersetzung mit der FPÖ, nachdem Ambros in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung „viele braune Haufen“ in der Partei ortete. Musikerkollegen sowie die SPÖ solidarisierten sich mit Ambros. Letztere nannte er kurz darauf einen „verwahrlosten Haufen“. Eine Einladung des damaligen FPÖ-Generalsekretärs Christian Hafenecker auf Gulasch und ein klärendes Gespräch lehnte Ambros ab. Ex-Kanzler Christian Kern (SPÖ) hingegen traf er auf ein Bier. Durch die Affäre landete „Schifoan“ 42 Jahre nach Erscheinen wieder in den Charts.
Anfang 2019 setzte sich Ambros mit SOS Mitmensch gegen die von der damaligen Regierung aus ÖVP und FPÖ angekündigten Kürzung der Mindestsicherung ein. In einem Statement sagte er: „Die Regierung zielt mit ihrer Propaganda auf die sozial Schwächsten.“ Während des ersten Coronavirus-Lockdown meldete sich Ambros bei einem Protest der Veranstaltungsbranche mit einer Solidaritätsbekundung per Video. Gefordert wurden Unterstützungspakete, da Veranstaltungen untersagt waren.