Fußgänger und Radfahrer am Kohlmarkt in der Innenstadt
APA/Herbert Neubauer
APA/Herbert Neubauer
Verkehr

Alltagsmobilität fördern: Mehr Platz zum Gehen

Tempo 30 statt 50, mehr Begegnungszonen und mehr Platz zum Gehen und Radfahren: Das ist das Rezept des Verkehrsclub Österreich (VCÖ), um die Alltagsmobilität und Gesundheit der Menschen zu fördern.

Lärm und Abgase machen krank und verschärfen in Städten Straßen und Parkplätze die Hitzebelastung. Selbst im Pandemiejahr 2020 lag die Schadstoffbelastung dem VCÖ zufolge in Österreich deutlich über den von der WHO empfohlenen Richtwerten: Bei Feinstaub PM2,5 wiesen 69 der 71 Messstationen eine Belastung von über fünf Mikrogramm pro Kubikmeter Luft auf, bei 38 Messstationen war die Belastung sogar doppelt so hoch.

Auch bei Stickstoffdioxid NO2 wurden der WHO-Richtwert massiv überschritten. „Es gibt keine ungefährliche Luftverschmutzung“, betonte Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien bei einer Pressekonferenz.

Gesetzliche Vorgaben zu „lasch“

Fast die Hälfte der Stickoxide in der Luft in Österreich verursacht demnach der Kfz-Verkehr. Beim Auspuff gelangen zudem große Mengen an schädlichen Ultrafeinstaubpartikel in die Luft, warnte der VCÖ. Zusätzlich verursacht der Verkehr unabhängig vom Antrieb Feinstaub durch Brems- und Reifenabrieb. Weil die WHO-Luftschadstoff-Richtwerte nicht eingehalten werden, gäbe es „allein in Österreichs sechs größten Städten mehr als 2.100 vorzeitige Todesfälle wegen Feinstaub und Stickstoffdioxid“.

„Auch geringe Luftverschmutzung ist schlecht für den Körper, vor allem wenn Schadstoffe Tag für Tag eingeatmet werden. Schon lange haben Ärzteorganisationen darauf hingewiesen, dass die gesetzlichen Vorgaben zu Feinstaub und Stickstoffdioxid zu lasch sind“, so Hutter.

Spritkosten sparen

In den Städten sind die negativen Folgen der Schadstoffe des Verkehrs besonders groß, vor allem entlang stark befahrener Straßen, wie etwa Stadteinfahrten. Die Schadstoffe beeinträchtigen die Atemwege, die Lungenfunktion und das Herz-Kreislauf-System. Deshalb sind verstärkte Maßnahmen nötig, die die Verkehrsbelastung stark reduzieren, auch um den Verkehrslärm zu verringern.

„Es braucht in Österreichs Städten im wahrsten Sinn des Wortes mehr Verkehrsberuhigung“, betonte VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Ein zentrales Mittel dafür wäre ein durchgehendes Tempo 30 in den Städten. Während der Autoverkehr zu Gesundheitsschäden führt, kann Mobilität auch einen Beitrag zur Förderung der Gesundheit leisten.

„Wer möglichst viele Alltagswege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegt, spart nicht nur einiges an Spritkosten, sondern tut auch der eigenen Gesundheit Gutes. Regelmäßige Bewegung reduziert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, stärkt das Immunsystem, erhöht die Fitness. Städte und Gemeinden sollten daher Bedingungen schaffen, die es der Bevölkerung erleichtern, möglichst oft mobil zu sein“, so Mosshammer. Zentral sind eine fußgängerfreundliche Verkehrsplanung sowie mehr Platz zum Radfahren.