Aus der Ukraine vertriebene Menschen stellen sich am Hauptbahnhof in Wien an
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Chronik

ÖBB-Lounge offen für Ukraine-Flüchtlinge

Immer mehr aus der Ukraine vertriebene Menschen kommen auf dem Wiener Hauptbahnhof an. Mütter mit Kleinkindern können ab sofort die ÖBB-Lounge nützen. Auch das sonstige Hilfsangebot im Hauptbahnhof wurde ausgeweitet.

„Seit Beginn des Krieges haben wir mehr als 40.000 aus der Ukraine Vertriebene in ÖBB Zügen befördert. Viele von ihnen kommen erschöpft bei uns am Wiener Hauptbahnhof für einen Zwischenstopp an“, sagte ÖBB-CEO Andreas Matthä. Rund 100 Menschen können in der ÖBB-Lounge nun 24 Stunden täglich mit warmen Getränken und Essen versorgt werden. Erste-Klasse-Reisende werden gebeten, auf die ÖBB-Lounge in Meidling auszuweichen.

Mit dem ausgebauten Angebot wird eine gute Versorgung und Betreuung der Vertriebenen sichergestellt, hieß es am Dienstag seitens der ÖBB. „Mein Dank gilt an dieser Stelle besonders dem unermüdlichen Einsatz des Caritas-Teams mit seinen Freiwilligen sowie den Kolleginnen und Kollegen der ÖBB Familie“, sagte Matthä.

Wiener Hauptbahnhof: erste Station für Flüchtlinge

Laut der UNO sind mehr als 2,8 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Für viele ist der Wiener Hauptbahnhof das erste Ziel. In den vergangenen Tagen kam es aufgrund des hohen Andrangs zu einer schwierigen Koordination der Lage.

Caritas-Angebot nun auch tagsüber

Die Caritas öffnete ihren Nachtwarteraum auf dem Hauptbahnhof auch für den Tag. Er bietet Platz für 50 Menschen. Eine weitere Extrawartezone im hinteren Bereich des Bahnhofs, gegenüber des Caritas-Warteraums, wird ab sofort von 8.00 bis 22.00 Uhr zusätzlich beheizt, informierte die Bahn.

Die Caritas ist täglich mit rund zehn hauptamtlichen Mitarbeitern auf dem Bahnhof im Einsatz, dazu kommen bis zu 50 freiwillige Helfer. Seit Montag gibt es direkt neben dem Bahnhof ein Tageszentrum der Caritas am Erste Bank Campus, dieses trägt zur weiteren Entlastung der Situation bei, berichteten die ÖBB. Auch dort gibt es warmes Essen und eine betreute Kinderecke. Freiwillige Helfer werden immer gesucht, sie können sich unter fuereinand.at anmelden.

Kritik an zu wenig Platz und an WC-Anlagen

Für die Mehrzahl der Flüchtlinge ist der Wiener Hauptbahnhof nur Zwischenstation auf ihrem Weg in andere Länder. Die Situation auf dem Hauptbahnhof hatte die vergangenen Tage wiederholt zu Kritik geführt. Teilweise übernachteten Mütter mit Kleinkindern auf Sesseln in der Bahnhofshalle. Hatten in den vergangenen Tagen täglich rund 100 Personen auf dem Hauptbahnhof Wien übernachtet, waren es in der Nacht auf Dienstag laut ÖBB 80 Vertriebene. Am Wochenende kam ein ÖBB-Verstärkerzug erstmals zum Einsatz, er fährt bei Bedarf zusätzlich in der Nacht nach München.

Für Kritik sorgt auch die Toilettensituation. Die WC-Anlage auf dem Hauptbahnhof wird von Sanifair, einem privaten Pächter, betrieben und kostet 50 Cent pro Besuch. Vertriebene müssen für die Toilette beim Caritas-Infostand Gutscheine holen. Nur in der Nacht, wenn der Bahnhof geschlossen hat, sind die WCs frei benutzbar. „Wir versuchen, mit dem Pächter eine Lösung zu finden“, sagte ÖBB-Sprecherin Gabi Zornig.

Am Wochenende hatte Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) angekündigt, dass Österreich Züge an die polnisch-ukrainische Grenze schicken werde. Die ersten Waggons mit 360 Sitzplätzen waren am Dienstag laut ÖBB bereits unterwegs.