„Mit diesen Sammlungsausstellungen zeigen Museen ihr wahres Gesicht“, sagte Direktorin Stella Rollig. Für die Ausstellung habe das Belvedere seine Archive durchforstet. Was unter dem Begriff des Realismus, den Gustave Corbet prägte, zu verstehen ist, sei nicht eindeutig. „Für uns ist der Realismus gleichsam eine Geisteshaltung“, so Co-Kurator Franz Smola. Gemeinsam mit Kerstin Jesse gestaltete er die Schau.
Da eine thematische Gruppierung gewählt wurde, befindet sich Sergius Pausers Porträt von Luis Trenker aus 1938 neben Arnold Böcklins Darstellung des Kollegen Franz von Lehnbach aus 1862 oder Kinderdarstellungen von Fritz von Uhde neben jenen von Edmund Krenn. Unter den Themen fallen etwa die Arbeitswelt, die Stadtansicht oder die Dienstboten. Auch das stilistische Spektrum fällt breit aus.
Bekannte Namen wie Klimt, Courbet und van Gogh
„Realismus kann sehr sozialkritisch sein, aber auch sehr bieder“, stellte Rollig fest. Mal gehe es um die „innere Wahrheit“ eines Objekts, mal um die vermeintlich naturalistische Abbildung. „Die Kunstgeschichte besteht nicht nur aus Meisterwerken, sondern aus vielen Werken in der Fülle ihrer Zeit, die sich neu entdecken lassen. Und die bisweilen doch zu Meisterwerken deklariert werden können“, betonte die Belvedere-Direktorin.
Dennoch finden sich in „Lebensnah“ auch viele prominente Namen. So ist das naturalistische Porträt der Mathilde Trau von Gustav Klimt aus 1893 ebenso vertreten wie Gustave Courbets „Der Verwundete“ aus 1866 oder Vincent van Goghs „Stillleben mit fünf Flaschen“ aus 1884.
Chronologisch schließt „Lebensnah“ an die bereits abgelaufene Biedermeier-Ausstellung an. Man habe trotz der Neukonzeption der Daueraustellung 2018 festgestellt, dass das Publikum immer neue reize brauche, wie Rollig sagte. Bis 1. November ist „Lebensnah. Realistische Malerei von 1850 bis 1950“ im Oberen Belvedere von Montag bis Sonntag, 10.00 bis 18.00 Uhr zu sehen.