WIEN: HAUS IN ALSERGRUND BESETZT
APA/CHRISTOPHER GLANZL
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Chronik

Zwölf Festnahmen bei Hausbesetzung

Aktivistinnen und Aktivisten haben am Freitag ein Haus am Alsergrund besetzt. Sie protestierten damit gegen „Mieterhöhungen, Zwangsräumungen und Teuerung“. Die Polizei nahm zwölf Personen fest.

Das leerstehende Haus in der Mariannengasse 16-20 wurde am Freitagvormittag besetzt. Laut einer Aussendung der Wiener Polizei kam es zunächst zu einer Spontankundgebung von 40 bis 50 Personen. Ein Teil sei dann in das Haus gegangen und hätte mit Transparenten und Rauchtöpfen auf sich aufmerksam gemacht.

Der Protest sei dann behördlich aufgelöst worden. Zwölf Personen seien dabei ohne Gegenwehr aus dem Haus gebracht worden, informiert die Polizei: „Alle angehaltenen Personen weigerten sich die Identität bekanntzugeben, weshalb sie nach dem Verwaltungsstrafgesetz vorläufig festgenommen wurden.“

Weitere Aktionen angekündigt

Die Protestaktion der Kampagne „En Commun – Solidarisch durch die Krisen“ richtete sich unter anderem gegen die geplante Erhöhung der Richtwertmieten und die aktuelle Teuerungswelle. Das Leben werde für die meisten Menschen zunehmend unleistbar, hieß es in einer Aussendung. Die Aktion sei nur der Auftakt einer Kampagne. Es würden noch weitere Aktionen folgen, kündigten die Hausbesetzerinnen und -besetzer an.

WIEN: HAUS IN ALSERGRUND BESETZT
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Bei dem Haus handelt es sich um ein ehemaliges Krankenhaus

„Viele Menschen stehen vor der Frage, ob sie das wenige Geld, das ihnen zum Leben bleibt, lieber für ein Dach über dem Kopf, eine warme Wohnung oder einen vollen Magen ausgeben wollen. Während unzählige Häuser in Wien leer stehen, damit sie irgendwann noch teurer verkauft werden, verlieren immer mehr Menschen ihre Wohnung, weil sie die Miete nicht mehr zahlen können und schließlich zwangsgeräumt werden“, so Simone Steiner, Pressesprecherin von „En Commun“. Bei dem betroffenen Gebäude handle es sich zudem um ein von den Nationalsozialisten arisiertes Haus, wurde betont.

Für besseres Klima im Gesundheitssystem

Auch die laut den Aktivistinnen und Aktivisten missliche Lage im Gesundheits- und Pflegebereich ist Thema, nicht nur, weil das besetzte Haus Anfang des 20. Jahrhunderts ein Krankenhaus war. Die Hausbesetzerinnen und -besetzer wollen sich vor allem in Zeiten einer Pandemie gegen die weitere Ökonomisierung des Gesundheitssystems stellen und solidarisieren sich deswegen mit den Rufen des medizinischen Personals für bessere Arbeitsbedingungen.

„Die zunehmende Verwirtschaftlichung des Gesundheitswesens und der damit einhergehende Profit- und Kostendruck ist unvereinbar mit der erforderlichen Pflege und Versorgung, die wir alle benötigen würden“, sagte Steiner. Das Haus solle für alle offen sein, „die gemeinsam für ein gutes Leben kämpfen wollen“. Es solle Raum bieten für Debatten über ein solidarisches Zusammenleben, Veranstaltungen, Vorträge, Diskussionen und Konzerte.