Medikament Paxlovid
APA/dpa/Fabian Sommer
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Coronavirus

Orales Medikament ab nächster Woche

Novavax und Valeva sind die jüngsten beiden Impfstoffe gegen Covid-19. Abseits der Impfstoffe wird auch an Medikamenten geforscht, und auch dabei gibt es Erfolge. So sollen Hausärzte ab kommender Woche das orale Medikament Paxlovid verschreiben können.

Ab Mitte kommender Woche könnte die Behandlung von Covid-19-Patienten in Österreich einfacher werden. Dann dürfte mit der Wirkstoffkombination Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid) in Österreich die erste orale Therapie auf Arztrezept breiter verfügbar werden. Das erklärten Mittwochabend Experten bei einer Onlineärztefortbildung der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (ÖGIT).

„Es ist noch nicht ganz klar. Man hört, am 23. März sei es so weit. Es geht um die hausärztliche Verordnung. Das Medikament wird kostenfrei sein. Es wird jeder Patient, der es braucht, Zugang haben müssen“, sagte Susanne Rabady, zweite Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM). Chefarztpflicht für die Verschreibung auf Kassenkosten werde es „sicher nicht“ geben. Keine Aussagen wurden bei der Veranstaltung über die vorerst verfügbaren Mengen des Arzneimittels gemacht.

Medikament Paxlovid
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CoV-Medikament vom Hausarzt

Einnahme mit gewissen Einschränkungen

„Paxlovid wird angewendet zur Behandlung einer Coronavirus-Krankheit (Covid-19) bei Erwachsenen, die keine zusätzliche Sauerstoffzufuhr benötigen und ein erhöhtes Risiko haben, einen schweren Covid-19-Verlauf zu entwickeln“, hieß es vonseiten der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) bei der Zulassung des Medikaments. In klinischen Studien zeigte sich eine Wirksamkeit von 89 Prozent in der Verhinderung von Spitalsaufnahmen oder Todesfällen durch Covid-19 bei Risikopersonen.

Die empfohlene Dosierung der Kombinationstherapie mit zwei Proteasehemmern, welche die Vermehrung der SARS-CoV-2-Erreger hemmen, beträgt 300 Milligramm Nirmatrelvir und hundert Milligramm Ritonavir (jeweils zwei Tabletten zweimal am Tag). Die Behandlung sollte so schnell wie möglich nach der Diagnose von Covid-19 und innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn erfolgen. Die Therapie dauert fünf Tage lang, auch wenn eine Spitalsaufnahme etc. notwendig wird.

CoV-Medikamente beim Hausarzt

Wer sich bereits infiziert hat, älter ist oder schwere Vorerkrankungen hat, kann sich künftig direkt vom Hausarzt helfen lassen. Dort gibt es ab Mitte nächster Woche COVID-Medikamente in Tablettenform auf Rezept.

Schwerwiegende Wechselwirkungen als Problem

Das größte mögliche Problem: Es gibt demnach eine ganze Reihe von häufig verwendeten Arzneimitteln, bei denen es zu potenziell schwerwiegenden Wechselwirkungen mit der Proteasehemmer-Kombination kommen kann. Darauf müssen verschreibende Ärzte besonders achten.

„Gut hilft, wer früh hilft“, sagte der Wiener Infektiologe Christoph Wenisch. Die oralen Therapien gegen Covid-19 – Paxlovid und Molnupiravir, Letzteres nur im Rahmen eines Spezialprogramms eingeschränkt verfügbar – sind ausschließlich in der Frühphase von Covid-19 sinnvoll. In den ersten Tagen steht die Virusvermehrung im Vordergrund. „Es beginnt mit einem Infekt der oberen Atemwege. Je schwerer die Erkrankung wird, desto mehr spielt die Inflammation (Entzündung, Anm.) eine Rolle“, sagte Wenisch. Dann sei es für diese Medikamente zu spät.

Orale Therapie in Wien per Fahrradboten

Die Verschreibung oraler Covid-19-Medikamente beim Hausarzt und die Verfügbarkeit über die Apotheken dürfte vor allem in ländlichen Regionen einen Fortschritt bedeuten. In Wien gibt es seit Jahresbeginn ein Versorgungssystem per Fahrradboten. Wenn ein SARS-CoV-2-positiver Befund bei Senioren oder Personen mit einem offenbaren Risiko erstellt worden ist, werden die Betroffenen angerufen und abgeklärt, ob Behandlungsbedarf besteht. Parallel dazu kann die Einmeldung in das System auch von Spitälern, Pflegeeinrichtung, Ärztefunkdienst etc. erfolgen.

„Wir haben für die orale Therapie einen Fahrradbotendienst etabliert. Sie wird noch am selben Tag zum Patienten nach Hause gebracht“, sagte Florian Glötzl vom Wiener Gesundheitsverbund. Wird eine Behandlung mit monoklonalen Antikörpern gegen Covid-19 vorgesehen, bringt der Krankentransport den Patienten in eine Ambulanz in der Klinik Favoriten, wo die Infusion erfolgt. Dann wird der Betroffene wieder nach Hause geführt.

„Wir haben bereits mehr als 65.000 Personen angerufen. 6.373 hatten ein ärztliches Beratungsgespräch. 2.339 Patienten bekamen die oralen Medikamente. Bei 925 Patienten wurde eine Infusionstherapie (monoklonale Antikörper, Anm.) verabreicht“, sagte der Arzt. Hier hätte Wien aber als Großstadt einen logistischen Startvorteil.