Baukräne auf einer Baustelle
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Wirtschaft

Deutlich mehr Insolvenzen als im Vorjahr

Laut einer Hochrechnung des Kreditschutzverbands (KSV) sind im ersten Quartal des Jahres 312 Wiener Unternehmen von einer Insolvenz betroffen – ein Plus von 71,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Betroffen ist vor allem die Baubranche.

Bei den im heurigen Jahr insolvent gewordenen Unternehmen handelt es sich vor allem um Klein- und Mittelbetriebe. Mit Verbindlichkeiten von rund drei Millionen Euro stellt das Sanierungsverfahren des Wiener Gummispezialisten Bategu Gummitechnologie GmbH die in diesem Jahr bislang größte Insolvenz dar.

Insolvenzen auf „Vor-Krisen-Niveau“

Laut Jürgen Gebauer vom Kreditschutzverband hat sich die Insolvenz-Statistik nun "auf das Vor-Krisen-Niveau eingependelt“. Unter den nun zahlungsunfähigen Unternehmen befinden sich auch solche, „die sich bereits bei Ausbruch der Pandemie in wirtschaftlicher Schieflage befunden haben und durch die geleisteten staatlichen Hilfsmaßnahmen nicht gerettet, sondern lediglich künstlich am Leben erhalten wurden“. Der Gang zum Handelsgericht sei durch die – nun auslaufenden – Corona-Stützungsmaßnahmen also in manchen Fällen nur verzögert worden.

Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es im ersten Quartal 2022 im Bereich der Bauwirtschaft mit 68 Fällen. Es folgen Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (62 Fälle) und die Beherbergungs- und Gastronomiebranche (29 Fälle).

Auch mehr Privatkonkurse

Laut KSV gab es in Wien im ersten Quartal 747 eröffnete private Schuldenregulierungsverfahren, das entspricht einem Plus von 9,7 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damit liegt Wien unter dem österreichweiten Trend (plus 19,7 Prozent).

„Einer der Hauptgründe für die seit Oktober 2021 kontinuierlich wachsende Zahl an eröffneten Schuldenregulierungsverfahren liegt in der Insolvenznovelle 2021, die Privatpersonen eine Entschuldung in kürzerer Zeit ermöglicht“, erläutert KSV-Insolvenzleiter Karl-Heinz Götze. Viele der Privaten hätten in der ersten Jahreshälfte 2021 zugewartet, um sich nach Inkrafttreten der Insolvenznovelle im Juli des vergangenen Jahres innerhalb von drei Jahren zu entschulden – und nicht wie zuvor in fünf Jahren.