Arschang Valipour bei Wien heute Interview
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CORONAVIRUS

Bedenken gegen kürzere Quarantäne

Die Quarantänezeit für Spitalspersonal könnte wegen hoher Infektionszahlen reduziert werden. Mediziner Arschang Valipour sieht für das Personal aber keine große Hilfe.

Die Verkürzung der Quarantäne würde für das Krankenhaus-Personal „nicht wirklich substantiell“ helfen, so Arschang Valipour, Vorstand der Lungenabteilkung in der Klinik Floridsdorf, in „Wien heute": Zum einen gibt es ja bereits die Möglichkeit, sich nach fünf Tagen freitesten zu lassen – unter der Voraussetzung, dass man keine Beschwerden hat. Zum anderen muss man sagen, dass die meisten Betroffene symptomatisch sind und es macht keinen Sinn, Personen in den Arbeitsalltag zu holen, die noch immer Beschwerden haben.“

Im Studio: Arschang Valipour

Der Vorstand der Lugenabteilung in der Klinik Floridsdorf spricht von einer angespannten Situation im Spital. Planbare OPs an der Lunge müssen verschoben werden um Betten für etwaige CoV-Patienten freizuhalten. Bis zu 15 Prozent des Personals fehlen derzeit, eine Verkürzung der Quarantäne würde nicht viel bringen, weil es bereits jetzt möglich sei, sich nach fünf Tagen freizutesten.

Verschiebung von Operationen

Valipour befürchtet durch die Verkürzung der Quarantäne auch Druck auf die Mitarbeiter: „Nach zwei Jahren großer Belastung im Spitalsbereich wollen wir das sicherlich nicht.“ Etwa zehn Prozent des Personals, sowohl bei Pflege als auch bei Ärztinnen und Ärzten, fallen derzeit aus: „Das bedeutet natürlich höhere Anstrengung und Belastung für die anderen.“

Operationen müssen verschoben werden, etwa Hüft- oder Prothesenoperationen, aber auch Eingriffe bei Lungenerkrankungen: „Die Betroffenen warten teilweise monatelang auf ihre Behandlung.“ Nicht alle Behandlungen und Operationen müssen eingestellt werden, „aber es kommt zu deutlichen Verschiebungen und Kapazitätsengpässen, wir müssen Personalressourcen bündeln, um die Akutversorgung sicherzustellen“, so Valipour. Zugute komme der Klinik Floridsdorf die Vernetzung mit anderen Spitälern im Wiener Gesundheitsverbund.

Warten auf Verordnung

Die Belegung mit CoV-Patienten in den Spitälern steigt wieder und liegt in Wien bei 724. Eine Belastung über die MitarbeiterInnen. Ob sie wie die Bundesregierung angekündigt hat, nach fünf Tagen bereits eine Quarantäne verlassen dürfen, ist umstritten, zumindest in Wien. Die Verordnung lässt auf sich warten.

Ludwig und Hacker gegen kürzere Quarantäne

Bereits am Samstag hatte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) eine kürzere Quarantänezeit für Gesundheitspersonal ausgeschlossen und dabei auf Haftungsfragen verwiesen. Am Dienstag hat sich auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gegen eine kürzere Quarantäne positioniert.

Auch wenn Personen, die sich infiziert hätten, keine Symptome haben, würde trotzdem die Gefahr bestehen, dass sie das Virus weitergeben. Das sei vor allem in Bereichen, wo man Menschen besonders schützen wolle, ein Problem. Jene Personen, mit denen er in Spitälern darüber gesprochen habe, würden den Vorschlag jedenfalls vehement ablehnen, meinte Ludwig.