Theater in der Josefstadt – Innenansicht
Theater in der Josefstadt
Theater in der Josefstadt
Kultur

Coronavirus-Ausfälle auf den Wiener Bühnen

Seit Ausbruch der Pandemie hat die Kulturbranche mit Herausforderungen zu kämpfen. Theater und Kinos etwa mussten immer wieder schließen. Nun fallen bei knapp 35.000 Neuinfektionen am Tag auch Mitarbeitende auf den Bühnen krankheitsbedingt aus.

Wegen der kurzfristigen Ausfälle müssen Theater Proben unterbrechen, Spielpläne ändern und Karten retournieren. Das Absagen von Vorstellungen bringt deutliche Einnahmenausfälle. Damit Aufführungen stattfinden können, werden an den Theatern Wiens daher zum Teil gekürzte Versionen der Stücke erarbeitet, Rollen kurzfristig übernommen oder Ersatzvorstellungen angeboten.

Abonnementbüro komplett ausgefallen

Im Theater in der Josefstadt wurden seit Saisonbeginn 153 Coronavirus-Fälle bei Mitarbeitenden verzeichnet. Das entspricht rund einem Drittel des Personals. Aufgrund der Kurzfristigkeit der Ausfälle kam es zu Probenunterbrechungen, die wiederum Premierentermine gefährdet hätten. In weiterer Folge mussten Spielpläne für die kommenden Monate entsprechend geändert werden und verkaufte Karten retourniert werden. Zum Teil seien ganze Abteilungen wie das Abonnementbüro ausgefallen.

Ausfälle würden Umbesetzungen bedeuten, für deren Proben aber auch pandemiebedingt wieder Koordinierende fehlen würden. Damit Aufführungen stattfinden, würden Mitarbeitende gekürzte „Cut-Versionen“ erarbeiten und Rollen übernehmen. Zudem hat das Theater mit den Kammerspielen der Josefstadt einen zweiten Standort. Ausfälle in einem Haus würden häufig zu Änderungen im zweiten Theaterhaus führen.

Ausverkaufte Vorstellungen abgesagt

Auch im Burgtheater gibt es wegen Krankheit und Quarantäne in nahezu allen Abteilungen Ausfälle. Derzeit sind 57 Mitarbeitende, davon zwölf Ensemblemitglieder, betroffen. Die Krankheitsfälle im Ensemble sind vereinzelt in unterschiedlichen Produktionen, weswegen es zu vielen Änderungen und Ausfällen, auch ausverkaufter Vorstellungen, kam. Die Umplanungen seien zudem für das Betriebs- und das Vertriebsbüro Herausforderungen. Das Burgtheater setze auf eine strikte Teststrategie.

Stand with Ukraine auf dem Balkon des Burgtheaters
APA/Hans Punz
Im Burgtheater fallen derzeit zwölf Mitglieder des Ensembles in mehreren Produktionen aus

Kurzfristige Umbesetzungen von Rollen seien im Schauspiel nur schwer möglich, da Darstellende sich in Proben lange darauf vorbereiten. Dennoch würden einspringende Mitarbeitende immer wieder Ausfälle auffangen. Wenn das nicht möglich ist, versuche das Burgtheater Ersatzvorstellungen anzubieten. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Ensemble der anderen Inszenierung gesund und kurzfristig verfügbar ist, sowie das Bühnenbild aufgebaut werden kann und die Abonnierenden die Alternative noch nicht gesehen haben.

Auch in der Volksoper, die wie das Burgtheater den Bundestheatern angehört, muss auf krankheitsbedingte Ausfälle im Ensemble reagiert werden. Statt der eigentlich geplanten Premiere von „Kleider machen Leute“ am Sonntag findet daher stattdessen die Premiere von „La Cage aux Folles“, zu Deutsch „Ein Käfig voller Narren“, statt.

Versuche zu kompensieren

Die Vereinigten Bühnen Wiens (VBW) verzeichnen dahingegen derzeit relativ wenige Krankenstände. Von rund 800 Mitarbeitenden fallen derzeit 37 krankheitsbedingt aus, wobei nicht alle Krankenstände auf das Coronavirus zurückzuführen sind. Dazu kommen aber 30 Mitarbeitende in Quarantäne. Auch Darstellende beider Besetzungen im Musicalbereich sind betroffen. Die VBW würden vor und hinter der Bühne auf ein strenges Präventionskonzept setzen.

Sowohl bei den Musicals als auch aktuell in der Kammeroper mussten aufgrund zahlreicher und gleichzeitiger Erkrankungen bereits Vorstellungen abgesagt werden. Der Spielbetrieb konnte aber rasch wieder aufgenommen werden. Im Musical sei es nicht möglich, ein anderes Stück als Ersatz anzusetzen. Das liege an der En-Suite-Bespielung, also einer Betriebsform, bei der immer nur ein Stück gezeigt wird, bis es abgespielt ist. Tickets könnten aber Großteils auf einen anderen Termin umgebucht werden.

Saniertes Raimund Theater von außen
APA/Herbert Neubauer
Bei den VBW, zu denen das Raimund Theater gehört, fallen auch Darstellende im Musicalbereich aus

In der Musicalsparte können die VBW durch Mehrfachbesetzungen der Rollen den Ausfall eines oder mehrerer Darstellenden zum Teil kompensieren, sodass der Ausfall einer Vorstellung lange Zeit vermieden werden kann. Bei mehreren gleichzeitigen Fällen seien Absagen aber unumgänglich. In der Opernsparte gestalte sich dies zudem schwieriger, da die Rollen nur einfach besetzt werden und ein adäquater Ersatz in der kurzen Zeit meist schwer zu finden ist.

Erschwerte Bedingungen im Filmmuseum

Neben den Theatern haben auch Kultureinrichtungen wie das Filmmuseum weiterhin mit pandemiebedingten Herausforderungen zu kämpfen. Hier sind aktuell fünf Mitarbeitende im Krankenstand, was allerdings bereits rund 13 Prozent der angestellten Belegschaft ausmacht. Die Ausfälle würden relativ konstant bleiben, da sich trotz genesener Mitarbeitender immer wieder neue Krankenstände ergäben.

Im Spielbetrieb stelle man sich daher jederzeit auf kurzfristige Vertretungsfälle ein, was für das Abendpersonal eine zusätzliche Belastung und Unsicherheit darstelle. Zusätzlich zu den tatsächlichen Krankenständen kommen Kontaktpersonen, die aus Sicherheitsgründen im Homeoffice arbeiten, wo sie aber nicht allen Aufgaben im selben Maß nachkommen könnten.

Im Büro- und Archivalltag würden die Krankheitsfälle je nach Aufgabenbereich Stillstand oder zumindest erhebliche Verzögerungen bedeuten. Beispielsweise Bibliotheks- oder Saalnutzungen könnten durch Krankheitsfälle in der Belegschaft phasenweise nicht angeboten oder müssten kurzfristig abgesagt werden. Andere könnten durch die verringerte Personalkapazität nicht innerhalb der garantierten Fristen erfüllt werden. Zeitkritische Projekte und die damit verbundenen Einnahmen sind gefährdet.