Kochtopf auf Gasherd
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Wirtschaft

Alles wird teurer, was kann helfen?

Vor allem Haushalte mit wenig Einkommen belasten die hohen Kosten für Strom und Gas gewaltig. Stadt und Bund haben zwar finanzielle Hilfen angekündigt, doch die decken nicht immer alles ab. Zudem gibt es Experten, die mit weiterer Teuerung rechnen.

Haushalte profitieren gerade zweifach: einmal vom Energiekostenausgleich des Bundes in Form eines einmaligen Gutscheins von 150 Euro. Das gilt für alle Haushalte außer jenen von Topverdienern. Ein zweites Mal profitieren die Haushalte von der Senkung der Gas- und Stromabgabe, allerdings mit unterschiedlichen Ergebnissen. Bei den folgenden Beispielen wird jeweils von Bestandskunden bei Wien Energie ausgegangen.

Hilfen decken nicht alle Mehrkosten ab

Ein Wiener Durchschnittshaushalt mit 2.200 Kilowatt Strom- und 8.000 Kilowatt Gasverbrauch kann mit einem Plus von 52 Euro rechnen. Das ergibt sich aus den Mehrkosten im Vergleich zum Vorjahr von 27 Euro bei Strom und 153 Euro bei Gas, also 180 Euro Mehrkosten. Davon abzuziehen sind nun 150 Euro Energiekostenausgleich und die Senkung der Strom- und Gasabgabe. Die macht in diesem Fall 45 Euro bei Strom und 37 Euro bei Gas aus. Insgesamt also 232 Euro Hilfe bei 180 Euro Mehrkosten.

Ausgleich von Gas- und Stromteuerung

Die steigenden Gas- und Strompreise belasten vor allem Haushalte mit wenig Einkommen. Stadt und Bund haben bereits finanzielle Hilfen angekündigt.

Bei einem vierköpfigen Haushalt sieht das schon anders aus. Bei einem Verbrauch von 4.700 Kilowatt Strom und 11.200 Kilowatt Gas ergibt sich eine Mehrbelastung von 123 Euro bei Strom und 202 Euro bei Gas, in Summe 325 Euro. An Unterstützungen erhält der Haushalt auch hier 150 Euro Energiekostenausgleich. Die Abgabensenkung bei Strom macht 79 Euro aus, bei Gas 64. Insgesamt machen die Hilfen somit 293 Euro aus, auf die komplette Abdeckung der Mehrkosten fehlen also jährlich 32 Euro.

Umweltökonom: Preise steigen weiter

Doch es sind ja nicht die einzigen Kosten, die die Haushalte belasten. Steigende Mieten und steigende Preise für Lebensmittel sind ebenfalls im Geldbörsel spürbar. Für Arbeitslose, Mindespensionisten und Mindestsicherungsbezieher gibt es noch eine Einmalzahlung von 300 Euro vom Bund und 200 Euro von der Stadt Wien. Am schlechtesten steigen Geringverdiener unter der Armutsgrenze von 1.330 Euro netto pro Monat aus. Sie müssen vergleichsweise viel von ihrem Einkommen für Energie ausgeben, erhalten aber keinen einmaligen Zuschuss.

Verkäuferin in Supermarkt
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Auch Preise für Lebensmittel steigen

Im Moment ist zudem nicht absehbar, wie sich die Teuerung weiter entwickelt. Weitere Folgen des Ukraine-Kriegs sind aktuell nicht absehbar, ebenso die weitere Entwicklung der Pandemie. Die Frage, ob daher mit weiteren Preissteigerungen in den nächsten Monaten bzw. im nächsten Jahr zu rechnen sei, sei schwierig zu beantworten, sagte der Umweltökonom Joel Tölgyes vom Momentum-Institut im „Wien heute“-Gespräch. Er rechne jedenfalls damit, dass die Energiepreise im nächsten Jahr mindestens so stark wie heuer steigen werden.

Geschwindigkeit der Energiewende wichtig

Die Großhandelspreise für Gas stiegen stark, die Energieversorger würden das zwar gut abfedern. Aber meistens würden sie die Mehrkosten mit einer gewissen Zeitverzögerung schlussendlich doch auf den Konsumenten abwälzen. „Mittel- bis langfristig hängen unsere Strom- und Heizkosten natürlich davon ab, wie gut wir es schaffen, unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren“, betonte Tölgyes.

Je schneller wir es schaffen würden, Heizungen gegen klimafreundliche Alternativen zu tauschen, Gebäude zu dämmen und die Produktion auf erneuerbare Energieträger umzustellen, „desto besser ist das nicht nur fürs Klima, sondern auch fürs Geld“. Einmalzahlungen wie von der Stadt Wien würden prinzipiell bei den richtigen Menschen ansetzen, also vor allem bei Haushalten mit wenig Einkommen, die sich im Moment am schwersten mit den steigenden Energiepreisen tun.

Allerdings gebe es auch Haushalte, bei denen die Energiekosten deutlich höher seien, weil sie in schlechter gedämmten Wohnungen leben – „und dort wird es nicht ganz ausreichen“, so Tölgyes. Deswegen sei es auch wichtig, nachhaltig zu agieren und zu schauen, dass man Sozialleistungen armutsfest mache, damit man in Krisen nicht immer auf Einmalzahlungen angewiesen sei.

Teuerung bei Fernwärme „nicht so hoch“

Preiserhöhungen bei der Fernwärme werden gerade geprüft. Hier sieht Tölgyes allerdings keine Gefahr einer deutlich spürbaren Preiserhöhung. Zwar sei auch die Fernwärme zu einem großen Teil von Gas abhängig, was natürlich höhere Kosten bedeute. Aber ein Teil der Produktion setze bereits auf Müllverbrennung und auf erneuerbare Energien: „Deswegen denke ich, dass die Preiserhöhungen dort nicht so hoch sein werden wie bei den Gasheizungen.“

Steigende Energiepreise wirken sich schlussendlich ja auch auf die Produktion von Waren aus, die dadurch ebenfalls teurer werden. Hier verwies Tölgyes auf einen bereits sichtbaren leichten Preisanstieg bei Lebensmitteln. Das liege sicher auch an den Energiekosten, aber zu einem größeren Teil an den Nachwirkungen von Corona, an Lieferengpässen und am Ukraine-Krieg. Denn in der Ukraine wird sehr viel Getreide angebaut. Das fehle durch den Krieg und deswegen gingen die Preise auch in die Höhe.