Wienfluss bei Auhof
ORF.at/Christian Öser
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Umwelt

Wientalkanal wird verlängert

Der Wientalkanal wird unter dem Wienfluss um rund neun Kilometer verlängert. So sollen die Wasserqualität des Wienflusses verbessert und das Kanalnetz bei Starkregen entlastet werden. Zudem können die bestehenden Kanäle effizient saniert werden.

Der Ausbau erfolgt entlang von sechs Bezirken vom Ernst-Arnold-Park in Margareten bis in die Auhofstraße 255 in Hietzing. Im April sollen die ersten Probebohrungen am Gaudenzdorfer Gürtel stattfinden. Die Ausschreibung und die Vergabe der Bauarbeiten sollen 2023 und der Start der Tunnelbauarbeiten dann 2024 stattfinden. Die vollständige Inbetriebnahme ist für das Jahr 2028 geplant. Der Investitionsrahmen für das Projekt beträgt 200 bis 250 Millionen Euro.

„Starkregenereignisse, wie wir sie durch die Klimakrise häufiger erleben, sind eine hohe Belastung für unsere Gewässer. Mit dem Wientalkanal schützen wir in Zukunft den Wienfluss vor Verschmutzung bei starkem Regen. Das ist nicht nur ein wichtiger Beitrag zum Gewässerschutz, sondern auch für die Lebensqualität und die Sicherheit der Wienerinnen und Wiener, die entlang des Wienflusses leben“, sagte Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ).

Wasserqualität des Wienflusses

Das Abwasser von zwölf Bezirken wird durch Kanäle im Einzugsgebiet des Wienflusses entsorgt, was rund ein Fünftel des Abwassers der Stadt ausmacht. Mit Regenwasser verdünnt wird das Abwasser zu Mischwasser. Bei starken Regenfällen wird das Mischwasser derzeit über 50 Entlastungsöffnungen in den Kanälen in den Wienfluss abgeleitet. Einerseits werden so das Kanalnetz entlastet und Überflutungen in den Bezirken verhindert, andererseits wird aber die Wasserqualität des Wienflusses belastet.

Der Wienfluss beim Stadtpark
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Der Wientalkanal entlang des Wienflusses wird verlängert

Zwischen 1997 und 2006 wurden von der Mündung in den Donaukanal flussaufwärts bereits über drei Kilometer Kanal in drei Bauabschnitten errichtet. Mit der geplanten Verlängerung wird der Wientalkanal ab 2028 eine Gesamtlänge von rund zwölf Kilometern haben. Die Maßnahme zur Verbesserung der Wasserqualität übertreffe einschlägige Vorgaben wie die der EU-Wasserrahmenrichtlinie und des Gewässerbewirtschaftungsplanes, hieß es in der Aussendung des Stadtratsbüros.

Sanierung der Kanäle notwendig

„Wenn der neue Wientalkanal in Betrieb ist, gehören die meisten Mischwasserentlastungen bei Regen der Vergangenheit an. Nur bei extremen Starkregenereignissen schützen wir uns durch Notentlastungen vor einer Überflutung. Mit unserem neuen Kanal können wir dann auch die vorhandenen Sammelkanäle links und rechts vom Wienfluss sanieren“, so Wien-Kanal-Direktor Andreas Ilmer.

Die notwendige Sanierung der Kanäle, die das Abwasser links und rechts neben dem Wienfluss transportieren, ist nur bei Trockenlegung möglich. Derzeit müsste das Abwasser währenddessen entweder direkt in den Fluss geleitet oder aufwendig an der Oberfläche abgepumpt werden. Über den neuen Wientalkanal soll das Abwasser künftig über einen längeren Zeitraum zur Kläranlage umgeleitet werden, während die alten Sammelkanäle saniert werden.

Tunnelbau in zwei Richtungen

Es sei das Ziel, die Beeinträchtigungen durch das Großprojekt für die Bürgerinnen und Bürger so gering wie möglich zu halten, hieß es seitens der Stadt. Die Arbeiten sollen daher hauptsächlich im Untergrund stattfinden. Der Kanal soll als Tunnelröhre mit einem Innendurchmesser von drei Metern errichtet werden. Er liegt tiefer als der Wienfluss und verläuft größtenteils entlang der linken Wienfluss-Mauer.

Für den unterirdischen Teil setze man auf eine Tunnelbaumaschine, die gleichzeitig bohrt, abbaut und ausbaut. Vergleichbare Geräte wurden etwa beim Eurotunnel zwischen Frankreich und England eingesetzt. Vom Startschacht auf der Grünfläche am Gaudenzdorfer Gürtel soll in zwei Richtungen durchgebohrt werden, bis die Ziele im Ernst-Arnold-Park im fünften Bezirk und am Skaterplatz Auhof im 13. Bezirk erreicht sind. An rund 50 Stellen muss dann das bestehende Kanalnetz umgebaut und an die fertigen Tunnelabschnitte angeschlossen werden.

An Stellen, wo das bestehende Kanalnetz an den neuen Tunnelkanal angeschlossen wird, muss aufgegraben werden. Die Baustellen werden jeweils voraussichtlich einige Monate dauern. Um Bürgerinnen und Bürger frühzeitig über die Bauvorhaben zu informieren, soll am Gaudenzdorfer Gürtel noch vor Beginn der Bauarbeiten ein Infozentrum eingerichtet werden. Die Oberflächen, an denen aufgegraben wird, sollen mit Augenmerk auf klimagerechte Instandsetzung und Einbindung der Bürgerinnen und Bürger gestaltet werden.