Esoterik
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Wirtschaft

Laute Kritik am Energetik-Gewerbe

Energetik ist, was im Volksmund unter Esoterik verstanden wird. Ein Nutzen lässt sich zwar nicht feststellen, doch viele schwören darauf. In Wien üben rund 2.700 Menschen das Gewerbe Energetik aus, sind ganz offiziell Fachleute für Wohlbefinden – und umstritten.

„Die Grenze zwischen der Esoterik und der Energetik ist sicher nicht scharf zu ziehen. (…) Auf der esoterischen Seite dieses weiten Feldes steht der oft dunkle geheimnisvolle Glaube an die Macht der Mythen, des Alls und seiner Harmonien. Auf der energetischen Seite das pragmatische Wissen um mentale Kräfte, um Energieströme und um das Machbare, das oft genug nicht erklärbar ist, aber trotzdem wirksam stattfindet.“ So wird Berufsgruppensprecher Charly Lechner von der Wirtschaftskammer zitiert.

3.000 Energetiker in Wien

Rund 3.000 Energetiker sind etwa in Wien in der Wirtschaftskammer vertreten. Und das, obwohl es es für ihre Angebote keine wissenschaftlichen Grund-lagen gibt.

Nicht messbar und ohne wissenschaftliche Beweise heißt es andernorts: „Einige der Angebote, die Energetiker haben, wurden schon überprüft, und es hat sich immer herausgestellt, da ist nichts dahinter. Und manche der Verfahren, die angeboten werden, sind sogar widerlegt“, sagte etwa die Medizinjournalistin Krista Federspiel. Esoterik ist dennoch ein offizielles Gewerbe, inklusive Vertretung in der Wirtschaftskammer. Rund 2.700 Human-, Tier- und Raumenergetiker besitzen derzeit in Wien einen Gewerbeschein.

Zufriedene Kunden bloß durch „Irreführung“?

Auf die fehlende wissenschaftliche Basis muss das Gewerbe gegenüber Kunden sogar mit einem eigenen Formular extra hinweisen. Für Federspiel, die unter anderem Mitglied der „Gesellschaft für kritisches Denken“ ist, ist das die Spitze der Absurdität: „Ein Beruf, der durch Negation definiert ist – nicht Therapien, nicht Diagnosen erstellen und nichts wissenschaftliches anbieten (…) Da fragt man sich wirklich, was ist das für eine Basis für einen Beruf, der sinnvoll sein soll.“ Federspiel sieht dadurch sogar eine Irreführung der Kunden.

Doch bei der Wirtschaftkammer, Sparte persönliche Dienstleister, sieht man das anders. Man verweist auf zufriedene Kunden: „Im Berufsbild des Gewerbes werden sowohl die Dienstleistungsinhalte als auch die Tätigkeitsgrenzen sehr genau beschrieben. Die zahlreichen zufriedenen Stammkundinnen und -kunden sprechen für den Bedarf und Erfolg des Angebots.“

Zwei Milliarden Euro Jahresumsatz

Um als Energetiker tätig sein zu können, ist keine Ausbildung nötig. Wirtschaftskammer und WIFI bieten Kurse an, zum Beispiel Ausbildung zum Cranio Sacral Praktiker oder Kinesiologen. im Schnitt kosten diese Kurse einige hundert Euro. Offizielle Zahlen, wie hoch der Umsatz der Branche ist, gibt es nicht. Schätzungen gehen von rund zwei Milliarden Euro pro Jahr in Österreich aus – viel Geld für etwas, für das es außer einem Placeboeffekt keine wissenschaftlichen Belege gibt.