Zahlreiche Grabkerzen rund um einen Baum, am Fundort der Leiche
APA/Herbert Neubauer
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Gericht

Fall Leonie: Vierter Verdächtiger ausgeliefert

Im Fall der im Juni 2021 getöteten 13-jährigen Leonie ist der vierte Verdächtige am Mittwoch von Großbritannien an Österreich ausgeliefert worden. Das sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien. Am Freitag wurde die U-Haft über ihn verhängt.

„Er ist seit Mittwoch hier und wurde bereits einvernommen.“ Wie sich der Verdächtige verantwortete, wollte die Sprecherin nicht sagen. Die Verhängung der U-Haft sei noch nicht rechtskräftig, vorläufig gilt sie bis 8. April. Als Haftgründe wurden Flucht- und Tatbegehungsgefahr angenommen.

Das Mädchen war im Juni 2021 in Wien-Donaustadt zu Tode gekommen. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt in diesem Zusammenhang gegen insgesamt vier Afghanen wegen Vergewaltigung mit Todesfolge.

Anwälte der Familie wollten schnelleres Verfahren

Vorige Woche sprachen sich noch die Anwälte der Hinterbliebenen für eine schnellere Verfahrensabwicklung aus, weil sich die Auslieferung des Verdächtigen weiter hinzog. Florian Höllwarth und Johannes Öhlböck hatten die Trennung des Verfahrens nach Paragraf 27 Strafprozessordnung (StPO) angeregt, weil die Verzögerung für die Familie eine „unzumutbare Belastung“ sei. Durch die Auslieferung könnten die Ermittlungsergebnisse schneller abgeschlossen und bald Anklage erhoben werden.

Der zum Tatzeitpunkt 22-Jährige hatte sich nach Auffinden der auf einer Grünfläche abgelegten Leiche aus Österreich abgesetzt und war quer durch Europa nach England geflohen. Ende Juli 2021 wurde er in einem Londoner Hotel festgenommen, seither befand er sich in Auslieferungshaft. Drei Landsleute im Alter von – vorgeblich – 16, 18 und 23 Jahren waren kurz nach der Tat festgenommen worden, zwei befinden sich in Wien in U-Haft, der 23-Jährige gilt nicht mehr als unmittelbar tatbeteiligt, sitzt aufgrund anderer Delikte aber in Strafhaft.

Bewusstloses Mädchen an einen Baum gelehnt

Die 13-Jährige aus dem niederösterreichischen Bezirk Tulln soll den bisherigen Ermittlungen zufolge am 25. Juni den jüngsten Verdächtigen am Donaukanal getroffen haben, wo sie Ecstasy verabreicht bekommen haben soll. Dann soll sie von dem vorgeblich 16-Jährigen in die Wohnung eines 18-Jährigen gebracht worden sein. Dort wurden dem Mädchen angeblich weitere Drogen verabreicht. Mindestens zwei der vier Verdächtigten sollen sie vergewaltigt haben.

Als die 13-Jährige das Bewusstsein verlor, wurden die Männer nervös. Sie dürften ihr Milch und Joghurt eingeflößt und sie unter eine Dusche gehalten haben. Doch der junge Teenager zeigte keine Lebenszeichen mehr. Sie sollen das Mädchen daraufhin in einen Teppich gewickelt und auf einem Grünstreifen an einen Baum gelehnt haben. Passanten entdeckten am nächsten Morgen die Leiche.